9 NHL-Teams und ihre 11 Schweizer Spieler – Teil I

Zwei Drittel der regulären Saison in der nordamerikanischen Hockeyliga sind absolviert und nach wie vor haben 11 Schweizer Spieler einen Stammplatz in ihren Teams.Wie läuft es ihnen? Wo stehen ihre Teams? Wie sind die Chancen auf einen Playoff-Platz? Diesen Fragen wollen wir hier nachgehen, mit Blick auf Tabellen, Statistiken, Trades, Verletzungen, Teamaufstellungen und schlussendlich auf die sportliche Entwicklung während der aktuellen Saison.

New Jersey Devils mit Nico Hischier und Jonas Siegenthaler

Situation/Tabelle

Die Devils sind zurzeit das tabellenmässig bestplatzierte Team mit Schweizer Beteiligung und stehen aktuell auf der überraschenden Position 3 der gesamten Liga und an zweiter Stelle der Metropolitan Division, mit komfortablen 14 Punkten Vorsprung auf die Wildcard-Plätze, was eigentlich schon einen fast sicheren Playoff-Platz bedeutet.

Diese positive Bilanz und sportliche Steigerung kamen auf diese Saison hin eigentlich unerwartet, nachdem die Playoffs seit 2018/19 jedes Mal und teilweise auch deutlich verpasst wurden. Ein Jahr zuvor erreichten die Devils beim Debüt von Nico Hischier zum letzten Mal die Playoffs. Gleichzeitig startete das Management auch den Rebuild der Mannschaft, der nun in dieser Saison eindeutig Früchte trägt. Charakterstärke zeigten die Devils auch, als sie nach einer Negativserie im Dezember ab Anfang Jahr wieder zu positiven Resultaten zurückfanden.

Die Metropolitan Division (NHL/nhl.com)

Das Team ist bestückt mit jungen Talenten unter 25 Jahren, darunter der erst 21-jährige Jack Hughes, nach Nico Hischier ein weiterer Nr. 1 Draft-Pick und wohl einer der schnellsten und torgefährlichsten Stürmer der Liga, mit schon 69 Skorerpunkten aus 52 Spielen. Mit dem Zuzug von Verteidiger John Marino von Pittsburgh wird nun auch das Penalty-Killing stabilisiert und im letztjährigen Draft schnappte man sich zudem mit dem talentierten Simon Nemec die Nummer 2 der ersten Runde, er ist derzeit noch in der AHL „platziert“. Diese bevorzugten Picks verdanken die Devils den schlechten Platzierungen der letzten Jahre.

Nico Hischier, in seiner dritten Saison als Captain, bildet in dieser Saison meistens ein Sturmtrio mit dem erfahrenen Slowaken Tomas Tatar und dem jungen Dawson Mercer. Zusammen realisierten sie bis jetzt beachtliche 117 Scorerpunkte. Seine Statistiken waren schon im letzten Jahr herausragend, obwohl er nicht weniger als 5 verschiedene Kombinationen von Sturmpartnern zur Seite hatte. Hischier ist einer der wertvollsten Zweiweg-Center der Liga und arbeitet im Defensivbereich genauso stark wie in der Offensive, er glänzt dabei auch mit zahlreichen Puckeroberungen, überraschenden Angriffsauslösungen und exakten Zuspielen auf seine Flügelstürmer.

New Jersey Devils Center Nico Hischier feiert mit seinem Teamkollegen Yegor Sharangovich (JustPictures)

Jonas Siegenthaler, ein Zweitrunden Draft von 2015 und auch erst 25 Jahre alt, wechselte 2019 von den Washington Capitals zum Team aus Newark. Er ist ein ruhiger, zuverlässiger Verteidiger, ein typischer „Shutdown Defenseman“, der durchschnittlich über 20 Min. Eiszeit erhält und verteilt die meisten Checks des Teams. Daher überraschte es nicht, dass er letzte Saison als Nummer 1 der zehn besten Defensiv-Verteidiger gewählt wurde. Er läuft meistens an der Seite des offensiv-eingestellten Dougie Hamilton auf, um nach hinten abzusichern. Wenn seine Entwicklung in diesem Stil weitergeht, könnten er und Hamilton bald zum Dream-Defense-Pair der NHL werden. 

Playoff-Chancen: 90 - 95 %

Die meisten Experten trauen den Devils in der Zwischenzeit das Erreichen der Playoffs zu, obwohl sie vor Saisonstart keinen grossen Kredit genossen. Sie werden das Ziel erreichen, vorausgesetzt, man wird von grösserem Verletzungspech verschont und die Torhüter, die einzige Schwachstelle des Teams, können ihr bisheriges Niveau halten. Viele der jungen Talente im Team haben ihren Zenit noch nicht erreicht und werden sich weiter verbessern. Auf der anderen Seite läuft bei 13 Spielern der Vertrag diesen Sommer aus, sie werden sich daher im besten Licht präsentieren. Und die Zuzüge von Ondrej Palat, Erik Haula und dem jungen Schweden Fabian Zetterlund, der eine ausgezeichnete Saison in der AHL bestritt, haben sich schon ausgezahlt.

Obwohl die Metropolitan die stärkste Division ist und der Kampf um die 3 direkten Playoff-Plätze jedes Jahr unerbittlich ist, beträgt der Vorsprung der Devils doch schon 12 Punkte auf die viertplatzierten Islanders.

Los Angeles Kings mit Kevin Fiala

Situation/Tabelle

Mit dem 10. Tabellenplatz der Liga und als Tabellenzweiter der Pacific-Division sind die Kings auch in diesem Jahr wieder auf Playoff-Kurs. Allerdings eng verfolgt von den beiden starken kanadischen Franchises aus Edmonton und Calgary, denen auch in diesem Jahr wieder Spitzenplätze vorausgesagt wurden und welche die letztjährige Regular Season auf den ersten beiden Plätzen ihrer Division beendeten. Es waren dann auch die Oilers, welche die LA Kings in den letzten Playoffs im Viertelfinale eliminierten.

Die Pacific Division (NHL/nhl.com)

Das Team muss vor allem defensiv stabiler werden, ist man doch die einzige Mannschaft unter den Top 18 mit einer negativen Torbilanz, und das Penaltykilling von nur 74,6 % ist der sechstschlechteste Wert der Liga. Man erwartet auch von der Defensiv-Abteilung mehr Produktivität als Vorbereiter und Spielmacher. Nur gerade zwei Spieler finden sich unter den Top 50 Punkteleader aller Verteidiger und in der +/- Top 50 Statistik gar keiner. Mit der Rückkehr von Topverteidiger Drew Doughty nach einer Operation, die ihn fast die Hälfte der letzten Saison verpassen liess, ist wieder eine Leaderfigur in der Defensive, die vor allem auch kreative Inputs setzen kann. Der Rest der Blueline-Abteilung ist noch verhältnismässig jung, mit Ausnahme des erfahrenen Alexander Edler ist keiner älter als 28 Jahre. 

Kevin Fiala ist wohl der Schweizer Stürmer mit dem direktesten Weg aufs Tor und dementsprechend der interne Leader bei den Torschüssen. Falls er seine Pace auf diesem Niveau halten kann, wird er seine aussergewöhnliche Leistung vom letzten Jahr mindestens egalisieren können. Nach seinem letztjährigen Rekordjahr in Minnesota, wo man ihn sich infolge des Salary Caps nicht mehr leisten konnte, wechselte er mit einem 55 Mio. $-Vertrag für 7 Jahre nach Kalifornien und belegt schon Rang 21 der NHL-Skorerwertung mit 61 Punkten aus 57 Spielen. Das ist umso erstaunlicher, als dass er in der Zwischenzeit nicht mehr in der Top-Line mit Altstar und Center Anze Kopitar und dem Rekordtorschützen Adrian Kempe zum Einsatz kommt. Aber Fiala hat schon in Minnesota bewiesen, dass er auch erfolgreich ist, unabhängig in welcher Linie er spielt. Er ist ein Stürmer, der vor allem mit viel Puckbesitz am effektivsten ist. 

Playoff-Chancen 70 - 80 %

Allgemein wurde erwartet, dass Calgary, Edmonton und Los Angeles die direkten Playoff-Plätze unter sich ausmachen. Stand jetzt zeigt allerdings Vegas vor Los Angeles und dem letztjährigen Neuling Seattle Kraken in der Pacific Division. Gerade von Seattle wurde nach der sehr enttäuschenden Premieren-Saison 2021/22 eine solche Steigerung noch nicht erwartet. Das Rennen um die direkten Playoff-Plätze ist bei weitem noch nicht entschieden und das letzte Saison-Drittel verspricht einen spannenden Kampf der oben genannten 5 Teams, die nur durch 9 Punkte getrennt sind. Die Kings haben mit dem Zuzug von Fiala eindeutig an offensiver Breite und Torproduktivität zugelegt und besitzen nun drei starke und ausgeglichene Sturmformationen. 

Mit dem Playoff-Platz im letzten Jahr überraschten sie viele Experten, allerdings war ihre Division damals schwächer, sie machten aber seit 2017/18 riesige Schritte nach vorne. In der aktuellen Saison werden sie allerdings mehr als 99 Punkte (Regular Season 2021/22) für die direkte Qualifikation benötigen. 

Colorado Avalanche mit Denis Malgin

Situation/Tabelle

Der letztjährige Stanleycup-Sieger gehört auch in diesem Jahr wieder zum allerengsten Kreis der Finalanwärter. Nachdem sie 2021/22 fast im Schnellzug-Tempo mit 16 Siegen und nur 4 Niederlagen durch die Playoffs eilten, kam die Lokomotive diesen Herbst aber etwas ins Stocken und man findet sich auf dem enttäuschenden 13. Rang in der Liga mit nur 2 Punkten Vorsprung vor den Minnesota Wild. Das reicht im Moment zwar für Rang 3 in der Central Division, aber man spürt den Atem der Verfolger im Nacken.

Die Central Division (NHL/nhl.com)

Das Team wurde hart getroffen mit den schwerwiegenden Ausfällen von Captain Gabriel Landeskog (er konnte die Saison gar nicht beginnen), Valeri Nichushkin (ist jetzt wieder zurück), und erst kürzlich fiel auch Norris-Trophy-Gewinner Cale Makar 10 Tage aus, sowie Torhüter Pavel Francouz. Auch die Colorado Avalanche mussten einen mehrjährigen Rebuild durchlaufen mit dementsprechend enttäuschendem Abschneiden, bis man sich ab 2017/18 wieder in den Finalrängen festsetzen konnte. Ab diesem Zeitpunkt entwickelte sich das umgestaltete Team kontinuierlich weiter bis zum grossen Triumph 2022.

Denis Malgin wurde aufgrund gewichtiger Ausfälle im Laufe der Saison von den Toronto Maple Leaves verpflichtet, sowie der amerikanische Stürmer Matt Nieto. Er bekommt regelmässige, aber kurze Eiszeiten zwischen 5 und 8 Min., obwohl das Team in den letzten Spielen meistens nur mit 11 bis 12 Stürmern spielte. Und trotzdem kann er immer wieder seine schnellen und gefährlichen Rushes aufblitzen lassen, wenn er einmal im Scheibenbesitz ist. Das fruchtete bis jetzt in 4 Skorerpunkten aus 16 Spielen, obwohl er in der dritten und vor allem vierten Linie vor allem eine defensiv ausgerichtete Rolle spielen muss, mit wenig Entfaltungsmöglichkeiten für seine Produktivität und Kreativität.  

Playoff-Chancen: 95 - 100%

Trotz der hart umkämpften Finalplätze in der Western Conference wird es Colorado ohne Probleme in die Playoffs schaffen, das Team ist einfach zu stark, schnell und ausgeglichen. Zudem haben sie mit dem ehemaligen Starspieler Joe Sakic auch noch den Gewinner des «Best General Manager Awards». Er verschaffte dem Team mit dem Erwerb von Artturi Lehkonen und Andrew Cogliano nochmals Skorer-Tiefe und mit Verteidiger Josh Manson zusätzliche Wasserverdrängung an der blauen Linie. Ausserdem konnten sämtliche Schlüsselspieler mit längerfristigen Verträgen gebunden werden.

Daher sind die Erwartungen entsprechend hoch, sowohl beim Club selbst als auch bei den Experten. Alles andere als das Erreichen des Conference Finals wäre eine Enttäuschung. Das Team hat vorne schnelle Skater und geniale Skorer wie Nathan MacKinnon, Mikko Rantanen, Artturi Lehktonen oder Valeri Nichushkin, unterstützt von der wahrscheinlich besten Verteidigung der Liga mit einem Mix aus defensiver Robustheit von Josh Manson, Kurtis MacDermid und Erik Johnson und kreativen Zweiweg-Verteidigern wie der Norris Trophy Gewinner Cale Makar oder Devon Toews.