Interessante Fakten und eine Prognose für den weiteren Saisonverlauf

Sechs Runden sind gespielt, die Teams und einzelne Spieler haben einen ersten Eindruck hinterlassen. Wir haben einige Daten und Fakten angeschaut und werden euch eine verspätete Saisonprognose abgegeben.

EHC Biel: In der Tabelle Spitze, an den Bullys chancenlos

Der EHC Biel führt die Tabelle nach sechs Spielen souverän an. Die Seeländer haben mit Abstand am meisten Tore erzielt, am drittwenigsten Tore erhalten und damit die beste Tordifferenz. Doch in einer Statistik liegen die Bieler ganz am Ende: in der Bullystatistik. Das ist relativ erstaunlich, denn ohne Bullygewinn - was zugleich einen Puckverlust bedeutet - läuft man dem Puck zunächst nur hinterher und muss ihn zuerst wieder erobern, um in den Angriff gehen zu können.

Die Bieler haben nur 42,81% aller Bullys gewonnen. Damit liegen sie sogar ein halbes Prozent hinter Aufsteiger und Ligaschlusslicht Rapperswil. In der offensiven Zone gewinnt der Tabellenleader sogar nur 38% der Bullys. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass Biel bisher mit Abstand am meisten Tore erzielt hat und somit am meisten Druck auf das gegnerische Tor ausüben konnte. Einzig Marc-Antoine Pouliot und Dominik Diem haben mit je etwa 53% einen positiven Wert. Jason Fuchs und Jan Neuenschwander hingegen haben mit 36% einen unterirdischen Wert.

Marc-Antoine Pouliot ist mit 53,33% noch der beste Bullyspieler der Bieler. (TOPpictures/Andy Buettiker)

Dass Bullygewinne nicht alles sind, zeigt die Bilanz der Bieler. Vor dem Saisonstart wurde die Bieler Mannschaft zwar stark eingeschätzt, 15 Punkte aus sechs Spielen hätte ihnen wohl trotzdem niemand zugetraut. Wenn der Leader so weiterspielt, können sie beweisen, dass der Vorstoss in den Playoff-Halbfinal in der letzten Saison mehr als nur ein Lucky-Punch war.

Bullykönige der Liga: Es sind nicht die Ausländer

Wenn wir gerade das Thema Bullys betrachten, bleiben wir gleich noch ein bisschen dabei und betrachten die einzelnen Spieler. Normalerweise bevorzugen die Klubs auf den Centerpositionen ausländisches Personal, welche Tore schiessen und Tore vorbereiten, aber natürlich auch Bullys gewinnen. Mark Arcobello und Dustin Jeffrey mit 64.5% gewonnener Bullys wären dabei ein Gewinn für jede Mannschaft. Auch Jim Slater mit 61%, Torrey Mitchell und Mikael Johansson mit je 60% gehören sicherlich zur Elite der Bullyspieler. Doch damit führen sie die Statistik erstaunlicherweise nicht an. André Heim (69.44%) und Flavio Schmutz (67.33%) sind von allen regelmässigen Bullyspielern (mindestens 30) momentan an vorderster Front zu finden. Die Werte der jungen Schweizer werden sicherlich noch ein bisschen sinken, aber auch bei den Ausländern wird dies vermutlich noch der Fall sein. Auf der anderen Seite konnten sich Aaron Gagnon (40.58%) und Dion Knelsen (43.68%) noch nicht als ausländische Bullyspezialisten behaupten.

Bullygewinne sind oftmals Glückssache. Das Timing muss dabei immer stimmen. (TOPpictures/Alexander Raemy)

Wo sind Fribourgs Verteidiger in der Offensive?

Fribourg hat sich im Sommer mit den Zuzügen von Philippe Furrer und Noah Schneeberger namhaft in der Defensive verstärkt. Aber bisher sind beide noch nicht so auf Touren gekommen. Zwar haben sie je drei Assists auf dem Konto, doch interessant ist natürlich, wie diese zustande gekommen sind. Furrer hat sich zwei zweite Assists sowie einen ersten im Powerplay gutschreiben lassen können. Schneeberger spielte sogar bei all seinen Skorerpunkten den zweiten Pass.

Furrer und Schneeberger sind natürlich keine Offensivverteidiger wie Romain Loeffel oder Joël Genazzi. Aber auch die Defensive steht noch nicht so stabil wie Sportchef Christian Dubé sich das erhofft hatte. Trotz der Verstärkung in der Abwehr und Ex-NHL Torwart Reto Berra hat Fribourg am zweitmeisten Tore erhalten. Furrer hat mit einer Minus-2-Bilanz auch noch nicht überzeugt.

Aber zurück zum Tore schiessen. Insgesamt hat noch kein Fribourger Defensivspieler das Tor getroffen. Damit ist Fribourg ligaweit Letzter in dieser Statistik. Alle 16 Tore mussten bisher die Offensivspieler erzielen. Auch wenn sehr viel Potential in der Offensive vorhanden ist, müssen sich langfristig auch die Spieler der Defensive vermehrt in den Angriff einschalten. Sowohl Furrer als auch Schneeberger haben einen harten Schuss, um mehr Gefahr vors Tor zu bringen.

Philippe Furrer hat trotz vielen Powerplay Minuten erst acht Schüsse aufs gegnerische Tor abgegeben. (TOPpictures/Alexander Raemy)

Ambris Abhängigkeit von den Ausländern

Es ist nichts Neues, dass Ambri abhängig von den Ausländern ist.. Der HC Ambri-Piotta war schon immer von starken Ausländern abhängig gewesen und hatte immer wieder echte Hochkaräter an Land gezogen: Dave Garder, Dale McCourt, Oleg Petrov, Jean-Guy Trudel, Hnat Domenichelli und Erik Westrum sind nur einige klingende Namen, die einst in den Farben der Biancoblu aufgelaufen waren. Letztes Jahr hat Sportchef Paolo Duca mit Dominik Kubalik einen echten Rohdiamanten gefunden und sogleich unter Vertrag genommen. Vor zwei Jahren konnte man mit Matt D’Agostini den Topskorer der Genfer verpflichten, welcher über reichlich Erfahrung in der NHL verfügte. Sowohl Kubalik als auch D’Agostini sind ohne Frage unglaublich talentierte Spieler.

Matt D'Agostini hat mit Dominik Kubalik von Beginn an einen harten Konkurrenten um das Topskorershirt. (TOPpictures/Andy Buettiker)

Doch es birgt die Gefahr, dass sich Ambri zu sehr auf ihre beiden Topstars verlässt. Acht der fünfzehn Tore wurden von den Ausländern erzielt, besser gesagt von Kubalik und D’Agostini. Beide trafen je viermal. Das bedeutet statistisch, dass 53% der Tore von Importspielern erzielt worden sind. Keine andere Mannschaft weist auch nur einen annähernd so hohen Wert auf. Bern und Zürich folgen mit 37.5% an zweiter Stelle. Dort sind die Tore aber auch auf mehrere ausländischen Schultern verteilt. Das ganze wird noch deutlicher, wenn man Dominic Zwerger, Österreicher mit Schweizer Lizenz, hinzunimmt. Zwerger hat drei weitere Tore erzielt, was elf von 15 Toren macht und einen statistischen Wert von 73%. Der Ligadurchschnitt liegt bei knapp 29%. Im gestrigen Derby gegen Lugano, welches mit 6:2 verloren ging, hat kein Importspieler der Luganesi getroffen. Ambri hingegen war erneut auf einen Treffer von D’Agostini angewiesen.

Will Ambri nach 50 Spielen noch um die Playoffs mitreden können, muss definitiv eine Steigerung der Schweizer Spieler her. Kubalik, D’Agostini und auch Zwerger werden nicht in jedem Spiel die Mannschaft zum Sieg schiessen können. Klar ist es gut zu wissen, dass man diese Waffen in der Hinterhand hat, aber langfristig gesehen ist das sehr gefährlich.

Davos: Licht und Schatten

Der HC Davos hat neben den Diskussionen um den Substanzverlust, die Torhüter, die Gefahr der Playouts, usw. gleich zwei diskutable Spieler in ihren Reihen. Auf der einen Seite steht Captain Andres Ambühl, auf der anderen Seite Neuzugang Inti Pestoni. Ambühl war jahrelanger Leader des HCD, konnte seine Autorität mit starken Leistungen und vielen Skorerpunkten behaupten. Doch dieses Jahr ist das Davoser Eigengewächs nur noch ein Schatten seiner selbst. Nach sechs Spielen lautet seine ernüchternde Bilanz: Null Tore, Null Assists, Null Punkte und eine Minus-4-Bilanz. Seinen Platz in einer fixen Linie hat der 35-Jährige auch noch nicht gefunden. Manchmal spielt er auf dem Flügel, grösstenteils nun aber als Center, jedoch immer mit anderen Linienpartnern. Es ist ein Sinnbild des Chaos’ um den HCD.

Vor einem Jahr war Andres Ambühl teilweise noch Topskorer der Davoser. (TOPpictures/Michael Walch)

Inti Pestoni ist dagegen der Lichtblick der Davoser. Sechs Spiele, drei Tore und drei Assists sprechen für ihn. Pestoni spielt wieder Eishockey, was er zuvor in Zürich teilweise vergessen hatte. Wenn es den anderen nicht läuft, dann spielt er umso besser, wie das in Ambri auch schon der Fall war. Der Tessiner steht seit dem ersten Spiel in der ersten Linie um Dino Wieser und Enzo Corvi. Ohne Pestoni wäre der HCD womöglich noch weiter unten zu finden.
 

HockeyInfo Prognose: So wird die nach 50 Spielen aussehen

Die meisten Eishockey-Plattformen geben ihre Prognosen vor der Saison ab. Das macht natürlich am meisten Sinn. Doch wir drehen für einmal den Spiess um und haben die ersten sechs Runden abgewartet, bis wir unsere Prognose abgeben. Laut HockeyInfo Redaktion wird die Rangliste Ende Saison folgendermassen aussehen:

1. SC Bern

Die Berner stehen wie gewohnt defensiv solide und haben einiges an offensiver Feuerkraft. Jalonens Truppe wird auch dieses Jahr nach der Regular Season wieder ganz oben stehen.

2. HC Lugano

Die Tessiner wurden in den letzten Jahren immer wieder von Verletzungen geplagt. Derzeit sind fast alle wieder fit. Greg Ireland hat die Qual der Wahl.

3. EHC Biel

Der momentane Tabellenleader wird am Ende nicht ganz oben stehen, doch ein Platz in der Top 3 wie bereits letztes Jahr ist zweifelsohne möglich.

4. ZSC Lions

Der Meister wird von Spiel zu Spiel unter Serge Aubin besser werden und aus den Fehlern gegen Langnau gelernt haben. Fredrik Pettersson, der seine Sperre abgesessen hat, hat der Mannschaft beim gestrigen Sieg gegen Zug definitiv gut getan.

5. EV Zug

Zug hat nach dem guten Saisonstart mit drei Siegen aus vier Spielen in der CHL und drei Siegen zum Start der National League nun drei Niederlagen einstecken müssen. Das zeigt, dass die Mannschaft verwundbar ist.

6. HC Lausanne

Lausanne hat grosses Potential und steht unter Ville Peltonen defensiv besser als in der letzten Saison. Die Playoffqualifikation wird für die Waadtländer deshalb kein grosses Problem sein.

7. HC Fribourg-Gottéron

Fribourg hat sich im Sommer reichlich verstärkt. Zudem sind Sprunger, Bykov und co. derzeit ohne Verletzungssorgen, doch den ganz grossen Exploit darf man von der Mannschaft trotzdem nicht erwarten.

8. SCL Tigers

Die Tigers sind bisher die grösste Überraschung. Sie zeugen nicht nur von defensiver Stabilität, sondern auch von offensiver Spielfreude. Letztes Jahr mussten sie Genf den letzten Playoff-Platz knapp übergeben, dieses Jahr sind die Langnauer dran.

9. HC Genf-Servette

Chris McSorley wird die Genfer nicht in die Playoffs coachen können. Obwohl nun mit Jack Skille ein neuer Ausländer zur Verfügung steht, reicht die Qualität knapp nicht aus.

10. HC Davos

Davos ist ohne Frage in der schwierigsten Saison seit der Übernahme Del Curtos. Die Mannschaft ist zu jung und büsst dies mit leichtfertigen Fehlern ein. Die Playoff sind in weiter Ferne, auch wenn sich die Spieler während der Saison steigern werden.

11. HC Ambri-Piotta

Ambri hat mit Kubalik einen der besten Ausländer und mit Zwerger einen der besten Spieler mit Schweizer Lizenz unter Vertrag. Doch in den Bottom Six fehlen die Skorerpunkte. Die Ausländer werden Ambri nicht immer zum Sieg schiessen können.

12. SC Rapperswil-Jona Lakers

Rapperswil wird nach dem Aufstieg nicht über den letzten Platz hinaus kommen. Zwar haben die Lakers gestern den ersten Sieg einfahren können, doch diese werden eher Seltenheit bleiben.