Der EHC Olten – Publikumsmagnet der Swiss League und zukünftiger NL-Club?

Nehmen wir uns einmal die Zeit, einen Blick auf die Swiss League zu werfen, genauer gesagt, auf den EHC Olten, den derzeitigen Tabellenführer.

Nachdem es zwei Jahre aus dieser Liga nur Aufsteiger und keine Absteiger gab und nach dem Rückzug der EVZ Academy, schrumpfte die Liga auf 10 Teams. In dieser Zeit etablierte sich der EHC Olten sportlich zur dritten Kraft neben den beiden Aufsteigern und entwickelte sich kontinuierlich und unspektakulär zur Eishockey-Metropole unserer zweithöchsten Liga.

Der Club hat nicht nur den bei weitem höchsten Zuschauerschnitt der SL, sondern mit dem 2015 renovierten Eisstadion Kleinholz auch die drittgrösste Spielstätte, in der insgesamt 5384 Fans Platz finden. Eine Zuschauerzahl, die durchaus in den Playoffs der vergangenen Jahre einige Male erreicht wurde.

Der 1934 gegründete Club wird seit dem Jahr 2000 von der Eishockey Club Olten AG EHCO geführt und konnte sich seit 1970 permanent in einer der höchsten beiden Ligen halten. Dabei steigerte sich der Club in den letzten 10 Jahren unter stabilen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auch im sportlichen Bereich und die Ambitionen auf einen Aufstieg in die National League sind berechtigterweise hoch. Vor allem nach dem letztjährigen Erreichen des Finals, wo die Mannschaft erst durch den jetzigen National League-Club Kloten gebremst wurde. In den Jahren zuvor waren die Playoffs jeweils im Halbfinal zu Ende.

Die altehrwürdige Heimstätte des EHC Olten (Eishockey Club Olten / www.ehco.ch)

Vorbildlich wird auch im Nachwuchs gearbeitet, wo der Club nicht weniger als 7 Teams in den Altersstufen 5 - 20-jährig unterhält. Die neu gegründete EHC Olten Prospects AG sorgt auch hier für professionelle Strukturen, indem sie Nachwuchs und Profibetrieb näher zusammenbringt.       

Aber reichen die erwähnten Voraussetzungen und Ambitionen auch zum langersehnten Aufstieg und zur Konkurrenzfähigkeit in der NL? Wir haben einige Fakten gesammelt, die die Chancen des EHC Olten aufzeigen, zumindest theoretisch:

Erstens profitierte man speziell in diesem Jahr von der Erhöhung der Ausländerzahl in der National League, indem zahlreiche interessante Transfers von Spielern aus der höchsten Liga getätigt wurden, die sich mit Aussicht auf mehr Eiszeit und Verantwortung für einen Vertrag in der Swiss League entschieden.

Nachfolgend einige davon:

  • Timothy Kast, der letzte Saison 45 Spiele für den SCB und davor 6 Jahre in Genf
    spielte (dazwischen ein Jahr beim EV Zug)
  • Benjamin Neukom von Rapperswil-Jona, wo er auch 7 Playoff-Einsätze absolvierte
  • Timo Haussener, auch er mit Playoff-Einsätzen für Fribourg letzte Saison
  • Cedric Hächler, kam in den letzten zwei Saisons auf 82 Einsätze bei Ambri
  • Larri Leeger, zuvor 4 Jahre bei Langnau
  • Alain Bircher kam leihweise von Rappi, auch er weist schon mehr als 60 NL-Spiele auf
  • Giacomo Dal Pian, der schon drei Saisons bei Ambri absolvierte
  • Dominic Nyffeler, der ältere Bruder von Melvin (Rapperswil-Jona), half letzte Saison 13 mal bei Genève-Servette aus und ist jetzt ein zuverlässiger Nr. 1 Goalie

Dazu kamen weitere vielversprechende Verpflichtungen:

  • Sean Collins, kanadischer Stürmer/Center, kam aus der finnischen Liga und spielte zuvor 5 Jahre in der KHL. Er weist schon ein beachtliches Total von 23 Punkten in 12(!) Spielen auf
  • Victor Oejdemark, von La Chaux-de-Fonds, der zuvor auch schon einige Spiele für Lausanne absolvierte
  • Simeon Schwinger, österreichischer Nationalspieler vom EC Dornbirn mit Schweizer Lizenz

Das Coaching-Staff

Natürlich galt es, diese zahlreichen Neuzugänge nahtlos zu integrieren und daraus eine erfolgreiche und entschlossene Truppe zu bilden. Und dafür sorgt seit 2021 kein geringerer als Lars Leuenberger, Meistertrainer des SC Bern 2016 und vor zwei Jahren beim EHC Biel temporär Antti Törmänen ersetzend.

Er sorgte schon letzte Saison dafür, dass aus einem starken Team eine Mannschaft mit Winner-Mentalität entstand und führte eine neue Leistungskultur auf National League-Niveau ein, mit dem klaren Auftrag: Aufstieg in die NL.

Der Start in die Saison 2022/23

Nach vierzehn Runden stellt der EHC Olten mit den drei Söldnern Stanislaw Horansky, Garry Nunn und der kanadischen Neuverpflichtung Sean Collins die klaren Topscorer der Liga mit zusammen 78 Punkten. Und was diese Drei noch wertvoller macht, ist ihre positive Plus/Minus-Bilanz von aussergewöhnlichen +14 resp. +13.

Zudem ist der Weg durch die Playoffs in dieser Saison vermutlich einfacher, da die ehemals stärksten Widersacher Kloten und Ajoie in der National League sind, auch wenn Sportchef Kevin Schläpfer in Langenthal mit seinem kompetitiven Team ein nicht zu unterschätzender Herausforderer sein wird. Die ersten beiden Duelle konnte Olten jedoch schon mal für sich entscheiden.

Natürlich wartet in den Aufstiegsspielen ein hartes Kaliber, allerdings dürfen dann nur 4 Ausländer eingesetzt werden, was sich für den NL-Club möglicherweise als Nachteil erweisen könnte.

Die finale Frage «Kann Olten Aufstieg»? können wir an dieser Stelle natürlich nicht beantworten, es ist erwiesenermassen ein langer Weg, an dessen Ende noch ein NL-Club in der Entscheidung-Serie wartet. Schon jetzt lässt sich allerdings sagen, dass Olten auch nach dem verpassten Aufstieg letzten Frühling den Kopf nicht in den Sand steckt und weiterhin ein heisser Anwärter auf den Aufstieg bleibt.