Kevin Fiala in Minnesota - Wird er zum «Franchise Player»?

Wenige Minuten vor der Trade Deadline wurde Kevin Fiala zu den Minnesota Wild getradet. Ein Rückschritt? Nein, denn er hat das Potential zum Franchise Player.

Die Meldung kam gestern Abend kurz vor neun Uhr Schweizer Zeit: Kevin Fiala wird zu den Minnesota Wild getradet. Wenige Minuten vor der Trade Deadline in der NHL muss Kevin Fiala seine sieben Sachen packen und nach Minnesota fliegen. Aus dem Schweizer Trio in Nashville wird nur noch ein Duo. Dafür haben wir wenige Wochen nach dem Abgang von Nino Niederreiter wieder einen Schweizer Stürmer in Minnesota.

In Nashville zeigte die Leistungskurve von Fiala zuletzt nach unten. Er kam selten über 15 Minuten Eiszeit und wurde nicht mehr im Powerplay eingesetzt. Nur noch drei Punkte sammelte er in den letzten zehn Partien und musste des Öfteren mit einer negativen Bilanz vom Feld. Zu Beginn der Saison hatten die Verantwortlichen gehofft, dass ihn seine konstante Entwicklung in den letzten Jahren auf das nächste Level bringt. Von Fiala wurden um die 60 Punkte erwartet, nachdem ihm in der Saison 17/18 mit 52 Punkten aus 92 Spielen der vermeintliche Durchbruch gelungen war. Doch die Entwicklung des Flügels stagnierte in den vergangenen Monaten. Seine 32 Torbeteiligungen in 64 Spielen sind zwar immer noch ein ordentlicher Wert, die Erwartungen sind allerdings gestiegen.

Graphik 1: Linienpartner vom Fiala in Nashville, Graphik 2: Eiszeit, Graphik 3: Anzahl Schüsse bei 5 gegen 5 auf 60 Minuten, Graphik 4: Anzahl Tore bei 5 gegen 5 (vereinfacht), Graphik 5: Skorerpunkte (bild: hockeyviz.com)

Im Trade gegen Mikael Granlund zu Minnesota

Als Gegenleistung erhalten die Predators Mikael Granlund, der auf der Mittelachse als auch auf dem Flügel spielen kann. Auf dem Flügel fühlt er sich allerdings etwas wohler. Der Finne ist fünf Jahre älter als Fiala und hat sich in der NHL schon einen etwas grösseren Namen gemacht. In seiner besten Spielzeit gelangen ihm 71 Punkte in 86 Spielen. In der vergangenen Spielzeit sammelte er 70, in dieser Saison sind es bisher 49 Punkte. Im Moment scheint Nashville mit einem etwas breiteren Lächeln aus dem Deal zu gehen.

Minnesota verliert mit Granlund ihren zweitbesten Skorer. Doch sie haben Granlund nicht einfach umsonst abgegeben. Für einen General Manager muss es immer einen Vorteil geben, vor allem wenn man ohne Druck - Granlund hätte noch ein Jahr Vertrag und ist somit noch kein «unrestricted free agent» - einen Topspieler abgibt. Paul Fenton, General Manager der Wild, muss also eine grosse Zukunft in Fiala sehen. Er sieht das Potential in ihm, das er in dieser Saison oftmals noch nicht zeigen konnte.

In Minnesota ist der Durchbruch eines Schweizers bereits einmal geglückt. Als Nino Niederreiter 2013 nach Minnesota getradet worden war, kannte ihn kaum jemand. Fiala hat zwar schon einen etwas höheren Stellenwert, aber noch mindestens so viel Entwicklungspotential wie Niederreiter. Sie sind unterschiedliche Spielertypen, doch genau einen Fiala kann Minnesota momentan gebrauchen.

Fiala als Franchise Player? - Gar nicht so unwahrscheinlich

Die Wild haben seit Jahren ein auf dem Papier starkes Team, in dem das Potential für eine Überraschung stecken würde. Dass sie noch tief im Kampf um die Playoffs verwickelt sind, entspricht definitiv nicht ihren Erwartungen. Auch deshalb wurden bisher schon einige Trades durchgeführt. So etwa Victor Rask im Tausch gegen Nino Niederreiter, was sich bisher für die Wild überhaupt nicht ausgezahlt hat, und Ryan Donato für Charlie Coyle. Kevin Fiala ist also der dritte, grosse Wechsel in der Offensive.

Mit Zach Parise (7.5 Mio pro Jahr), Jason Zucker (5.5), Mikko Koivu (5.5) und Eric Staal (3.5) haben sie trotz den Abgängen immer noch einige grosse (Stürmer-)Namen im Kader. Was den Minnesota Wild aber fehlt, ist ein Schlüsselspieler. Ein Franchise Spieler, der in jedem Spiel den Unterschied machen kann. Bisher hatte Parise einige gute Spiele, dann Zucker oder Koivu. Aber es gab nie jemanden, der alle zusammen mitgerissen hatte. Auch deshalb wollte Fenton eine Luftveränderung in der Garderobe und tradete drei wichtige Spieler gegen eher kleinere Namen.

Wie bereits erwähnt, muss Fenton etwas Grosses in Fiala gesehen haben. Wurde der Schweizer gar als Franchise Player auserkoren? Wird Fiala in Minnesota in der ersten Linie über 20 Minuten Eiszeit pro Spiel erhalten? Noch ist die Antwort Nein. Auch er wird sich zuerst beweisen müssen. Doch möglicherweise wird er etwas mehr Freiheiten erhalten als in Nashville, wo er mit Abstand die schlechteste Plus-Minus-Bilanz aufzuweisen hatte. Das Defensiv-Spiel ist definitiv nicht seine Stärke. Er wurde aber auch nicht zum Tore verhindern geholt, sondern um sie zu schiessen. Und das kann er.

Fenton über Fiala: «Er hat die Fähigkeit, einen Gamebreaker zu sein.» (Patrick Gorski/Icon Sportswire)

Aus dem Schatten von Josi zum grossen Star?

Die Luftveränderung wird Fiala auf jeden Fall guttun. Trotzdem wird er vermutlich seine zwei ehemaligen Schweizer Teamkollegen in Nashville vermissen, da er sich sehr wohl gefühlt hatte. Aber auch das gibt ihm wiederum eine neue Chance. Sein ehemaliger Arbeitgeber wird oftmals zuerst mit Roman Josi in Verbindung gebracht. Er war hinter dem Captain der Predators nur der «zweite» Schweizer. In Minnesota wird er nun «der» Schweizer sein. Minnesota? Niederreiter? Nein, Fiala!

Fiala konnte sich zu lange im Schatten von Josi verstecken. Es wird Zeit, dass er aus diesem hervor springt und sich seinen eigenen Namen macht. Dafür hat er nun genug Zeit. Während in Nashville alle in Richtung Stanley Cup blicken, haben die Verantwortlichen in Minnesota gemerkt, dass es in dieser und vermutlich auch in der kommenden Saison (noch) nichts wird. Darum hat er Zeit, sich in seiner neuen Heimat zurecht zu finden und sich zu verbessern.

Dazu wird Fiala seinen im Sommer auslaufenden Vertrag vermutlich verlängern. Die Wild haben genügend Cap Space, um ihm mehrere Millionen pro Jahr anzubieten. Auch wenn die Wild die Playoffs nicht erreichen sollten, wird Fiala deshalb vermutlich nicht an der WM 2019 zu sehen sein. Es sei denn, er hat seinen Vertrag schon vorher verlängert. Ansonsten ist das Verletzungsrisiko zu hoch.

Aber: Das Warten wird sich lohnen. Denn dann werden wir uns an der Heimweltmeisterschaft 2020 umso mehr auf den zukünftigen Star freuen können.