Saisonvorschau 2022/23: HC Fribourg-Gottéron - Individuelle Qualität über vier Linien, aber reicht es in der Breite?

Bald geht's wieder los: Die Eishockey-Saison 2022/23 startet bereits in weniger als einem Monat. Die meisten Transfers sind getätigt, die Mannschaften trainieren wieder auf Eis und die ersten Testspiele sind Geschichte. Werfen wir einen Blick auf die Teams. 

In dieser Saison ist vieles anders in der National League: Mehr Ausländer, mehr Teams, keine Zusatzrunden mehr, neue Ausländerattraktionen und einiges mehr. Weshalb auch nicht die Teams von einer anderen Seite her betrachten? 

Betrachten wir gleich zu Beginn eine Fantasy-Teamaufstellung des HC Fribourg-Gottéron. Wird das Team so auftreten? Vermutlich nicht. Aber es hilft uns einen Überblick über die Mannschaft zu erhalten. 

Eine Fantasy-Aufstellung des HC Fribourg-Gottéron aufgrund der vergangenen Saison, Testspielen der Saison 2022/23 und Spekulation.

Was zu Beginn vermutlich auffällt, ist die Kaderbreite über vier Linien. Dies hat unter anderem damit zu tun, dass zwei zusätzliche Ausländer beschäftigt werden dürfen. Aber tatsächlich stechen die Fribourger mit vier qualitativ sehr gut besetzten Linien auf.

Eine der zwei zusätzlichen Ausländerpositionen haben die Drachen für einen Center eingesetzt. Jacob de la Rose gilt als starker Face-Off-Mann und macht die Mittelachse solider. Dort sind sie in der kommenden Saison so oder so sehr gut gerüstet. David Desharnais kann eine erste Linie anführen und Samuel Walser bringt in den Bottom Six Wasserverdrängung, aber auch Skorerpunkte. Mit Christoph Bertschy kommt ein variabler Angreifer hinzu, der sowohl auf dem Flügel als auch als Center eingesetzt werden kann. Auch Sandro Schmid und Andrei Bykov sind auf beiden Positionen einsetzbar und bieten Trainer Christian Dubé viel Flexibilität auf dieser enorm wichtigen Position.

Die schwierige Aufgabe vor sich, Chris DiDomenico vergessen zu machen, hat Marcus Sörensen. Der 30-jährige Flügel mit über 200 NHL-Spielen auf dem Buckel hat aber in der letzten Saison in Schweden gezeigt, dass er Punkte erzielen kann, was von ihm auch erwartet wird. 47 Skorerpunkte in 51 Spielen in der schwedischen Liga sind sicher keine schlechten Voraussetzungen. Ein grosser Coup gelang Fribourg bei der Verpflichtung des sechsten Ausländers. Aus der NHL stösst der Finne Janne Kuokkanen in die Schweiz. Der 23-jährige Flügel hatte die letzten fünf Jahre in der NHL bzw. AHL verbracht und in den letzten zwei Jahren ordentliche Skorerwerte in der NHL ausgewiesen. Trotzdem haben die New Jersey Devils den Finnen aus seinem Vertrag gekauft. 

Offensiv vier starke Linien

Mit den gestandenen Schweizer Spielern haben die Fribourger eine qualitativ starke Offensive. Alle Schweizer haben in ihrer Karriere bereits alle über 20 Skorerpunkte erzielt. Einen Samuel Walser, der auch schon eine WM-Teilnahme auf dem Buckel hat, als Center der vierten Linie haben nicht viele Mannschaften zu bieten. Offene Fragen sind sicher, ob Nathan Marchon seine 20-Tore-Saison wiederholen kann und Mauro Jörg nach seiner Ausmusterung in Lausanne erneut 25 Punkte produzieren kann. Gibt es Ausfälle, stehen die talentierten Youngster Gaétan Jobin und Dominik Binias bereit. 

Die Verteidigung bleibt im Grossen und Ganzen unverändert bestehen. Philippe Furrers Rücktritt wird mit der etwas überraschenden Verpflichtung von Juuso Vainio kompensiert. Der 27-jährige Finne ist eher weniger für seine Torgefahr bekannt, aber ähnlich wie de la Rose kann man sich bei sechs Ausländern auch auf Rollenspieler konzentrieren, die dem Team die nötige Stabilität geben.

Frage nach dem Alter

Interessant bleibt die Frage, ob und wie stark die Veteranen dem Alter trotzen können. An vorderster Front steht da natürlich Raphael Diaz. Bleibt der 36-Jährige fit und fühlt er sich wohl, kann er trotz Ausschluss aus der Nationalmannschaft noch immer einer der besten Schweizer Verteidiger der Liga sein. Ebenso der gleichaltrige Julien Sprunger, der inklusive Playoffs in der letzten Saison satte 21 Tore erzielt hatte - sein Bestwert in der letzten fünf Jahren. Allerdings ist es selten wünschenswert, die zweitälteste Mannschaft der Liga zu sein. Das Risiko, dass einzelne Spieler leistungsmässig einen Schritt zurück machen, ist umso grösser. Ebenso steigt das Verletzungsrisiko. Mit nur acht Spielern haben die Fribourger eine der dünnsten Verteidigungen der Liga, darunter Joel Scheidegger, der mit 27 Jahren nach einer sensationellen Saison in Olten erstmals den Schritt in die National League wagt.

Da liegt wohl die grösste Schwäche des Teams: das steigende Alter und die dünne Kaderbreite, das aktuell dünnste der Liga. In der vergangenen Saison hatte Fribourg grosses Glück und blieb grösstenteils ohne längeren Verletzungen. Deshalb hatten auch nur 22 Spieler über 20 Einsätze - normalerweise stehen 20 auf dem Matchblatt. Wenn die Verletzungshexe zuschlägt, dann kann es jeweils schnell in eine ungewünschte Richtung gehen. 

HockeyInfos Prognose

Durch die Erhöhung der Ausländer gibt es auf jeden Fall 28 neue ausländische Gesichter in der Liga. Dazu addiert sich mit dem EHC Kloten als Aufsteiger eine ganz neue Mannschaft. Mit so vielen neuen Spielern ist eine Saisonvorschau so offen wie noch nie, weshalb HockeyInfos Saisonprognose in diesem Jahr nicht nach der genauen Rangierung, sondern nach den verschiedenen Tabellenkategorien folgt.

HockeyInfos Tipp für Fribourg: direkte Playoff-Qualifikation