Trainerduell, Formkurve, usw. - Genf ringt die Zürcher nach Punkten unter den Strich

Der HC Genf-Servette und die ZSC Lions kämpfen heute Abend um das letzte Playoff-Ticket. HockeyInfo macht den Check und verteilt sieben Punkte.

Die Formkurven im Vergleich

Genf hat drei der letzten vier Spiele gewonnen und somit die Chance auf die Playoffs überhaupt wahren können. Sie haben bewiesen, auch mit dem Messer am Hals gutes Eishockey spielen zu können. Die Form ging zuletzt aufwärts und das Selbstvertrauen stimmt.

Bei den Zürchern haben sich Sieg und Niederlage in den letzten acht Spielen immer abgewechselt. Gegen Rapperswil trat man stark auf, doch nicht immer überzeugte das Spiel der Lions. Sie haben mit dem Sieg aber ebenfalls viel Selbstvertrauen tanken können. Geht ihre Serie aber weiter, wäre heute eine Niederlage an der Reihe.

Skore: 1:0 für Zürich

Die Genfer haben einfach zu viel mit Verletzungen zu kämpfen. In der Tiefe ist das Kader der Lions deutlich breiter. Die Eiszeiten sind bei den Zürchern deutlich besser verteilt, während in Genf die Ausländer praktisch in jedem Match über 20 Minuten forciert werden. In den letzten zwei Spielen ging dies vielleicht noch gut, doch im dritten Spiel innerhalb 72 Stunden wird den Grenats die Luft ausgehen. Punkt für Zürich.

Beim 6:2 Sieg gegen Rapperswil haben die Zürcher gezeigt, dass sie eben doch schnelles und effektives Eishockey spielen können. (Just Pictures)

Die Direktduelle und der Heimvorteil - ein klarer Fall

Die Direktduelle in dieser Spielzeit sprechen eine deutliche Sprache zugunsten der Genfer. Sie haben in dieser Saison alle drei Spiele gegen Zürich gewonnen. Zwar war es bei den ersten zwei Partien mit 2:1 und 0:2 ziemlich knapp, die dritte Begegnung war mit 1:4 dann aber eine deutliche Angelegenheit.

Genf sieht sich zudem mit den Heimvorteil versehen. Dieser ist bei den Westschweizern allerdings auch nicht mehr so deutlich wie zu Beginn der Saison. Nach fünf Heimniederlagen folgte am Samstag der erste Sieg in der Les Vernets Halle. Die Zürcher stechen aber nicht durch ihre Auswärtsstärke heraus, sondern sind in der Ferne guter Durchschnitt.

Skore: 1:1 Ausgleich

Die prall gefüllte Les Vernets Halle wird den Genfern einen zusätzlichen Schub verleihen. Sie haben sowohl im Hallenstadion als auch gegen Davos bewiesen, dass sie wissen, wie man Arno Del Curto und sein System schlägt. Punkt für Genf.

Die Special Teams werden entscheiden

In den Playoffs sind die Gangarten immer eine Stufe höher. So wird vermutlich auch heute Abend einiges ausgeteilt, wenn um das letzte Playoff-Ticket geht. Normalerweise lassen die Genfer weniger Unterzahlsituationen pro Spiel zu als die Zürcher. Das Boxplay übersteht bei beiden Teams vier von fünf Situationen schadlos.

Doch wer hat das bessere Powerplay? In dieser Statistik hat Genf deutlich die Nase vorne. Sie verwerten 20.56 % ihrer PP-Chancen, während die Zürcher nur auf einen Wert von 17. 16 % kommen. Zudem holen die Genfer mehr Strafen heraus und haben insgesamt acht PP-Treffer mehr auf dem Konto.

Skore: 2:1 für Genf

Die Special Teams sprechen klar für die Genfer. In einer Playoff-Schlacht machen sie am Ende oftmals den Unterschied in einer Serie. Deshalb Punkt für Genf.

Der Kontest der Ausländer: Formschwäche gegen Formhoch?

Die ZSC Lions hatten zu Saisonbeginn auf dem Papier ohne Zweifel die besten Ausländer. Mit Kevin Klein und Maxim Noreau verfügen sie über zwei extrem Spielstarke Abwehrchefs, die jeweils eine Linie anführen können. Roman Cervenka ist einer der besten Spielmacher der Liga, wurde aber von einer Lungenembolie und anderen Verletzungen grösstenteils ausser Gefecht gesetzt. Die Sniper-Qualitäten von Fredrik Pettersson kennen wir sowohl von seinen Zeiten in Lugano, als auch in den letztjährigen Playoffs. Alle vier haben in dieser Saison aber nicht nur zu überzeugen vermögen und spielten oftmals unter ihrem Wert.

Maxim Noreau hat in dieser Saison nicht immer gezeigt, was er kann. (TOPpictures/Sergio Brunetti)

Durch viele Verletzungen hat Genf in dieser Saison sieben Ausländer im Kader. Während Jack Skille und Eric Martinsson weniger eingeschlagen haben, überzeugen Tommy Wingels und Daniel Winnik immer mehr.  Dass Henrik Tömmernes ein Gamebreaker sein kann, wissen wir bereits von letzter Saison. Er steht im Durchschnitt über 24 Minuten auf dem Eis. Und wenn Johan Fransson den Kopf hebt, findet er oftmals das goldenen Pässchen.

Skore: 2:2 Ausgleich

Auch wenn die Ausländer schon mehrere Spiele für Genf entschieden haben, sind die Qualitäten der vier Zürcher Ausländer allen bekannt. Zudem haben Cervenka und Pettersson in den letzten Spielen eine immer besser werdende Chemie gebildet. Ausgleich von Zürich

Der Kampf der Topskorer: Tanner Richard vs. Denis Hollenstein

Es ist ziemlich erstaunlich, dass beide Teams einen Schweizer als Topskorer haben. Dies spricht nicht unbedingt für die Ausländer. Nachdem Hollenstein im Sommer von Kloten zum Kantonsrivalen gewechselt hatte, kam er nach Anfangsschwierigkeiten immer besser in Fahrt. Auch wenn Hollenstein Topskorer ist, taucht er in den wichtigen Spielen oftmals unter oder trifft erst, wenn es bereits zu spät ist. In der Liga-Quali mit Kloten war dies ebenfalls der Fall.

Hingegen ist Tanner Richard mehr der Arbeiter auf dem Feld. Er ist nicht nur für die Punkte zuständig, sondern auch um Härte und Kampfgeist ins Spiel zu bringen. Zudem ist er einer der besten Bully-Spieler der Liga.

Skore: 3:2 für Genf

Dank seiner Bullystärke ist Richard doppelt wertvoll für die Genfer. Und Hollenstein ist noch zu wenig dominant, um dies zu kompensieren. Führung für Genf.

Interner als auch externer Kampf der Torhüter

Wer heute Abend im Tor steht, ist noch offen. Bei Genf wird es vermutlich Robert Mayer sein, der nach einem schwachen Saisonstart und der Überform von Gauthier Descloux wieder vermehrt das Vertrauen erhält. Doch vielleicht greift McSorley in die Trickkiste und bringt tatsächlich den unbekümmerten Jungspund Descloux?

Seine Statistik spricht nich für ihn, doch Robert Mayer kommt immer besser in Fahrt. (TOPpictures/Michael Walch)

Bei den Lions wird Niklas Schlegel wohl den Vortritt gegenüber Lukas Flüeler erhalten. Dieser war zuletzt nämlich immer wieder verletzt, was bei ihm ja nichts Neues ist. Wenn er allerdings fit gewesen war, spielte er doch öfters als gedacht.

Skore: 3:3 Ausgleich

Alle vier Torhüter sind betreffend Fangquote unter dem Durchschnitt. Während Flüeler und Descloux praktisch auf Augenhöhe liegen, hält Schlegel auf 100 Versuche fast drei Schüsse mehr als Mayer. Punkt für den Z.

Das Duell der Trainer: McSorley vs. Del Curto

Was für ein Duell in der 50. Runde der Meisterschaft! Normalerweise geht es zu diesem Zeitpunkt nicht mehr um viel, doch heute Abend wird nicht nur um die Playoff-Qualifikation gespielt. Es stehen sich zwei der einflussreichsten Trainer der National League gegenüber: Sowohl für Chris McSorley als auch für Arno Del Curto wäre das Verpassen der Playoffs eine riesige Niederlage. Im Sommer wurde McSorley wieder zum Headcoach der Genfer ernannt, nachdem die Westschweizer in der vergangenen Saison unter Craig Woodcraft nur knapp die Playoffs erreichen konnten. Unter McSorley sollte alles wieder besser werden. Doch nun ist die Qualifikation arg in Gefahr.

Als Del Curto vor eineinhalb Monaten die ZSC Lions übernahm, wusste er vermutlich, dass er nicht viel zu gewinnen hat. Er konnte eigentlich fast nur verlieren, da das Ziel anfangs Saison klar Titelverteidigung geheissen hatte. Doch Del Curtos «Zürcher Herz» entschied über den Verstand. Anstelle schneller Besserung ist der ZSC aber noch genauso im Playoff-Kampf involviert. Versenkt Del Curto also tatsächlich gleich zwei Mannschaften in einer Saison in den Playouts?

Del Curto mit dem ZSC in den Playouts? Was für eine Vorstellung! (Just Pictures)

Endskore: 4:3 für Genf

Selbst wenn Del Curto vermutlich der grösste Schweizer Trainer der Geschichte ist, hat er noch nicht alle Spieler erreicht. McSorley hingegen arbeitet seit Jahren mit seinen Leitwölfen zusammen: Goran Bezina (38), Jonathan Mercier (33), Daniel Rubin und Co. werden ihm den Rücken stärken, falls jemand nicht zuhört in der Kabine.

Der entscheidende Punkt gehört den Genfern. Damit würde der amtierende Meister die Playoffs 2019 verpassen. Doch was sind schon Statistiken, wenn es ab 19:45 Uhr auf rutschiger Unterlage um die Wurst geht?