Der EHC Kloten und der verfrühte Traum über den sofortigen Aufstieg

Der EHC Kloten ist nach einer katastrophalen letzten Saison in die Swiss League abgestiegen. In vielen Köpfen scheint dieser Abstieg immer noch nicht ganz verankert zu sein. Doch Kloten muss nach dem Abstieg wieder in die Zukunft blicken. Eine Analyse zum Saisonstart des EHC Klotens.

Die interessanteste Frage der Swiss League ist momentan sicherlich, wie es dem EHC Kloten in der zweithöchsten Liga der Schweiz geht. Nach dem erstmaligen Abstieg seit 1962 sind natürlich alle Augen auf den Kultverein in der sportlich, aber vor allem wirtschaftlich weniger attraktiven Swiss League gerichtet. Wie gut ist die mit vielen Neuzugängen zusammengestellte Mannschaft? Schaffen die Klotener den direkten Wiederaufstieg?

Die ersten drei Spiele in der neuen Liga konnte der EHC für sich entscheiden. Die Gegner waren in dieser Reihenfolge Winterthur, Thurgau und die EVZ Academy. Diese Mannschaften sind momentan elfter, zehnter und neunter. Die Siege waren nicht so dominant, wie man dies letztes Jahr zum Beispiel von den Lakers oder teilweise auch Olten und Ajoie gesehen hatte. Kloten erzielte zwar 14 Tore, Bernhard Starkbaum musste aber auch sieben Mal hinter sich greifen.

In der Swiss League wollen die Klotener wieder vermehrt jubeln. Hier: Topskorer Ryan MacMurchy. (TOPpictures/Michael Walch)

Ist ja alles kein Problem, schliesslich haben die Klotener die ersten neun Punkte auf dem Konto. Doch die letzten zwei Partien verlor Kloten. Die Niederlage gegen Langenthal (4:5) war sehr knapp, diejenige gegen La Chaux-de-Fonds (1:5) aber doch relativ eindeutig. Gibt es nach zwei Niederlagen bereits Grund zur Sorge? Ist Kloten zu schlecht? Denn es folgen ja noch die wahrscheinlich härtesten Gegner Ajoie und Olten. Daneben ist Visp auch nicht zu unterschätzen und immer wieder für eine Überraschung gut.

Klar, das Team ist auf die neue Saison hin gründlich durchmischt worden. Gut zehn Spieler sind neu zum Team gestossen, darunter die 36-jährigen Routiniers Thibaut Monnet und Fabian Sutter. Die erfahrenen Stürmer sollen den vielen Nachwuchsspielern, die von den Elite A Junioren nachgezogen wurden, bei der Entwicklung helfen. Doch schaut man sich die Statistiken an, darf man sich fragen, ob nicht eher Monnet und Sutter von den jungen Nachwuchstalenten lernen müssen. Natürlich darf man den Einfluss neben dem Feld und in der Kabine nicht unterschätzen, doch der Blick auf die Statistik spricht Bände. Monnet, der letztes Jahr in Ambri meist überzählig war, hat nach fünf Spielen noch keine Punkte, Sutter einen Assist im Powerplay verzeichnen können.

Fabian Sutter hat auf diese Saison hin die Farben getauscht. Letztes Jahr erzielte er für Biel in 61 Partien zwei Tore und acht Assists. (TOPpictures/Andy Buettiker)

Allgemein ist sehr auffällig, dass bei Kloten hauptsächlich eine Linie skort. Die erste Sturmlinie um den einzigen ausländischen Feldspieler Ryan MacMurchy, den österreichischen Nationalspieler Patrick Obrist und Marc Marchon hat bis jetzt elf der neunzehn Tore erzielt. Drei weitere erzielten die Verteidiger jeweils auf Zuspiel der besagten Linie.

In den Spielen gegen Langenthal und La Chaux-de-Fonds war es ebenfalls einzig die erste Linie, die für Tore sorgen konnte. Während MacMurchy, Obrist und Marchon die Tore schiessen, erhalten die hinteren Reihen die Gegentreffer. Dies lässt sich auch deutlich bei der Plus-Minus-Bilanz nachweisen. MacMurchy und Marchon weisen eine Plus-8, Obrist eine Plus-6 Bilanz auf. Kein anderer Stürmer, der alle Partien bestritten hat, weist eine positive Bilanz auf, genauer gesagt haben alle mindestens eine Minus-2-Bilanz.

Patrick Obrist hat diese Saison schon vier Tore in fünf Partien erzielt. In der letzten Spielzeit war es genau ein Treffer in 43 Spielen. (TOPpictures/Michael Walch)

Ein weiterer Punkt ist die Goalieposition. Sie wurde aufgrund mangelnder Alternativen mit dem österreichischen WM-Teilnehmer Bernhard Starkbaum besetzt. In der Regel reicht ein ausländischer Feldspieler nicht, um in der vorderen Tabellenregion mithalten zu können. Das klassische Beispiel sind die Ticino Rockets. Das Farmteam von Ambri, Lugano und Davos hätte mit zwei ausländischen Stürmern - es gäbe ja die Möglichkeit Perttu Lindgren Spielpraxis zu geben - sicherlich einige Punkte mehr auf dem Konto. Ohne Ausländer werden sie auch in der kommenden Saison abgeschlagen das Tabellenschlusslicht bilden.

Es gibt natürlich Ausnahmen, zum Beispiel, wenn der ausländische Torhüter so ausgezeichnet abwehrt, dass man kaum Tore erhält und somit auch auf weniger Tore des ausländischen Personals angewiesen ist. Dieses Prinzip versucht Kloten in dieser Saison mit Starkbaum anzuwenden. Doch der österreichische WM-Held, der Österreich im Mai zum Klassenerhalt gehext hatte, ist bisher noch keine Waffe im Tor. Der 32-Jährige hat mit 88.89 % nur die zehntbeste Fangquote der Swiss League. Simon Rytz (95.70 %), Christophe Bays (94.07 %) und Dominic Nyffeler (93.93 %) beweisen, dass auch Schweizer Torhüter in der Swiss League gute Werte haben können. Die drei spielen übrigens bei den drei bestplatzierten Teams. Dies spricht zum einen für die Verteidigung der Konkurrenz, gleichzeitig aber auch die Verteidigung Klotens.  

Im Spiel gestern erlaubte sich Starkbaum bereits einen grossen Lapsus, welchen man von einem ausländischen Torhüter nicht akzeptieren dürfte. Beim Versuch neben dem Tor einen Pass zu spielen, rutschte ihm die Scheibe vom Stock und fiel direkt auf die Schaufel von Augsburger, der das entscheidende 1:4 ins verwaiste Tor erzielen konnte.

Österreichs Nationaltorhüter hatte an der WM eine Fangquote von 91.8 %. (TOPpictures/Michael Walch)

Deshalb ist die Forderung oder Aussage von Watsons Hockeyexperte Klaus Zaugg, Sportchef Felix Hollenstein solle sich um den beim HC Davos ausgemusterten Joren van Pottelberghe bemühen, völlig gerechtfertigt. Einerseits reicht die Leistung des ausländischen Torhüters bisher nicht aus, andererseits braucht Kloten wie gesagt mehr Offensivpower aus den hinteren Linien.

In den kommenden zwei Partien trifft Kloten erneut auf Thurgau und Winterthur. Alles andere als ein Sieg wäre eine bittere Enttäuschung. Gewinnen die Flughafenstädter zweimal, wird die Welt noch völlig in Ordnung sein. Dann folgen aber drei wegweisende Partien zuhause gegen Visp, auswärts in Ajoie und wieder zuhause gegen Olten. Sollten sie dabei nicht mindestens zwei gewinnen, werden die Diskussionen um den Trainer und die Spieler immer grösser.

Zusätzlich wird das derzeit zahlreich vertretene Publikum immer ungeduldiger. Viele erwarteten vor dem Saisonstart mindestens den Kampf um die Top drei und somit eine grosse Anzahl an Siege. Mit 4’559 Zuschauern pro Spiel ist Kloten auch mit Abstand der Publikumsmagnet der Liga. Über 1000 Zuschauer mehr als Olten und fast 2000 mehr pro Spiel als Visp finden den Weg in die Swiss Arena. Mit den Heimniederlagen gegen Langenthal und La Chaux-de-Fonds wurde die Euphorie definitiv schon ein bisschen gedämpft.

GP W L P
1 HC La Chaux-de-Fonds 45 36 9 105
2 EHC Olten 45 34 11 102
3 GCK Lions 45 25 20 74
4 EHC Visp 45 24 21 72
5 HC Thurgau 45 26 19 72
7 SC Langenthal 45 21 24 67
9 EHC Winterthur 45 8 37 27
10 HC Biasca Ticino Rockets 45 7 38 26

 

Wie der weitere Verlauf Klotens in dieser Saison aussieht, wird sich wohl in den nächsten zwei Wochen entschieden. Wenn Kloten schon dieses Jahr um den Aufstieg spielen will, müssen sich die hinteren Linien sowie Goalie Starkbaum definitiv steigern. Ansonsten müssen Trainer André Rötheli und Sportchef Felix Hollenstein den jungen Spielern mindestens noch ein, zwei Saisons Zeit geben, um sich zu entwickeln. Die erwarteten Leader wie Monnet und Sutter sind derzeit auch noch keine Verstärkung und könnten mittelfristig durch weitere Nachwuchsspieler ersetzt werden. Wir bleiben am Puck.