9 NHL-Teams und ihre 11 Schweizer Spieler – Teil II

Im ersten Jahresquartal ist die Periode, in der die Teams der National Hockey League ihren Platz in der Liga allmählich festigen, oder sprichwörtlich: wo sich die Spreu vom Weizen trennt. Die Besten beginnen, sich vom Rest der Liga abzusetzen und die Teams, die nicht mehr um Playoff-Plätze jagen, orientieren sich dementsprechend nach hinten und machen sich Gedanken über die nächste Saison oder beschäftigen sich mit den Trades. Für die Spieler bedeutet dies aber keinesfalls, einen Gang zurückschalten, denn der Kampf um Stammplätze oder eventuelle Vertragsverlängerungen ist beträchtlich. Auch drängen sich stets junge, gedraftete Spieler auf. 

Die Trade-Periode, die sogenannten „Tauschgeschäfte“ von Spielern zwischen den Teams endete am 3. März. Sie bildet ein wichtiges Instrument für die Umgestaltung oder den Neuaufbau einer NHL-Franchise. Es besteht die Möglichkeit, Spieler, deren Gehalt den Salary Cap (aktuell 82,5 Mio. pro Team) zu stark belasten oder solche mit auslaufenden Verträgen einzutauschen. Ein Trade kann auch zur Verjüngung oder zum Rebuild eines Teams beitragen, indem man sich beim Handel zukünftige Draft Picks sichert, oder eben bei personellen Defiziten neue Spieler erwirbt. Übrigens gibt es in der NHL keine Käufe oder Verkäufe von Spielern zwischen den Teams, sie werden gegen einen entsprechenden und vereinbarten Spielerwert eingetauscht, es fliesst also kein Geld.

Aus Schweizer Sicht wurden eben erst zwei gewichtige Transfers getätigt: Timo Meier, der Ende Saison zum Free Agent geworden wäre, wurde zu den New Jersey Devils getradet und Nino Niederreiter wechselte von den Nashville Predators zu den Winnipeg Jets. Letzterer kam eher unerwartet, erhielt Niederreiter doch erst auf diese Saison hin einen neuen Vertrag bei Nashville. 

Von den nachfolgenden Teams mit Schweizer Personal sind alle drei noch im Playoff-Rennen, am greifbarsten ist die Postseason wohl für die Winnipeg Jets.

Winnipeg Jets mit Nino Niederreiter

Situation/Tabelle 

Die Jets stehen aktuell an 13. Stelle der Liga und auf einem direkten Playoff-Platz in der Central Division, allerdings nur mit einem Punkt Vorsprung auf Colorado. Nachdem letzte Saison die Playoffs verpasst wurden, sind die Chancen auf eine Qualifikation in diesem Jahr noch intakt, aber noch lange nicht gesichert. In der Central Division hat auch Verfolger Nashville seine Hoffnungen noch nicht aufgegeben. Dem Team steht nun ein intensiver und womöglich vorentscheidender Monat mit Auswärtsspielen gegen die Spitzenteams Tampa, Carolina und Boston bevor.

Die Central Division (NHL/nhl.com)

Das Team 

Die Jets entstanden aus den ehemaligen Atlanta Thrashers, die 2011 nach Winnipeg verlegt wurden und unter dem neuen Franchise-Namen die Postseason seither bescheidene fünfmal erreichten. Der positive Lauf nach mehr als zwei Dritteln in dieser Saison ist eher eine Überraschung, musste man doch 2 ½ Monate ohne den dänischen Topscorer Nikolaj Ehlers, den Sohn von Trainerlegende Heinz Ehlers, und zuletzt auch dem Erstrunden-Pick von 2020, den Center Cole Perfetti, auskommen. Dementsprechend kam das Zwischentief im Februar mit 6 Niederlagen aus 9 Spielen nicht unerwartet.

Nino Niederreiter startete 2022 seine erste Saison mit den Nashville Predators, wo er als Free Agent von den Carolina Hurricanes kam. Überraschend wurde er nun nach Winnipeg weiter getradet, seine allererste Station in Canada. Er gilt als Top Transfer für das Team, weil er neben seiner Erfahrung von rund 800 Spielen (davon 82 Playoffs) vor allem auch die nötige Physis ins Spiel der Jets bringt. Als typischer Power-Stürmer geht er aggressiv ins Forechecking, seine 119 ausgeteilten Checks seinerzeit bei Carolina waren Spitzenwerte in dieser „Disziplin“. Was ihn von vielen anderen harten Spielern aber unterscheidet, ist, dass er neben einem satten Schuss auch ein schneller Skater ist.

Nino Niederreiter im Dress der Jets (JustPictures)

Playoff-Chancen 50 - 60 %

Die vergleichsweise tiefe Einschätzung ist der höchst unausgeglichenen Offensivabteilung mit nur zwei produktiven Sturmreihen geschuldet, derweil die 3. und 4. Linie nach vorne harmlos ist. Und mit dem Zuzug von Niederreiter wurde dieses einseitige Verhältnis noch verstärkt, er wird als aktuell drittstärkster Torschütze des Teams in einer der ersten beiden Linien stürmen. Für den Einzug in die Postseason benötigt ein Team auf dem Niveau der Winnipeg Jets mehr sekundäre Produktion von den „Bottom Six“ als die bis jetzt erzielten 26 Tore. 

Ein weiteres Fragezeichen ist die schwach besetzte Torhüterabteilung, neben Connor Hellebuyck existiert keine annähernd gleichwertige Nummer 2. Zudem wurde auch das Trade-Fenster mit Ausnahme von Nino Niederreiter nicht weiter für Verstärkungen genutzt, obwohl einige, nicht unwesentliche Leistungsträger wie Pierre-Luc Dubois, Sam Gagner, Morgan Barron in diesem Jahr auslaufende Verträge haben. 

Nashville Predators mit Roman Josi 

Situation/Tabelle

Mit dem 17. Platz in der Liga stehen die Chancen für eine Playoff-Qualifikation nicht allzu gut, nachdem man in der Vorsaison die Finalrunde noch mittels Wildcard schaffte, dort allerdings gegen die Colorado Avalanche mit 4 Niederlagen unterging.

Der aktuelle Rückstand in der Central-Division auf einen direkten Playoff-Platz beträgt 6 Punkte und in der Western Conference streiten sich mit Edmonton, Calgary und Minnesota drei starke Teams mit den Preds um die begehrten Plätze. Es sind Teams, denen im Vorfeld der Saison sichere Postseason-Plätze vorhergesagt wurden oder die sogar als Kandidaten für den Final gesetzt wurden.

Das Team

Nashville gelang es bisher weder an die Leistungen der letzten Saison anzuknüpfen noch Konstanz in ihre Einsätze zu bringen. Auf beeindruckende Siege folgten bald wieder klare Niederlagen, auch wenn teilweise viel Pech im Spiel war. Und von den 10 Spielen im Februar gewannen Sie nur die Hälfte, ein Rückschlag nach dem positiven Abschneiden im Januar mit 9 Siegen aus 13 Partien.

Der Zuzug des erfahrenen Verteidigers Ryan McDonagh von Tampa wird definitiv mehr Tiefe in die unausgeglichene Defensiv-Abteilung bringen. Zudem holte man mit Kevin Lankinen endlich einen weiteren Backup-Goalie für den ausgezeichneten Juuse Saros, einer der besten Torhüter der NHL, der die letztjährige Saison fast im Alleingang bewältigen musste.

Roman Josi war mit sensationellen 96 Punkten massgeblich am letztjährigen guten Auftritt der Predators in der Regular Season beteiligt, vor allem mit seinen 73 Assists stand er konkurrenzlos an der Spitze aller Verteidiger und an 5. Stelle aller Spieler. Mit Josi auf dem Eis generieren die Preds die höchste Schussrate und qualitativ hochwertigsten Chancen. Mit 246 Schüssen ist er an 8. Stelle aller Spieler (inkl. Stürmer!) der Liga. Und kein anderer Verteidiger trägt die Scheibe erfolgreicher aus der Zone als er, seine Werte bei den kontrollierten Zonen-Austritten aus der Verteidigung und den Zonen-Eintritten in die Offensive waren 2022 Spitzenwerte.

Der Captain der Predators an der blauen Linie (JustPictures)

Playoff-Chancen 40 - 50 %

Den direkten Playoff-Platz wird das Team schwerlich schaffen, zu stark treten im Moment die direkten Konkurrenten Colorado und Minnesota auf. Aktuell ist man aber durchaus im Rennen um die zwei Wildcard-Plätze. Es mischen hier die Edmonton Oilers und die Calgary Flames aus der Pacific Division mit. 

Ob das Team auch in dieser Saison den Eintritt in die Finalrunde schaffen wird, hängt von mehreren Faktoren ab, auch von der Goalie-Tiefe. Wird Neuzuzug Kevin Lankinen ein valabler Backup für Juuse Saros sein und ihn in der heissen Endphase der Regulation-Season entlasten? Er hat bis jetzt erst 15 Spiele mit einer Fangquote von 0.925 % absolviert und zuvor insgesamt nur 69 Spiele mit den Blackhawks.

Ein weiterer wichtiger Punkt wird die Rückkehr der verletzten Stürmer Filip Forsberg und Ryan Johansen sein, beide sind neben Matt Duchene die wichtigsten Torgaranten im Sturm. Des Weiteren muss das Team seine Strafzeiten reduzieren, die Predators kassierten letzte Saison mehr Strafen als jedes andere Team und waren dadurch mehrheitlich in der eigenen Zone beschäftigt. Und die neuesten Abgänge der Stürmer Mikael Granlund, Tanner Jeannot und von Verteidiger Mattias Ekholm werden vermutlich Auswirkungen haben, und das in der heissen Phase der Vorentscheidung um die Finalplätze.

Detroit Red Wings mit Pius Suter

Situation/Tabelle

Zwar liegen die Red Wings zurzeit nur an 23. Stelle der Liga und an 7. Position in der Atlantic Division, dürfen sich aber immer noch kleine Hoffnungen auf einen der Wildcard-Plätze machen, dazu fehlen 7 Punkte. Allerdings ist die Eastern Conference stärker einzustufen, hier werden die aktuell 6 besten Teams die direkten Playoff-Plätze unter sich ausmachen. Die beiden Division-Leader Boston und Carolina haben aktuell schon 27 (!), resp. 16 Punkte Vorsprung auf die Wildcardplätze.

Zudem fuhr das Team nach einem Zwischenhoch im Februar mit 7 Siegen aus 9 Spielen zuletzt wieder 4 Niederlagen ein, gewann aber das letzte Spiel gegen Spitzenreiter Boston.

Die Atlantic Division (NHL/nhl.com)

Das Team

Unter dem neuen Head Coach Derek Lalonde, der bis jetzt noch nie einen Chefposten in der obersten Liga innehatte, gab es einige Wechsel bei den Linien, so nahm er Topscorer Lucas Raymond zwischenzeitlich aus der letztjährigen ersten Formation, womit die Offensive gesamtheitlich etwas ausgeglichener wurde. Als Verstärkung für die Torhüter-Fraktion wurde der 28-jährige Ville Husso von den St. Louis Blues geholt. Er sollte zusammen mit Alex Nedeljkovic ein ausgeglichenes Duo bilden, letzterer wurde aber Ende des letzten Jahres wieder in die AHL geschoben und Husso hat bis jetzt die meisten Partien bestritten. Und eben erst wurden die Trades von Tyler Bertuzzi zu Boston und Jakub Vrana (im Austausch mit Dylan McLaughlin) zu St. Louis bekannt gegeben, eine spürbare Abschwächung der Offensive. 

Pius Suter, der nie gedraftet wurde, steht in seiner zweiten Saison mit den Red Wings und weist bis jetzt 19 Scorerpunkte aus 63 Spielen auf. Detroit ist seine zweite Station in der NHL, wo er insgesamt 200 Spiele absolvierte. Mit dem Wechsel von Center Andrew Copp und Stürmer Dominik Kubalik, er und Suter gaben ihr NHL Debüt bei den Chicago Blackhawks, wurde Suter in die dritte und vierte Sturmreihe zurückgestuft und die Torproduktion daher bescheidener. Zumal gerade diese Formationen auch andere Rollen zu erfüllen haben, er ist jeweils top gesetzt beim Penaltykilling. Er hat aber einen fixen Stammplatz und praktisch alle Spiele der Detroit Red Wings bestritten. 

Pius Suter mit Störarbeit vor dem Tor (JustPictures)

Playoff-Chancen 30 - 40 %

Das Team, welches in der Geschichte am dritt Meisten den Stanley Cup gewonnen hat, konnte sich jedoch seit 2015/16 nie mehr für die Postseason qualifizieren. Auch wenn die „Big Four“ der Atlantic Division Boston, Tampa, Florida und Toronto unerreichbar sind, haben die Red Wings das Potenzial, doch etwas besser als im letzten Jahr abzuschneiden.

Zu diesem jungen Team mit den beiden Rookie-Stars 2021/22, dem Stürmer Lucas Raymond und Verteidiger Moritz Seider, wurden auf diese Saison hin einige erfahrene Verstärkungen geholt, die sich mehrheitlich schon ausbezahlten. Andrew Copp, der Center der zweiten Sturmformation, erreichte schon 36 Scorerpunkte, David Perron ist zweitbester Scorer des Teams und Ben Chiarot als harter Zwei-Weg Verteidiger ist definitiv eine valable Verbesserung der Defensive. 

Insgesamt gab es auf diese Saison hin viele Veränderungen im Kader der Red Wings, die für eine sehr interessante Saison sorgen werden. Mit den zusätzlichen neuen Gesichtern hinter der Trainerbank, darunter ein neuer Cheftrainer, ein Co-Trainer, ein Assistenztrainer und ein Torwarttrainer, können sich die Red Wings durchaus wieder an die erfolgreichen Mannschaften annähern.