Lausanne HC - Folgt jetzt die Aufholjagd?

Nach den angekündigten Veränderungen von letzter Woche fragen wir uns, ob sich der HC Lausanne nun sportlich erholt, mit seinem neuen Sportchef John Fust und dem Trainer Geoff Ward. Werden es die beiden schaffen, den enttäuschenden Saisonstart zu korrigieren? Können sie das Team vom Tabellenende wegholen und die zum Teil signifikanten Leistungsschwankungen kompensieren?

Gemäss Pressemitteilung des Vereins hat man selbst Fehler bei der Führung und innerhalb der Organisation eingeräumt seit der Übernahme der neuen Besitzer Gregory Finger, Zdenek Bakala und Petr Svoboda vor zwei Jahren. Diese haben zwar erheblich Geld investiert, aber in beiden vorangegangenen Saisons ist man schon im Viertelfinal ausgeschieden, was den Ansprüchen keineswegs gerecht wurde. In diesem Jahr folgte jetzt sogar der Fall auf einen Abstiegsplatz. Wie kam es zu diesem Absturz?

Instabilität

Nach einem einigermassen gelungenen Start mit 3 Siegen aus 4 Spielen kam der Absturz mit den Kanterniederlagen gegen die ZSC Lions mit 1:5 und die Rapperswil Jona Lakers mit 0:4 (beide Heimspiele!), 3:0 gegen Bern, 1:5 gegen Genève-Servette und dann sogar eine 3:1 Niederlage gegen die Tigers.

Aber Lausanne wäre eben nicht Lausanne, wenn man danach nicht wieder mit zwei Kantersiegen gegen den EVZ mit 6:1 und Ajoie mit 6:2 reagiert hätte. Danach allerdings folgten 6 sieglose Spiele, die schlussendlich in der folgenschweren 7:4 Niederlage in Rapperswil gipfelten, welche dann zur Reaktion der Geschäftsleitung führte.
 

John Fust ist seit November Sportchef beim Lausanne HC (JustPictures)

Unruhe

Laut eigener Aussage der GL hätten zu viele Einflüsse und Anweisungen bei den Spielern (und dem Trainer) für Unruhe gesorgt, sodass diese vereinzelt nicht mehr konzentriert und in Ruhe arbeiten konnten. Mit dem neuen Trainer-Duo Geoff Ward und Peter Anderson sollte nun Klarheit und Stabilität in die Mannschaft gebracht werden und die Leistungen konstanter werden, ohne dass nach einem erfolgreichen Spiel wieder ein Absturz folgt.

Ausländerabteilung

Hier wäre der Sportchef für den Ausbau der Mannschaft auf 6 ausländische Spieler in der Pflicht gewesen. Der Kader scheint aber im Vergleich zu anderen Teams auf diesen Positionen nicht auf gleicher Höhe zu sein, obwohl aktuell 9 Ausländer zur Verfügung stehen, mit Ausnahme des verletzten Michael Raffl. Und hier wurden Spieler mit Schweizer Lizenz nicht mitgezählt. 

Die spektakulären Namen bei den Transfers findet man hier nicht, mit Ausnahme von Richard Panik, der auf über 440 Spiele in der NHL kommt, aber letzte Saison mehrheitlich in der AHL eingesetzt wurde. Auch der österreichische Nationalspieler Michael Raffl, der sogar 590 NHL Partien absolvierte, hat mit Lausanne erst 2 Spiele absolviert, bevor er verletzt ausschied.

Daher erstaunt es nicht, dass man auf der Scorerliste der Liga nicht einen Importspieler als besten Lausanne-Spieler findet, sondern Jason Fuchs an 25. Stelle, sowohl nach Punkten als auch nach Toren. 

Torhütersituation

Eine Saison mit nur 2 Goalies zu starten, ist an und für sich nicht optimal. Nachdem Victor Östlund an Chaux-de-Fonds ausgeliehen wurde, hat sich die Lage aber nun erheblich verschärft, da der 38-jährige Tobias Stephan zurzeit verletzt ausfällt. So liegt die aktuelle Verantwortung allein bei Ivars Punnenovs, der aber letzte Saison in Langnau auch nur 29 Partien bestritt.

Zuschauerschwund

Obwohl die Welschschweizer 2019 in die neue und wunderschöne Vaudoise-Arena mit 9600 Plätzen zogen und dort im ersten Spieljahr im Schnitt über 8000 begeisterte Zuschauer anlockten, fiel der Schnitt mittlerweile auf 6400 pro Spiel, was einem Rückgang von minus 20 % entspricht, oder einer Auslastung von bescheidenen zwei Drittel. Und das in der viertgrössten Stadt im drittgrössten Kanton der Schweiz nach Einwohnerzahlen!
 

Die Fans äussern ihren Unmut (JustPictures)

Die Prognose? 

Reichen die eingangs erwähnten Änderungen, um das Pendel auf die positive Seite ausschlagen zu lassen? Mit den drei Neubesetzungen im Staff mit Trainer Geoff Ward und seinem Assistenten Peter Anderson, sowie John Fust in seiner neuen Rolle als Sportchef wurden auf jeden Fall eindeutige Signale gesetzt, auch an die Mannschaft. 

Es passt aber zum Geschäftsmodell des HC Lausanne, dass man mit einem bunt zusammengesetzten Team mit möglichst vielen Spielern den Erfolg sucht. Spieler, die nicht zum Einsatz kommen, werden dann jeweils ausgeliehen. Eine nachhaltige Strategie ist hier nicht erkennbar. Daher ist auch nach den neuesten Aktionen eine Vorhersage weiterhin nicht leicht. 

Wenn man es hingegen schafft, aus der Mannschaft eine stabile Einheit mit Winnermentalität zu formen, dann ist auch nach mehr als einem Drittel der Saison noch vieles möglich, sogar ein direkter Playoff-Platz. In diesem Fall müssten die Änderungen und neuen Einflüsse jedoch sehr bald auf das gesamte Team übergreifen, um die fehlenden 11 Punkte auf den letzten Playoff-Platz wettzumachen.

Und einmal in den Playoffs angekommen, ist wieder alles offen in unserer doch recht ausgeglichenen Liga.