Showdown im Jura um einen National League Platz

Heute startet die NL-Ligaqualifikation zwischen dem Swiss League-Meister HC La Chaux-de-Fonds und dem Verlierer der NL-Playout-Serie, dem HC Ajoie. Wer wird sich durchsetzen? 

Nachdem die Ligaqualifikation zwei Jahre ausgesetzt wurde und die Liga daher auf 14 Teams anwuchs, muss ab dieser Saison wieder ein Team aus der NL gegen den Sieger der Swiss League antreten. Das Aufeinandertreffen der aktuellen Kandidaten ist besonders speziell, da beide Teams nicht nur aus einer französischsprachigen Region sind, sondern beide aus dem Jura. Die Spielstätten liegen effektiv nur 40 km Luftlinie voneinander entfernt.

Der bisherige Weg in die Qualifikation

Swiss League Meister HC La Chaux-de-Fonds fegte im Final den EHC Olten mit 4:0 unerwartet deutlich hinweg, allerdings waren die einzelnen Partien sehr eng, deren zwei gingen sogar in die Verlängerung. Der HC Ajoie schied denkbar knapp im sechsten Spiel der Relegationsrunde gegen den HC Langnau in der Overtime nach 93 Min. aus.

Der Vergleich, die Unterschiede

Der oberklassige HC Ajoie hat natürlich den schnellen Rhythmus von 58 NL-Spielen in den Beinen und Köpfen, inklusive der eben beendeten, anstrengenden Relegationsrunde. Zudem war er, trotz des letzten Tabellenrangs, immer wieder einmal in der Lage, auch einem Favoriten einmal ein Bein zu stellen und einen überraschenden Sieg einzufahren. Bei Ajoie überzeugte praktisch während der ganzen Saison die starke Ausländerabteilung, aber man war von deren Form und Produktion abhängig. Die Ausländer werden vermutlich auch in diesem Duell den Unterschied machen. Während dem Ajoie sieben Imports beschäftigt, sind das beim HCC nur deren vier. Und da in dieser Serie nur vier eingesetzt werden dürfen, können die Ajoulots also auf den Ausländerpositionen rotieren. Doch wer nun denkt, sie werden aus diesen Gründen einfach durch die Ligaqualifikation durchmarschieren, sollte sich die folgende Top100 Scorer-Liste der beiden Ligen zusammen aus der gesamten Vorrunde anschauen. Es führen nämlich 2 (!) Spieler des HC La Chaux-de-Fonds die Gesamt-Tabelle an:

Auch wenn man die Ausländer-Punkte aus der Qualifikation der sieben HC Ajoie Imports mit den nur vier von Chaux-de-Fonds vergleicht, zeigt sich erstaunlicherweise ein Verhältnis von 180 zu 190 erzielten Punkten, obwohl in der Swiss League 7 Runden weniger gespielt wurden. Ausserdem lastet der Druck auf dem vermeintlichen Favoriten Ajoie, er muss gewinnen, während dem die Neuenburger dürfen. Letztere werden aber sicher alles geben, um diese einzigartige Möglichkeit eines Aufstiegs in die National League auszunutzen. 

Für den HC La Chaux-de-Fonds, der seit 58 Jahren nie mehr einen Meistertitel in der SL oder früheren NLB feiern konnte, spricht das seit Januar andauernde Formhoch, mit dem sie sich die Tabellenspitze von Olten zurückerobert haben und danach ungefährdet durch die Playoffs spazierten. Spekulativ gesehen, könnte die Erhöhung der Ausländerzahl auf vier dies beflügeln und die Offensivkraft zusätzlich stärken. 

Beide Teams sind heiss auf die Liga-Qualifikation (HCC / twitter)

In der Swiss League existiert, insbesondere nach den Aufstiegen von Olten und Ajoie (ohne Absteiger) eine Zwei- oder gar Drei Klassen-Gesellschaft, die von den beiden Top-Mannschaften Chaux-de-Fonds und Olten mit fast 30 Punkten Vorsprung auf das Mittelfeld der restlichen 6 Playoff-Teams dominiert wurde. Die dritte Gruppe bilden der weit abgeschlagene HC Winterthur und die Ticino Rockets, beides Teams, die um ihre Existenz kämpfen. Daher sahen sich die beiden SL-Finalisten selten qualitativ ebenbürtigen Teams gegenüber. 

Noch ein finanzieller Vergleich: Die Ajoulots arbeiteten in der aktuellen Saison mit einem Budget von 10 Mio., die Neuenburger veranschlagten 2022 nach der Umwandlung des Clubs in eine Holding ein Budget von 5,3 Mio., das bei einem allfälligen Aufstieg verdoppelt würde. Erstaunlicherweise ist der HCC schon jetzt mitten in Vertragsabschlüssen und -verlängerungen mit aktuellen und neuen Spielern, obwohl man noch nicht weiss, ob für die oberste oder zweithöchste Liga geplant werden kann.

Die Fans

Zum Abschluss befassen wir uns noch mit einem wichtigen Teil des sportlichen Erfolgs, den Fans. In der ganzen Region herrscht die typische, jurassische Begeisterung und Leidenschaft, die beide Arenen nochmals zum Beben bringen wird. Während die Neuenburger in den beiden Finalspielen von jeweils 5´225 Zuschauern unterstützt wurden, konnten die Pruntruter in der Playout-Serie auf durchschnittlich 4´600 Fans zählen, allein im sechsten Spiel kamen 5´095. Und die beiden Spielstätten liegen nur eine knappe Autostunde auseinander, was auch den Besuch der gegnerischen Fans vereinfacht.

Das Zünglein an der Waage in dieser wahrscheinlich heiss umkämpften Serie wird schlussendlich die Erfahrung und der Heimvorteil von Ajoie sein. Unsere Prognose: Die Entscheidung wird hauchdünn mit 4:3 in einer Belle entschieden.

Raiffeisen Arena Pruntrut/Porrentry