NHL-Playoffs - 4 Teams mit 7 Schweizern vertreten - Wie stehen ihre Chancen?

Es ist soweit: die NHL Playoffs haben begonnen und erreichen dann ihren Höhepunkt mit der Stanley Cup Final-Serie ab 8. Juni. Und als Sahnehäubchen sind nicht weniger als 7 Schweizer Spieler im Einsatz, so viele wie noch nie in den Playoffs.

Folgende Franchises mit Schweizern kämpfen um den begehrten Pokal:

  • New Jersey Devils mit Nico Hischier, Jonas Siegenthaler, Timo Meier und Akira Schmid
  • Colorado Avalanche mit Denis Malgin
  • Los Angeles Kings mit Kevin Fiala 
  • Winnipeg Jets mit Nino Niederreiter

Screenshot (NHL / nhl.com)

Screenshot (NHL / nhl.com)

Die Begegnungen in der ersten Runde:

New Jersey Devils - New York Rangers (Beginn 18.April)
Colorado Avalanche - Seattle Kraken (18.April)
Vegas Golden Knights - Winnipeg Jets (18.April)
Edmonton Oilers - Los Angeles Kings (17.April)

Gespielt werden 4 Runden: First Round, Second Round, Conference Finals und schliesslich der Stanley Cup Final. In der ersten Runde treffen die Division-Sieger auf die Wildcard-Teams und die Division-Zweiten auf die Drittplatzierten.  

New Jersey Devils

Die New Jersey Devils sind das bestplatzierte Team mit Schweizer Beteiligung und treffen auf den grossen Rivalen auf der anderen Seite des Hudson Rivers, die New York Rangers.

Devils: 52-22-8, 112 Punkte
Rangers: 47-22-13, 107 Punkte
Saison Serie: NJD 3 Siege; NYR 1 Sieg

Wohl wenige trauten dieser Mannschaft mit jungen und schnellen Spielern, die 2018 letztmals die Playoffs erreichten, schon in dieser Saison gleich den 3. Platz der Liga zu.

Nico Hischier, der mit 80 Punkten einen neuen persönlichen Rekord aufgestellte und damit an 30. Stelle der Liga ist, wird neben Rekord-Torschütze Jack Hughes (99 P.) wiederum eine entscheidende Rolle zukommen. Er ist nicht nur eine zentrale Figur im Line Up, sondern auch einer der besten Zwei-Weg Center mit dem erfolgreichsten Backchecking der Liga. Er startete 2018 seine erste Saison in der NHL gleich mit einer Playoff-Teilnahme.  

Der Einfluss von Timo Meier seit seinem Trade am 26. Februar ist noch nicht so zwingend, wie er das zuletzt bei den Sharks war. Das war allerdings auch verletzungsbedingt und der Umstellung auf ein neues System geschuldet. Immerhin hat er in den ersten 21 Spielen schon 14 Scorerpunkte gesammelt und mit ihm verfügen die Devils nun über 3 ziemlich ausgeglichene Sturmformationen mit hoher Torproduktion.

Jonas Siegenthaler erhält weiterhin grosses Vertrauen vom Trainerstab und viel Eiszeit. Er spielte bedauerlicherweise weniger an der Seite von Topverteidiger Dougie Hamilton (74 Punkte!). Trotzdem ist er einer der besten Defensiv-Verteidiger, indem er Banden-Duelle gewinnt, Zonen-Eintritte verhindert und einen guten ersten Pass spielen kann.

Akira Schmid, der diese Saison 18 mal zu Einsätzen kam, ersetzte im letzten Spiel der Regular Season im 2. Drittel Stammkeeper Mackenzie Blackwood und führte die Devils zum Sieg in der Overtime. Dabei liess er keinen Treffer zu. Seine Chancen auf Playoff-Einsätze sind eher gering, falls No. 1 Vitek Vanacek seine ausgezeichnete Form behält und sich nicht verletzt. Allerdings hat Schmid in der Zwischenzeit auch die besseren Statistiken als Backup Nr. 1 Blackwood.

Chancen

Trotz der erfolgreichen Regular Season sind die Rangers mit ihrem erfahrenen Team und dem besten Torhüter der Liga, Igor Shesterkin, eine schwierige Hürde. Das erstklassig besetzte Team scheiterte letzte Saison erst im sechsten Spiel der Conference Finals, während die Devils auf dem 28. Rang landeten. Die Franchise vor den Toren New Yorks muss daher mit der gleichen Geschwindigkeit und Angriffsmentalität, mit der sie schon die ganze Saison über erfolgreich waren, in diese erste Runde starten. Zudem besitzen sie als besser platziertes Team den Heimvorteil.

New York gewinnt in 6 Spielen

Colorado Avalanche

Die Franchise aus Denver ist der letztjährige Stanley Cup-Sieger und trifft auf die Seattle Kraken, die in ihrer erst zweiten Saison erstmals die Playoffs erreichen.

Avalanche: 51-24-7, 109 Punkte
Kraken: 46-28-8, 100 Punkte
Saison Serie: COL 1 Sieg; SEA 2 Siege

Denis Malgin tritt mit den Colorado Avalanche gegen die Seattle Kraken an (JustPictures)

Das Team muss allerdings auf zwei wichtige Leader verzichten: Man verlor den schwedischen Stürmer André Burakovsky an den jetzigen Gegner aus Seattle (er ist allerdings auch seit 7. Februar verletzungsbedingt out und wird auch die Post Season verpassen). Der andere schwedische Torjäger Gabriel Landeskog verpasste die ganze Saison wegen einer Knieverletzung. Diese und weitere Ausfälle waren einer der Gründe für die Übernahme von Denis Malgin von den Toronto Maple Leafs am 22. Dezember, der trotz relativ wenig Eiszeit positiv aufspielte und diese Situation mit immerhin 17 Punkten in 42 Spielen nutzte. Damit ist er produktiver als bekannte und gestandene Mitspieler wie Alex Galchenyuk oder Matt Nieto, beide seinerzeit Erst- resp. Zweitrunden Drafts. Ob und wie oft er in der Post Season zum Einsatz kommt, ist abhängig von eventuellen Ausfällen und wird sich zeigen.  

Chancen: Für die Titelverteidigung sind vor allem diese drei Faktoren bestimmend:

1. Wird die erste Reihe um den Ausnahme Center Nathan MacKinnon (111 P.) und seinen Partnern Mikko Rantanen (105 P.)  und Artturi Lehkonen (51 P.) ihre hervorragende Performance aus der Regular Season weiterhin auf diesem Level abrufen können?  

2. Wird der beste Verteidiger der Liga und Norris Trophy Gewinner 21/22 Cale Makar rechtzeitig zurückkehren und falls ja, wird er schon auf Playoff-Niveau sein?

3. Das Torhüter Duo: wird Alexandar Georgiev, er spielte bis zu dieser Saison niemals mehr als 39 Spiele und erst 2 Playoff-Begegnungen, seine Form auch in den Playoffs abrufen können? Er stand immerhin 62 mal in der Regular Season zwischen den Pfosten, weil sein Back-up Pavel Francouz immer wieder durch Verletzungen zurückgeworfen wurde. Letzterer konnte dadurch erst 16 Spiele absolvieren.

Für das Team spricht die bemerkenswerte Erholung nach einer schwächeren Phase Ende letzten Jahres, und dies trotz weiterem Verletzungspech. Die Avs konnten ab Januar mit einem beispiellosen Steigerungslauf mit 31 Siegen aus 41 Spielen und dem drittbesten Punkteschnitt noch den Sieg in der Central Division holen.

Colorado gewinnt in 5 Spielen

Los Angeles Kings

Die Südkalifornier treffen wie schon im Vorjahr in der ersten Runde auf die Edmonton Oilers. Dieses Duell verloren sie im letzten Jahr in 7 Spielen nach einer 3 - 2 Führung. Beide Teams beendeten sowohl die letzte als auch diese Saison an 2. resp. 3. Stelle der Pacific Division und haben in diesem Jahr je 5 Punkte mehr auf dem Konto.  

Oilers: 50-23-9, 109 Punkte
Kings: 47-25-10, 104 Punkte
Saison Serie: EDM 2 Siege; LAK 2 Siege

Kevin Fiala, der seit Anfang April verletzt ist, hätte vermutlich seinen letztjährigen Punkterekord von 85 (1.044 pro Spiel) ohne seinen Ausfall egalisiert. Über eine mögliche Rückkehr des ehemaligen Erstrunden-Draft Picks von 2014, der die letzte Saison an 22. Stelle der Topscorer-Liste beendete, schweigen sich die Verantwortlichen natürlich aus. Fiala war den LA Kings ein Siebenjahresvertrag im Wert von 55.13 Mio. $ wert und wurde als “difference-maker” für die erste oder zweite Sturmformation geholt. Zusätzlich belebte er auch das zuvor nicht gerade von Erfolg gekrönte Powerplay. Seine Rückkehr in die Mannschaft wird also sehnlichst erwartet. Wird er gar zum Game Changer?

Chancen

Falls die Kings ohne ihre beiden Top-Stürmer Fiala (72 P.) und Gabriel Vilardi (41 P.) in die erste Runde starten müssen, wird das eine schwere Hypothek für den Playoff Start sein.  

Sie werden defensiv geordnet und diszipliniert gegen das beste Power Play Team der NHL-Geschichte (32.4%) auftreten müssen. Und trotzdem benötigen sie ausreichend physische Power gegen die beiden mit Abstand besten Scorer der Liga Connor McDavid (153 P.) und Leon Draisaitl (128 P.). Das Handicap der Kings ist auch, dass sie seit ihrem Stanley Cup Gewinn 2014 noch keine einzige Playoff-Serie gewinnen konnten.

Edmonton gewinnt in 4 Spielen

Winnipeg Jets

Sie stehen dem fünftbesten Team der Liga und Sieger der Western Conference gegenüber, den Vegas Golden Knights. Dabei hatte das Team bis zum vorletzten Spiel noch keinen sicheren Playoff-Platz, erst nachdem es sich gegen die stark aufspielenden Nashville Predators durchgesetzt hatte, rutschte es gerade noch auf den zweiten Wildcard-Platz.

Golden Knights: 51-22-9, 111 Punkte
Jets: 46-33-3, 95 Punkte
Saison Serie: VGK 3 Siege

Gross war das Erstaunen der Schweizer Eishockey Fans, als Nino Niederreiter am 25. Februar überraschenderweise von Nashville in die kanadische Provinz Manitoba getradet wurde, nachdem er erst auf diese Saison einen Zweijahresvertrag mit Nashville unterschrieb. Der mittlerweile 30-jährige Stürmer aus Chur mit der Erfahrung von 810 Spielen in seinem 12. Jahr in der NHL, ist aufgrund seiner Robustheit auch ein ausgezeichneter Backchecker. Er ist die ideale Ergänzung für die dritte Linie, deren Aufgabe vor allem darin besteht, gegen die Besten zu spielen und keine gefährlichen Situationen zuzulassen. Allerdings benötigen ihn die Jets auch dringend in der Offensive, welche nicht gerade das Prunkstück der Mannschaft ist. Ihr Topscorer Kyle Connor liegt lediglich an 31. Stelle der Liga, und der zweitbeste Scorer ist mit Josh Morrissey (76 P.) ein Verteidiger.  

Chancen

Die Mannschaft kämpfte in der ersten Hälfte der Saison 2022-23 sogar um den ersten Platz in der Western Conference, doch die letzten zwei Monate waren schwierig und brachten das Team fast um einen Playoff-Platz. Nur wenn sie diese letzte negative Phase mit 13-14-2 und einer Punktausbeute von lediglich 0,483 Punkten, die zweitschlechteste unter den Playoff-Teams in diesem Zeitraum, vergessen und abhaken können, werden sie gegen die starke und ausgeglichene Franchise aus der Spielerstadt eine Chance haben.

Allerdings haben sie mit Torhüter und Vezina Trophy Gewinner 2020, Connor Hellebuyck, noch einen absoluten Trumpf. Er gehört zur Zeit zu den Top 5 Goalies und ist eigentlich der Grund, dass die Mannschaft doch noch einen Playoff-Platz schaffte.

Wohl nur ungern werden sich die Jets-Fans an die erste Playoff-Runde 2018 erinnern, als ihre Mannschaft damals 1 - 4 gegen eben diese Golden Knights unterging, die in ihrer ersten NHL Saison gleich in den Stanley Cup Final vorstiessen!

Vegas gewinnt in 4 Spielen