Präsident von SIHF, Michael Rindlisbacher: «Eine Erhöhung des Ausländerkontingents entspricht nicht der Strategie des Verbandes»

Michael Rindlisbacher, Präsident der Swiss Ice Hockey Federation, äussert sich im Interview über die Auszeichnung der Schweizer Nationalmannschaft als bestes Team der letzten 70 Jahre an den Sports Awards, die Entwicklung des Schweizer Eishockeys im vergangenen Jahrzehnt und die laufenden Diskussionen in Bezug auf die Ausländerkontingente in der höchsten Liga.

Michael Rindlisbacher, was bedeutet Ihnen als Präsident der Swiss Ice Hockey Federation die Auszeichnung der A-Nationalmannschaft als bestes Team der letzten 70 Jahre an den Sports Awards? 

Rindlisbacher: Diese Auszeichnung ist eine grosse Ehre und erfüllt mich mit Stolz. Stolz auf die ausgezeichnete Arbeit, die auf und neben dem Eis in den vergangenen zehn Jahren im Schweizer Eishockey geleistet wurde – bei den Nationalmannschaften, bei den Clubs des Leistungssports, aber auch in allen Regionen des Amateursports und besonders im Nachwuchsbereich. Die positive Entwicklung des Schweizer Eishockeys in den letzten Jahren und dass die Nationalmannschaft im vergangenen Jahrzehnt gleich zweimal eine WMSilbermedaille geholt hat, ist dem unermüdlichen Einsatz unserer Spieler, Coaches, StaffMitglieder und Funktionäre zu verdanken. Und natürlich wird diese Arbeit ermöglicht durch die langjährige, wertvolle Unterstützung all unserer treuen Sponsoren und Partner. 

Rund ein Drittel aller Teilnehmer stimmten im Publikums-Voting für die Schweizer Nationalmannschaft als bestes Team der letzten 70 Jahre ab – ein eindrücklicher Wert. 

Absolut, besonders mit Blick auf die starke Konkurrenz, die wir in dieser Kategorie hatten. Auch den anderen Teams gilt es für die mehr als verdiente Nomination und ihre grossartigen Leistungen zu gratulieren. Dass wir eine derart grosse Unterstützung von unseren Fans erfahren haben zeigt, welch hohen Stellenwert das Schweizer Eishockey heute hat und wie beliebt die Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft in der Öffentlichkeit ist. Die Identifikation von Fans und Sponsoren ist überwältigend. Ich bin überzeugt, dass dies nebst den sportlichen Erfolgen auch an den Werten liegt, für die wir stehen.

Das heisst? 

Als Aushängeschild des Verbands steht unsere Nationalmannschaft für die Werte Leidenschaft, Stolz, Respekt, Mut und Bodenständigkeit. Unter der Leitung von Headcoach Patrick Fischer haben wir in den vergangenen Jahren bewiesen, dass die Schweiz nicht das Eishockey von grossen Eishockey-Nationen kopieren muss, sondern dass wir mit unserer eigenen Identität und Philosophie Erfolg haben können: «swissmadehockey»! Ich hoffe sehr, dass wir im Schweizer Eishockey weiterhin an diesen Werten festhalten und unseren eigenen Schweizer Weg konsequent weitergehen. 

Die Diskussion rund um eine mögliche Erhöhung des Ausländerkontingents, die aktuell geführt wird, verunsichert viele innerhalb der Schweizer Eishockey-Familie und bei den Fans. Wie stehen Sie dazu? 

Vor zwei Jahren gab es bereits die gleichen Bestrebungen. Damals wurde der Antrag zur Erhöhung der Anzahl spielberechtigter Ausländer von der Ligaversammlung klar abgelehnt – auch dank Intervention des Verbandes. Unsere Haltung zu diesem Thema hat sich seither nicht geändert: Eine Erhöhung der Ausländerkontingente untergräbt die Strategie unseres Verbandes, das Schweizer Eishockey und unsere Nationalmannschaften noch näher an die Weltspitze heranzuführen. 

Warum? 

Mit einer neuen Ausländerregelung würde die Nachwuchsarbeit auf allen Stufen untergraben und wir könnten jungen Spielern in unserem Land keine Perspektive mehr bieten. Das würde sich nachhaltig negativ auf die Entwicklung des Schweizer Eishockeys auswirken. Ich befürchte ausserdem, dass die grosse Identifikation von Fans und Sponsoren mit einem solchen Schritt auf fahrlässige Art und Weise aufs Spiel gesetzt würde – mit entsprechend negativen wirtschaftlichen Konsequenzen. 

Wie lautet in Bezug auf die Ausländerthematik Ihr Appell an die involvierten Entscheidungsträger? 

Im Namen von Swiss Ice Hockey als Dachverband des Schweizer Eishockeys fordern wir die Vertreter der National League Clubs dazu auf, Ihre Verantwortung gegenüber dem Schweizer Eishockey wahrzunehmen, in dessen bestem Sinne zu entscheiden und somit auf die geplante Ausweitung der Ausländerregelung zu verzichten.