NHL-Rückkehrer und finnische Imports

Der EHC Biel startete fantastisch in die neue Saison, in den ersten 20 Spielen konnte man 15 Mal gewinnen, ein regelrechter Traumstart. Danach folgte eine Baisse, in der man den Anschluss an die Spitze ein bisschen verlor. Mit 5 Siegen in Folge konnten die Seeländer dann den ZSC arg unter Druck setzen, bevor sie in den letzten 7 Runden nur noch 2 Mal gewinnen konnten. Nach dem Aus in der letzten Saison im Pre-Playoff ist die direkte Qualifikation ungemein wichtig für den Club. In den Saisons 2018, 2019 und 2020 ist man immer in den Top 5 gelandet und konnte bis in den Halbfinal vorstossen (2020 nicht, da keine Playoffs stattfanden).

Wenig Strafen und kreative Offensivspieler

Die Bieler haben in dieser Saison nur 513 Strafminuten kassiert, damit liegen sie an viertletzter Stelle im offiziellen Ranking der Liga. Mit dieser tiefen Strafenzahl könnten die Bieler ihre Schwächen in den Special Teams überdecken. 

Verwunderlich ist diese Schwäche vor allem, weil man eine sehr kreative und abschlussstarke Offensive hat. Mit Gaetan Haas haben die Seeländer einen NHL-Rückkehrer unter Vertrag genommen, der dem Team einen offensiven und auch physischen Schub hätte geben sollen. Toni Rajala und Damien Brunner gehören weiterhin zu den besten Stürmern der Liga, und auch Luca Cunti ist immer noch in der Lage, mit seiner Stocktechnik und Übersicht ein Spiel in die richtigen Bahnen zu lenken.

Die grösste Stärke der Bieler ist jedoch auf der Goalieposition zu finden. Der 24-jährige Joren Van Pottelberghe spielt eine starke Saison, mit einer Fangquote von 92.07 % ist er ein valabler Ersatz für den zurückgetretenen Jonas Hiller. Nach einem harten Check von Jerome Bachofner im zweitletzten Spiel der Saison gegen den EVZ fiel der gebürtige Zuger zuletzt aus, es bleibt abzuwarten, ob er einsatzfähig ist.

Durchschnittliche Special Teams und kaum Aufopferung

Wie oben erwähnt haben die Bieler keine besonders auffallenden Special Teams, im Powerplay wie auch im Boxplay sind sie nur Durchschnitt. Wenn man sich das Kader der Seeländer anschaut, ist das doch eher überraschend. Mit abschlussstarken Spielern, wie Rajala oder Haas und defensiven Routiniers, wie Beat Forster, müsste man in diesen Statistiken weiter vorne liegen.

Dass die Bieler beim Spiel mit einem Mann weniger eine eher schlechtere Quote haben, könnte auch damit zu tun haben, dass sich die Spieler davor zu scheuen scheinen, in Schüsse zu liegen und sie zu blocken. Dadurch kommen dementsprechend einige Schüsse aufs Tor, die man hätte verhindern müssen. Auch haben die Seeländer grosse Mühe bei den Bullys, mit 48.5 % liegen sie an neunter Stelle. 

Doch die grösste Schwäche liegt wohl an der Abhängigkeit von Joren Van Pottelberghe. Ohne ihn hätten der EHC Biel wohl grosse Schwierigkeiten gehabt, überhaupt in die Playoffs zu kommen. Er hat beinahe alle Spiele in dieser Saison gespielt, und sein Ersatzmann Elien Paupe hinterliess in seinen Partien nicht immer den sichersten Eindruck. Dies macht sich auch in den Statistiken bemerkbar, wo Paupe mit 88.1 % eine doch eher schwache Fangquote aufweist. 

Um auf diese Abhängigkeit zu reagieren haben die Bieler einen zusätzlichen Goalie unter Vertrag genommen, den Russen Dmitri Shikin. Dieser hat in seinen 3 bisherigen Spielen noch nicht sein ganzes Können zeigen müssen, wird aber in der Serie gegen den ZSC wohl von Anfang an zum Zuge kommen, sollte Van Pottelberghe nach dem harten Check von Bachofner nicht rechtzeitig fit werden.

 

Kann Toni Rajala gegen die ZSC Lions auch jubeln? (JustPictures)

Ein Finne und zwei NHL-Rückkehrer

Toni Rajala: Der Finne ist der wichtigste Spieler beim EHC Biel, er lenkt und denkt beinahe die gesamte Offensive. Er ist unglaublich kreativ und schiesst beinahe so viele Tore (22) wie er assistiert (26). Er spielt seit Jahren konstant auf diesem Niveau und gehört immer noch zu den besten Ausländern auf Schweizer Eis. Hält er dieses, wird er den ZSC Lions und allen möglichen weiteren Gegnern grösste Mühe bereiten.

Damien Brunner: Nach einigen eher schwereren Jahren, mit Verletzungen und grosser Mühe, spielt er endlich wieder befreit auf. Hat in dieser Saison mit 44 Scorerpunkten mehr Punkte geholt, als in den zwei Jahren zuvor zusammengezählt. Hält er dieses Niveau konstant, könnte er sich einen Platz an der WM verdienen. Als Schlüsselspieler immens wichtig für das Bieler Spiel. Die letzten Spiele hat er verletzungsbedingt verpasst, aber es besteht die Hoffnung, dass er noch rechtzeitig fit wird.

Joren Van Pottelberghe: Eines der grössten Goalietalente der letzten Jahre, musste beim HC Davos lange unten durch und konnte sich mit dem Wechsel nach Biel zu einem soliden und sicheren Rückhalt und Stammtorhüter arbeiten. Der 24-Jährige spielt eine sehr gute Saison. Mit einer Fangquote von 92.07 % und knapp über 2 Gegentoren pro Spiel gehört er in diesem Jahr zu den Toptorhütern der Liga. Die Bieler können sich auch in schwierigen Momenten auf ihn verlassen, was in den Playoffs Gold wert sein kann. Hat sich bei einem überharten Check von Bachofner verletzt, es ist noch nicht sicher, ob er noch rechtzeitig fit wird.

Gaetan Haas: Der NHL-Rückkehrer spielt eine schwache Saison. Läuferisch und kämpferisch gibt es wenig zu beklagen, aber von einem Spieler wie ihm sind mehr als 22 Punkte in 37 Spielen zu erwarten. Er muss sich steigern, wenn er in den Playoffs eine tragende Rolle übernehmen will. 

Redaktionstipp 

Die Bieler haben eine gute Mischung, doch gegen das übertalentierte Kader der ZSC Lions werden sie grosse Mühe haben. Weil die Abhängigkeit von Van Pottelberghe zu gross ist und die Schlüsselspieler nicht alle auf Topniveau performen, wird es im Endeffekt nicht reichen. Wir tippen auf ein Aus im Viertelfinal.