Fängt sich Fribourg nochmals?

In einer ersten Version dieses Artikels wollten wir darüber schreiben, wie beeindruckend und klar die Freiburger den Qualisieg geholt haben. Doch dann trat etwas ein, an das nicht mehr viele geglaubt hatten, vor allem nach dem deutlichen Sieg gegen Zug. Der HC Fribourg-Gottéron verlor beinahe aus dem Nichts seine Konstanz, aus einer Niederlage wurden deren sechs, am Stück. Nie in dieser Saison hatten die Drachen so viele Male in Serie verloren. Auf zum Teil souveräne Art und Weise hatten sie die Tabelle angeführt. Und dann dies. Die Niederlagen waren nicht etwa besonders knapp oder unverdient, gegen Ambrì verlor man zweimal und war vor allem beim zweiten Spiel nicht das bessere Team. Nun stellt sich die Frage, ob Gottéron den Turnaround à la HC Ambrì-Piotta hinkriegen kann und um den Titel mitspielt, oder ob die Batterien leer sind?

Mit Berra und der Konstanz ist der Titel möglich

Mit Reto Berra hat man einen der statistisch besten Torhüter (92.63 % Fangquote), der Zürcher spielt eine herausragende Saison. Seine Defensivleute machen zudem auch einen hervorragenden Job und blocken viele Schüsse, bevor sie überhaupt zu Berra durchdringen. Neben den defensiven Qualitäten ist auch das Powerplay eine grosse Stärke der Freiburger. Mit einer Erfolgsquote von fast 23 % führt man diese Statistik an. In den Playoffs könnten diese zwei Punkte entscheidend sein.

Im Laufe der Saison hat sich die Mannschaft dazu als eine der konstantesten herausgestellt, man konnte auf vereinzelte Niederlagen mehrfach mit Siegesserien von mindestens 5 Spielen reagieren. Abgesehen von der Negativserie zum Schluss verlor man Ende Oktober, beziehungsweise Anfangs November, das letzte Mal mehr als zwei Spiele hintereinander.

Abhängigkeit von einem Torhüter als Schwäche?

Auch wenn Reto Berra zweifellos in Topform ist, kann die Abhängigkeit von ihm als Nummer 1 im Tor als eine Schwäche gesehen werden. Da Ersatztorhüter Connor Hughes nur 12 Spiele gemacht hat, könnte ein allfälliger Ausfall von Berra einen grossen Einfluss auf die Stabilität der Defensive der Freiburger haben. 

Auch wenn die Offensive brummt und man viele Tore geschossen hat, fällt auf, dass die Defensivspieler von Gottéron wenig Tore schiessen. In entscheidenden Momenten kann ein solches einen Motivationsschub geben und ein Spiel auf die eine oder andere Seite kippen lassen.

Wackelt die Freiburger Konstanz?

Nach dem klaren Sieg im Spitzenspiel gegen den EV Zug hat man das direkte Rückspiel am nächsten Tag verloren und das darauffolgende Duell in Lugano gleich auch noch. Aus den letzten 10 Spielen resultierten 3 Siege und 7 Niederlagen, eine besorgniserregende Negativserie scheint sich da eingenistet zu haben.

Kann Julien Sprunger am Ende der Saison mit seinen Mitspielern über den ersten Titel jubeln? (JustPictures)

Erfahrung als Schlüssel

Reto Berra: Wie schon mehrfach erwähnt spielt der Zürcher eine starke Saison, dank ihm haben die Freiburger bisher auch schon knappe Spiele für sich entscheiden können. Berra ist zudem auch dafür bekannt, in entscheidenden Momenten sein bestes Können zu zeigen. Wenn ihm dies wieder gelingen sollte, kann er in den Playoffs Spiele “stehlen” und zum zweiten Mal Schweizer Meister werden. 

Chris DiDomenico: Der Topscorer der Freiburger spielt eine hervorragende Saison, seine Technik und seine Übersicht fallen immer wieder auf. DiDomenico muss aber seine Nerven im Griff haben, ansonsten wird er die Playoffs von der Tribüne aus verfolgen müssen. Wenn er seinen aktuellen Punkteschnitt halten kann (1.1 Punkte/Spiel) und diszipliniert bleibt, dann wird er auch in den Playoffs einige Spiele mit einem genialen Zuspiel entscheiden. 

Julien Sprunger: Der Captain des HC Fribourg-Gottéron, einer der bekanntesten und routiniertesten Spieler der Liga, wartet immer noch auf den ersten Titel mit “seinen” Drachen. Der Stürmer fiel zwischenzeitlich länger aus, ist aber zurück und skort am Laufband (6 Punkte in den letzten 10, 20 Punkte in den letzten 20 Spielen). Wenn er diese Form halten kann, ist er einer der gefährlichsten Stürmer der Schweizer Liga. Der 36-Jährige ist in der Lage wichtige Tore zu erzielen und hat die Fähigkeit, mit Einzelaktionen das ganze Team mitzureissen. 

Raphael Diaz: Seines Zeichens Captain der Eisgenossen, spielt punktemässig eine eher schwächere Saison. Defensiv ein unglaublich solider Spieler, blockt mit seinen Mitspielern viele Schüsse. Wenn er offensiv noch aufdrehen kann, wird er ein entscheidender Faktor sein, um die Freiburger zu ihrem ersten Titel zu führen.

Redaktionstipp

Mit einem Reto Berra in Topform, einer soliden Defensive und den offensiven Stärken ist Fribourg-Gottéron ein Topfavorit auf den Titel. Man würde es vor allem Julien Sprunger gönnen, wenn es endlich klappt. Doch aufgrund der letzten Spiele könnten die Freiburger verunsichert sein. Wir tippen auf ein Aus im Halbfinal.