Die Ausländer und Aeschlimann sollen es richten

In einem spannenden Photofinish hat der HC Davos die beste Karte gezogen und konnte sich mit einem abschliessenden Sieg gegen Fribourg-Gottéron für die Playoffs qualifizieren. Mit 4 Siegen in den letzten 5 Meisterschaftsspielen holten sich die Bündner den letzten Schliff und den Schwung für die Viertelfinalserie. Doch reicht dies, um die Lakers zu schlagen? 

Die Saison der Bündner verlief etwas durchzogen, nach einem etwas holprigen Start konnten sie sich steigern und gewannen in 14 Spielen 13 Mal. Nach diesem Hoch blieben die Steinböcke einigermassen konstant, mussten dann jedoch zwei Niederlagenserien à 3 beziehungsweise 4 verlorenen Spielen hinnehmen. Dies hätte sie um ein Haar noch die direkte Playoff-Qualifikation gekostet.

Überragende Goaliewerte und Ambühl

Statistisch gesehen haben die Davoser den besten Torhüter der Liga. Sandro Aeschlimann hat in dieser Saison mit einer überragenden Fangquote von 94.16 % und einem Gegentorschnitt von 1.78 Gegentoren pro Spiel sogar die beiden Natigoalies Genoni und Berra in den Schatten gestellt. Und auch Teamkollege Gilles Senn war chancenlos (nicht einmal 90 % Fangquote). Wenn Aeschlimann auf dem Niveau weiter überperformt, dann können sich die Bündner darauf verlassen, dass sie eine Mauer zwischen den Pfosten haben.

Eine weitere defensive Stärke ist die Bereitschaft Schüsse zu blocken. Der HC Davos hat in dieser Saison am viertmeisten Schüsse geblockt, bevor sie überhaupt vor Aeschlimann oder Senn auftauchen konnten. Mit diesem Wert lässt sich auch das hervorragende Penalty Killing erklären. Hier können die Landwassertaler mit knapp 85 % fast mit dem EV Zug (87.7 %) mithalten. 

In der Offensive hat der HCD mit Bromé, Stransky, Nygren und Rasmussen vier Top-Ausländer unter Vertrag, die jederzeit den Unterschied machen können. Das manifestiert sich denn auch in den Torwerten. Die Bündner hätten eigentlich “nur” 89 Treffer erzielen sollen, am Ende waren es dann sogar 14 mehr als von den Kollegen von NL Ice Data errechnet. Mit solchen Werten lassen sich Spiele gewinnen.

Zu viele, zu gute Ausländer?

Ihre grösste Stärke ist auch ihre grösste Schwäche. Dadurch, dass die Ausländer auf einem so hohen Niveau spielen und punkten, ist das Team bezüglich der Punkteverteilung eher einseitig aufgestellt. Stransky und Bromé glänzen als die Top-Scorer, danach folgen Rasmussen, Corvi und Ambühl, jedoch schon mit mehr als 10 Punkten weniger. Und zu Nygren sind es dann nochmals 6 Punkte Unterschied. Diese Abhängigkeit ist für die jungen Spieler im Kader, wie zum Beispiel Simon Knak, nicht von Vorteil, da ein Trainer in entscheidenden Momenten eher eine Linie mit erfolgreichen Scorern auf das Eis schickt, als eine junge und unerfahrene. Damit stagniert die Entwicklung der Jungen im Eishockey weiterhin.

Im Gegensatz zum Unterzahlspiel ist das Überzahlspiel des HC Davos nicht im Entferntesten auf Top-Niveau. Mit 18.92 % liegt man knapp über dem Liga-Durchschnitt von 18.64 % auf dem 8. Rang. An dieser Quote müssen die Davoser arbeiten, wenn sie in der heissen Phase der Saison die Fehler der Gegner ausnutzen wollen.

Neben dem schwachen Powerplay, ist auch die Anzahl an gewonnenen Bullys nicht sonderlich gut. Hier liegt die Quote bei 47 %, man befindet sich an drittletzter Stelle im Klassement, nur knapp vor dem HC Ajoie und dem HC Ambrì-Piotta.

Strahlen die jungen Schweizer um Yannick Frehner am Ende der Saison um die Wette? Oder müssen sie ernüchtert in die Ferien? (JustPictures)

Ein Routinier, ein Tscheche, ein Schwede und der beste Goalie

Sandro Aeschlimann: Statistisch der beste Torhüter der National League. Hat seinen Vorderleuten in dieser Saison schon so manches Mal die Haut gerettet. Aeschlimann gehört definitiv zu den Überraschungen, er hat mit Gilles Senn eines der vielversprechendsten Goalietalente ausgestochen und sich die Nummer 1 im Tor der Davoser gekrallt. Hält er dieses Niveau, kann er den HCD zu Siegen hexen.

Andres Ambühl: Eine lebende Davoser Legende. Ambühl ist Rekordspieler der National League und scheint nicht ans aufhören zu denken. Punktet immer noch besser als viele andere in seinem Team und spielt mit seiner Geschwindigkeit den Grossteil der Verteidiger schwindlig. Ist auch mit 38 noch ein grosser Faktor im Spiel des HCDs. Kennt sich bestens mit Playoff-Hockey aus, könnte den Jungen dieses beibringen und so dem Team zum Erfolg verhelfen.

Magnus Nygren: Neben Tömmernes einer der kreativsten und besten Offensivverteidiger der Liga. Spielt eine eher schwächere Saison, vor allem in Bezug auf die Punkteausbeute. Defensiv nicht immer sehr stilsicher, blockt er aber dennoch am meisten Schüsse. Wenn er seine Schüsse aufs Tor bringen kann, dann ist das Davoser Powerplay unglaublich gefährlich. Kann mit seiner Kreativität aus dem Nichts eine Chance herbeizaubern.

Matej Stransky: Einer der treffsichersten Stürmer der National League, mit einer Quote von fast 21%. Gross und breit, ein sehr wichtiger Spieler um Pucks aus der Bande zu graben. Kreativ und mit einem guten Schuss ausgestattet. Ist auch in der Defensive von grosser Wichtigkeit, blockt viele Schüsse, alleine durch seine Körpergrösse. Spielt er weiter so, hat er die Fähigkeiten, den HCD zu Siegen zu führen.

Die jungen Schweizer: Der HC Davos hat mit Christian Wohlwend einen ehemaligen U20-Nati-Trainer an der Bande, der die meisten jungen Spieler im Schweizer Eishockey kennt. Dadurch konnte man schon ein paar junge Talente ins Landwassertal holen, wo sie sich ihre Sporen abverdienen sollen. Weil die Ausländer beim HC Davos in diesem Jahr überragend auftreten, konnte sich kein Junger wirklich durchsetzen. Sollte einer in den Playoffs aufdrehen können, dann werden sich vielleicht die anderen anschliessen und man könnte sich in einen Rausch spielen.

Redaktionstipp

Der HC Davos hat mit Stransky, Bromé, Nygren und Rasmussen einige der besten Ausländer unter Vertrag. Doch sie alleine können es nicht richten, und auch Ambühl und Corvi reichen nicht. Es muss ein Ruck durch das Team gehen und auch die restlichen Schweizer müssen auf Topniveau performen. Wir tippen auf ein Aus im Viertelfinal gegen die SC Rapperswil-Jona Lakers.