Toronto Maple Leafs - Bringt William Nylander die Mannschaft durcheinander?

William Nylander hat seit seiner Rückkehr zwei Spiele bestritten. Beide wurden nach einer Siegesserie verloren. Kann das Team den Schweden ohne Zerwürfnis aufnehmen und mit Nylander zum Titelkandidaten Nummer 1 aufsteigen?

Die Vertragsverhandlungen zwischen William Nylander und den Toronto Maple Leafs haben die amerikanischen Hockey-Journalisten über Monate hin beschäftigt. Ab und zu hiess es, die beiden Parteien seien sich näher gekommen. Dann aber seien die Verhandlungen wieder stillgelegt worden. Wenige Minuten vor Ablauf der Deadline rief Nylander die Verantwortlichen in Toronto an und einigte sich mit ihnen auf circa 6.9 Millionen Dollar pro Jahr über sechs Spielzeiten.

Am vergangenen Donnerstag hat der 22-jährige Schwede sein Debüt in dieser Saison gegeben. Er durfte gleich neben Auston Matthews, mit dem er das ganze letzte Jahr für Gefahr gesorgt hatte, zusammenspielen. Punkte gelangen ihm allerdings noch keine, mit 12:29 Minuten Eiszeit wurde er auch noch nicht allzu sehr forciert. Nach fünf siegreichen Spielen in Serie verloren die Maple Leafs gegen die Detroit Red Wings nach Verlängerung mit 5:4.

Am Samstag folgte dann ausgerechnet gegen die verfeindeten Boston Bruins die erste Auswärtspartie Nylanders. Ein Sieg gegen den Erzrivalen, der mit Verletzungspech zu kämpfen hat, wäre also Pflicht gewesen. Nylander stürmte allerdings nicht mehr neben Matthews, sondern neben den immer noch hochwertigen Linienpartnern Patrick Marleau und Nazem Kadri. Auch dieses Spiel verloren die Leafs. Dieses Mal sogar ziemlich deutlich mit 3:6. Nylander erhielt dabei schon über 16 Minuten Eiszeit.

Zwei Spiele mit Nylander, zwei Niederlagen. So haben sich das die Verantwortlichen wahrscheinlich nicht vorgestellt. Aber sie wussten, dass man ihm Zeit geben muss. Denn wer die ganze Saisonvorbereitung alleine bestreitet und die ersten dreissig Spiele fern vom Team verpasst, der muss sich wieder an den Rhythmus gewöhnen.

Gegen Detroit hat Nylander sein Debüt gegeben. Im Spiel gegen Boston hat er sich schon besser gefühlt. (Gerry Angus/Icon Sportswire)

Die Geduld zur alten Stärke

Dass Nylander wieder zu seiner alten Form findet, daran gibt es wenig Zweifel. Allerdings hat die «Verpflichtung» des Schweden Auswirkungen auf seine Teamkameraden. Auf einen ganz bestimmt: Kasperi Kapanen. Der gleichaltrige Finne wurde eigentlich für NHL-untauglich gehalten, obwohl er im Farmteam immer gute Zahlen aufgewiesen hatte. Durch die Absenz von Nylander erhielt er aber die Chance neben Matthews zu stürmen. Und diese nutzte er: 11 Tore und 10 Assists stehen nach 30 Spielen auf seinem Konto. Dazu hat er die beste Plus-Minus-Bilanz des Teams (+16). Kapanen hat somit bewiesen, dass er sehr wohl eine Rolle in den Top Six der NHL übernehmen kann.

Mit der Rückkehr Nylanders muss er sich aber über einen Platz auf dem rechten Flügel in den Top Six ernsthafte Sorgen machen. Mit Mitchell Marner, Nylander und eben Kapanen gibt es drei Rechtsausleger, die auf dem rechten Flügel zu Hause sind. In den Top Six gibt es aber nur zwei Plätze. Marner ist wohl gesetzt und eine knapp sieben Millionen Verpflichtung nur in die dritte Linie zu setzen wäre wohl eine Geldverschwendung. Deshalb ist Kapanens Lieblingsposition neben Matthews trotz sehr guter Skorerwerte in Gefahr.

Die Verträge von Marner, Matthews, Kapanen und Gardiner müssen alle neu ausgehandelt werden. (bild: nhl.com)

Der Salary Cap - Der Albtraum für die Maple Leafs

Nicht nur mit Kapanen könnte es Probleme geben. Wie sollen die Teamkameraden einen Spieler aufnehmen, der mehr für sich selbst einsteht als für das Team? Nylander forderte wochenlang acht Millionen Dollar pro Jahr. Dabei war allen klar, dass es bei so einer Zahl zu Problemen bei Matthews und Marner kommen wird, deren Verträge im nächsten Sommer neu ausgehandelt werden müssen.

Für das Team und somit den möglichen Gewinn des Stanley Cups hätte er gut und gerne einen Überbrückungsvertrag über ein, zwei Jahre mit etwas weniger Geld aushandeln können. Falls Nylander von Anfang an dabei gewesen wäre, hätte sich auf jeden Fall die Frage gestellt: Wenn die Maple Leafs nicht diese Saison den Kübel nach Kanada bringen sollen, wann dann?

Heute Abend wird Toronto das dritte Spiel mit Nylander bestreiten. Ein Sieg gegen die Carolina Hurricanes wäre enorm wichtig, ansonsten wird man sich in Toronto erste Gedanken machen. Dass Nylander seine sechs Jahre alle bei seinem jetzigen Arbeitgeber verbringen wird, scheint laut amerikanischen Quellen ziemlich unrealistisch, obwohl der General Manager der Leafs anscheinend ein mündliches Versprechen abgegeben hatte, dass Nylander nicht getradet werden würde.

Übrigens: Nach der Rückkehr von Michael Fora hat Ambri auch noch kein einziges Spiel gewonnen. Kaum hatte sich der WM-Silberheld am Deutschland Cup verletzt, startete Ambri einen Lauf mit sieben Siegen aus zehn Spielen.

Toronto und Nylander: une affaire à suivre.