Bis zu 30 Minuten Eiszeit - Je mehr die Forcierung, desto schlechter die Platzierung?

Die Saison ist noch jung. Und trotzdem werden von einigen Teams bereits jetzt die besten Kräfte forciert. Ist das nicht etwas gar zu früh?

Die meisten Teams haben rund einen Fünftel der Regular Season hinter sich: Alle Teams ausser Zug (12 Spiele) und Lausanne (9 Spiele) haben zehn oder elf Partien absolviert. Die Phase des «in der neuen Saison ankommen» ist nun vorbei und es werden langsam aber sicher erste Resultate gefordert. Das bedeutet logischerweise, dass diejenigen Klubs, deren Saisonstart nicht wie gewünscht vonstatten gegangen ist, schon jetzt etwas unter Druck kommen und ihre besten Spieler forcieren. 

Ein Blick in die Statistik zeigt: 34 Spieler mit mindestens zwei Einsätzen haben bisher im Durchschnitt über 20 Minuten pro Spiel auf dem Eis gestanden. Selbst wenn man alle drei Spieler von Aufsteiger Ajoie (Devos, Hazen, Eigenmann) abzieht, sind es deutlich mehr als noch während der letzten Spielzeit. Dort kamen in der Regular Season nur 26 Spieler im Schnitt zu mehr als 20 Minuten Eiszeit. Es mag gut sein, dass einige der 34 Spieler mit über 20 Minuten Eiszeit pro Spiel noch unter den Wert fallen. Aber auch bei den Spieler mit über 19 Minuten Eiszeit zeigt sich ein deutlicher Unterschied zwischen der Saison 2020/21 und 2021/22. Letzte Saison standen genau 40 Spieler im Schnitt über 19 Minuten auf dem Eis, in dieser sind es 58, insgesamt sechs vom dreizehnten und somit «zusätzlichen» Ajoie. 

Marathon-Mann Tömmernes

Derjenige Spieler mit der aktuell meisten Eiszeit heisst wenig überraschend Henrik Tömmernes. Der Schwede ist bekannt dafür, sehr viel Eiszeit in Genf zu erhalten. Allerdings sind es in dieser Spielzeit in zehn Partien mit 27:39 Minuten pro Spiel noch einmal genau zweieinhalb Minuten mehr als in der letzten Spielzeit. 

Henrik Tömmernes kann eine ganze Saison mit viel Eiszeit auf Top-Niveau spielen. (JustPictures)

Bereits am ersten Spieltag stand Tömmernes über 28 Minuten auf dem Eis. Diese Forcierung war damals aber mit den Ausfällen von Roger Karrer und Simon Le Coultre zu erklären, die nun aber seit vier bzw. acht Spielen wieder regelmässig im Einsatz stehen. Einzig Jonathan Marcier ist derzeit noch verletzt. Und auch der Zuzug vom ehemaligen NHL-Spieler Sami Vatanen verkürzte die Eiszeit von Tömmernes nicht. Im letzten Spiel gegen Ambri stand der Schwede satte 29:30 Minuten auf dem Eis. Vatanen mit 26:22 Minuten wurde ebenfalls forciert. Hingegen wurden Le Coultre und Arnaud Jacquemet deutlich weniger eingesetzt als normalerweise. 

Die meist eingesetzten Verteidiger der Saison 2021/22

1. Henrik Tömmernes (Genf) - 27:39 Minuten pro Spiel

2. Ramon Untersander (Bern) - 25:52

3. Sami Vatanen (Genf) - 25:36

4. Patrick Geering (ZSC) - 24:32

5. Ryan Gunderson (Fribourg) - 23:25

Auch die Stürmer stehen länger auf dem Eis

Dass die Verteidiger tendenziell länger auf dem Eis stehen, ist wohlbekannt. Sie haben weniger Laufweg als ein Stürmer, der ein aktives Forechecking betreibt. Deshalb ist ein Stürmer mit über 20 Minuten Eiszeit eher ungewöhnlich. In dieser Saison aber ist dies bei einigen Mannschaften doch fast zur Gewohnheit geworden. Dreizehn Stürmer haben über 20 Minuten Eiszeit, fünf mehr als in der letzten. Und mit 24 Stürmer über 19 Minuten sind es gar acht mehr als 2020/21. 

Die meist eingesetzten Stürmer der Saison 2021/22

1. Philip-Michael Devos (Ajoie) - 23:46

2. Valtteri Filppula (Genf) - 23:13

3. Daniel Winnik (Genf) - 23:00

4. Jonathan Hazen (Ajoie) - 22:17

5. Daniel Carr (Lugano) - 21:11

Interessant ist, dass sich unter den zwölf am meisten eingesetzten Stürmern nur vier Vereine befinden: Genf mit vier, Lugano und Langnau mit je drei und Ajoie mit zwei Spielern. Dass Devos und Hazen auch in der National League sehr viel Eiszeit erhalten werden, damit durfte gerechnet werden. Sie standen auch in der Swiss League meist über 20 Minuten pro Spiel auf dem Eis. 

In Langnau stehen wenig überraschend die drei Ausländer Harri Pesonen, Jesper Olofsson und Alexandre Grenier am meisten auf dem Eis. Mit ingesamt 39 Skorerpunkten kann man durchaus behaupten, dass sie diese Eiszeit mit Toren zurückzahlen. Auch in Genf und Lugano sind die meisteingesetzten Stürmer die besten Skorer. Eigentlich wäre die Forcierung deshalb gerechtfertigt.

Und trotzdem: Drei der vier Teams, die ihre Stürmer forcieren, liegen auf den letzten drei Plätzen. Einzig Lugano steht mit Platz 6 knapp in der oberen Tabellenhälfte, obwohl man beim Anblick des Kaders auch mehr erwarten könnte. Kann man daraus schliessen, dass Teams, die ihre besten Kräfte forcieren, am Ende des Tages trotzdem schlechter dastehen? Wohl eher nicht. Aber mehr Punkte hat die Forcierung eben auch nicht gebracht. 

Es wird spannend zu sehen sein, wie sich die Eiszeiten dieser Mannschaft im weiteren Verlauf der Saison entwickeln und ob es schliesslich doch gewinnbringend sein wird, oder eben auch nicht. Oder ob sich das ganze sogar in eine negative Richtung entwickelt, indem die Torproduktion nachlässt.