NHL-Härte als Schlüssel zum Erfolg

Auf einen durchzogenen Saisonstart mit 5 Niederlagen und 5 Siegen in 10 Spielen folgten jeweils immer ähnliche Muster. Der Lausanne HC gewann ein bis zwei Spiele und verlor dann wieder. Im November hatten die Waadtländer dann eine kleine Baisse von vier Spielen, in die einer der Tiefpunkte der diesjährigen Saison fiel, das hässliche und unsportliche Foul von Mark Barberio an Garrett Roe (ZSC Lions). Nach diesem Zwischenfall konnten sich die Lausanner etwas fangen und sie gewannen in sechs Spielen vier Mal. Das Ende der Qualifikation gestalteten sie dann sehr erfolgreich, mit 8 Siegen in 10 Spielen.

Checks und Forechecking

Der LHC spielt hartes Eishockey, man macht die Checks fertig und geht dahin, wo es weh tut. In den letzten Playoffs verloren die Waadtländer eine hart umkämpfte, und zum Teil grenzwertige, Viertelfinal-Serie gegen die ZSC Lions. Nach den Aktionen gegen die Lions wurde Haudegen Barberio nach Russland ausgeliehen und die Lausanner schienen sich besser im Griff zu haben. Neben der Härte haben die Lausanner natürlich auch andere Fähigkeiten.

Sie sind das Team, welches am wenigsten Schüsse insgesamt (1427), sowie aus dem Slot (552) zulässt. Zum Vergleich, die ZSC Lions als 3. der Qualifikation haben in der Regular Season fast 120 Schüsse mehr aus dem Slot zugelassen.

Den errechneten Daten von NL Ice Data nach haben die Waadtländer das beste Forechecking der Liga, mit 67 % Erfolgsquote der Gegner verhindern sie in einem Drittel der Fälle, dass die Gegner aus der Defensive kommen.

Auch in Bezug auf die geschossenen Tore und die zu erwartenden Tore hat der LHC ein klares Plus zu verzeichnen, man hat 24 Tore mehr erzielen können, das entspricht etwa 11 % mehr als die Statistiker von NL Ice Data berechnet hat.

Strafen und schwache Special Teams

Die Lausanner sind nach dem HC Lugano mit 599 Minuten die Mannschaft mit den zweitmeisten Strafminuten. Viele davon haben sie sich eingehandelt, weil sie ein hartes und manchmal definitiv überhartes Spiel betreiben. Auffallend ist auch, dass die vielen Strafminuten nicht unbedingt kleine Strafen à 2 Minuten sind, sondern viel eher 5, 10 oder auch 20 Minuten und Spielausschlüsse. Dass sie mit NHL-Härte spielen und somit dem sonst physisch etwas schwächeren Schweizer Eishockey etwas mehr Physis einhauchen, ist an sich keine schlechte Sache. Wenn dann daraus aber Aktionen wie von Barberio gegen Roe oder kürzlich von Sekac gegen Heim resultieren, dann müssen sie sich hinterfragen. Trotz Härte dürfen Verletzungen nicht in Kauf genommen werden.

Durch die vielen Strafminuten kommen die Waadtländer immer wieder in Unterzahl in Situationen, die vermeidbar gewesen wären. Da ihr Penalty Killing mit 77.53 % eines der schlechtesten der National League ist, gilt es für sie in den Playoffs Unterzahlsituationen möglichst zu vermeiden.

Auf der anderen Seite eines Eisfeldes spielen die Lausanner ihr Powerplay. Und dieses ist, analog zum Unterzahlspiel, auch eines der schlechteren in der Liga. Mit nicht einmal 18 % Erfolgsquote befinden sie sich weiterhin auf dem Niveau der letzten Jahre. Es fand zwar eine Steigerung statt, verglichen mit dem letzten Jahr um fast 3 %, dies reicht jedoch bei weitem nicht, um mit den Topteams mitzuhalten. Und in den Playoffs sind ebendiese Special Teams von eminenter Wichtigkeit.

Eine eher überraschende Statistik ist die verhältismässig tiefe Fangquote der beiden Goalies des LHC, Luca Boltshauser und Tobias Stephan. Mit 90.92 %, respektive 90.35 % ist das Gespann nicht auf dem Niveau von anderen Goaliepaarungen. Und auch wenn Stephan einer der erfahrensten Torhüter ist, scheint er im Gegensatz zu den vorigen Jahren nachzulassen. Da sich die beiden die Spiele in der Qualifikation aufgeteilt haben, könnte mangelnde Spielpraxis als Begründung in Frage kommen. Doch verglichen mit anderen Mannschaften mit ähnlichen Konstellationen, zum Beispiel die Löwen aus Zürich, erweist sich diese als eher unwahrscheinlich. Um in den Playoffs eine Chance zu haben, müssen sich beide steigern, sonst wird es sehr schwierig.

Damit Glauser und Boltshauser weiter so jubeln können, muss sich letzterer nochmals steigern. (JustPictures)

Spektakelscorer und aufstrebende Junge

Jiri Sekac: Er ist als Topscorer ein Punktegarant, mit 46 Punkten hat er innerhalb des Teams mit Abstand am meisten erzielen können. Der Tscheche schiesst spektakuläre Tore, wie vor Kurzem gegen den EV Zug, als er beinahe auf dem Eis liegend den Puck noch unter die Latte schoss. Seine Schussquote ist mit fast 21 % beeindruckend hoch, er gehört damit zu den Topspielern in diesen Belangen. Neben seinen offensiven Fähigkeiten ist er auch defensiv ein wichtiger Spieler. Er blockt am zweitmeisten Schüsse aller Stürmer und setzt die Vorgaben von Coach John Fust bezüglich Härte hervorragend um.

Andrea Glauser: Am 3. März gegen den HC Lugano (8:4) schlug die Stunde des Andrea Glauser. In einem torreichen Spiel gelangen ihm vier Treffer, eine Seltenheit im Eishockey, vor allem bei Verteidigern. Der 25-Jährige hat auf diese Saison hin aus dem Emmental ins Waadtland gewechselt und scheint seinen Platz gleich gefunden zu haben. Er spielt solide und ist offensiv immer wieder in der Lage Akzente zu setzen. Wenn Glauser auf dem Eis steht kassieren die Lausanner am wenigsten Tore, seine Plus-Minus-Bilanz ist nach Jiri Sekac die zweitbeste der Liga.

Ken Jäger: Er ist eine der Überraschungen in den letzten Runden der Regular Season. In den letzten 10 Spielen sammelte er 6 Scorerpunkte, davon waren 5 Tore. In einem Kurzinterview mit MySports bezeichnete ihn Jiri Sekac als die grösste Überraschung im Team und prophezeite, dass es da noch mehr zu sehen gäbe. Sollte Jäger den Punkteschnitt aus den letzten 10 Spielen weiterführen können, dann kann er sich zu einem der Schlüsselspieler in der Offensive des LHC entwickeln.

Redaktionstipp

Wenn die Löwen keine dummen Strafen nehmen und ihr Spiel durchziehen, dann wird es für jeden Gegner eine sehr schwere und anstrengende Serie werden. Zusammen mit Ambrì waren sie eines der Teams der Stunde am Ende der Qualifikation, nachdem sie diese nun ausgeschaltet haben, ist alles möglich. Mit Fribourg wartet jedoch ein Team aus Routiniers und Spielern mit riesigem Hockeywissen, es wird eine spannende und hart geführte Serie werden. Aufgrund des Saisonverlaufs und der Mühen mit den Special Teams tippen wir auf ein Aus im Viertelfinal.