Welche Jungspunde können in Zukunft die Plätze der Routiniers einnehmen?

Die meisten Teams haben die ersten zehn Spiele der Regular Season absolviert. Viele plagen sich bereits jetzt mit Verletzungssorgen herum. Dies bietet jedoch Chancen für die hungrigen Nachwuchsspieler. Welche jungen Spieler sind bisher aufgefallen? Auf wen wartet eine glorreiche Zukunft?

Die Verletzungsliste ist für viele Fans ein Grund, weshalb es für ihre Mannschaft dieses Jahr nicht für den Titel oder für die Playoffs gereicht hat. Ein Team zeichnet sich aber nicht nur durch die Qualität der Spieler aus, sondern auch durch die Quantität von guten Spielern. Wer kann in die Bresche springen, wenn die Leistungsträger ausfallen? Und welche jungen Spieler ziehen nach, wenn es plötzlich Platz in der Mannschaft gibt?

Oftmals sind es die Spieler der Elite A Junioren, die die Chance in der ersten Mannschaft erhalten. Durch die Farmteams in der Swiss League haben Zürich (GCK Lions), Zug (EVZ Academy), Ambri, Lugano und Davos (alle Ticino Rockets) die Möglichkeit, den jungen Talenten früher Spielpraxis in einer Profiliga zu geben und nach Bedarf sogar in die erste Mannschaft zu berufen.

Die Ticino Rockets haben in den letzten zwei Jahren einige Stammspieler an die National League verloren. Hier: Christian Pinana (
TOPpictures/Andre Grossenbacher)

Die jungen Spieler müssen aber auch zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort stehen und vor allem ihre Chance nutzen, wenn es sie dann gibt. In einem Kader wie Bern oder Zürich wäre es ohne verletzungsbedingte Absenzen sehr schwierig, Spielpraxis zu sammeln. Viele müssen Geduld bewahren und werden nach den ersten Einsätzen vermutlich erneut zurückgestuft. Sich in der National League zu etablieren, ist meist ein Prozess von mehreren Jahren.

Manchen Spielern könnte in dieser Saison der langersehnte Durchbruch gelingen. Andere dürfen in dieser Spielzeit auf die ersten National League Einsätze und auf eine grosse Zukunft hoffen. Wir haben uns einige stark aufspielende Youngster herausgepickt, die momentan in die Bresche der verletzten Spieler treten.

Jérôme Bachofner (ZSC Lions)

In einem so starken Kader wie jenem der ZSC Lions ist es natürlich umso schwerer, sich einen grossen Namen zu machen. Mit einem neuen Trainer und einer neuen Saison fängt aber alles wieder bei Null an. Die Spieler erhalten eine neue Chance und müssen sich zuerst wieder beweisen.

So auch Jérôme Bachofner. Der 22-Jährige kommt zwar schon seit 2014 zu Einsätzen beim ZSC und zählte letztes Jahr zum erweiterten Meisterteam, doch der grosse Durchbruch war dem jungen Stürmer bisher noch verwehrt geblieben. In der letzten Saison gelangen ihm in 30 Spielen (5 in den Playoffs) drei Tore und zwei Assists. Bachofner kam aber meist nur zu wenig Eiszeit und wurde immer wieder in die Swiss League abgeschoben. Bei den GCK Lions verbrachte er auch den grössten Teil seiner bisherigen Karriere und kam zu 162 Einsätzen, in denen er 43 Tore und 42 Assists erzielte.

Jérôme Bachofner gibt immer vollen Einsatz, auch in der CHL. (TOPpictures/Sergio Brunetti)

In diesem Sommer wurden die Karten neu gemischt. Mit Serge Aubin stiess ein unbekannter Trainer zu den Zürchern, für den die National League als Trainer noch ein Novum war. Bachofner erhielt kürzlich (natürlich auch aufgrund der verletzungsbedingten Absenzen) gegen Davos die Chance, in der zweiten Sturmlinie mit Pius Suter und Denis Hollenstein zu stürmen. Er nutzte sie und war beim 2:3 Sieg an allen drei Toren beteiligt. Dadurch trug er im Sonntagsspiel gegen Lausanne zum ersten Mal (und wahrscheinlich nicht zum letzten Mal) in seiner noch jungen Profikarriere das Topskorer Trikot. Dies bestätigte Bachofner sofort und schoss im Powerplay das Gamewinning Goal zum 2:1 Sieg.

Bei den Zürchern ist Bachofner momentan mit vier Toren und drei Assists Topskorer. Hinter ihm liegen renommierte Namen wie diejenigen von Denis Hollenstein, Roman Wick, Maxim Noreau und Roman Cervenka. Spielt er weiterhin so stark auf und erhält er noch mehr Eiszeit (bisher nur 11 Minuten im Schnitt), ist Bachofner ein grosser Anwärter auf den Youngster of the Year Award.

Janis Jérôme Moser (EHC Biel)

Als eine Woche vor dem Saisonstart die Meldung des EHC Biels veröffentlicht wurde, dass sich Beat Forster einer Operation unterziehen muss und zirka drei Monate ausfallen wird, haben sich sicherlich viele Bieler Fans schon mit dem Abstieg befasst. Ohne den unbestrittenen Abwehrchef Forster werden wohl kaum mehr als drei Siege möglich sein, könnten sich manche gedacht haben. Doch mit einem hat im September noch keiner gerechnet: mit Janis Jérôme Moser.  

Der 18-Jährige spielte im August eine sehr starke Vorbereitung mit den Bielern und erhielt deshalb in der ersten Mannschaft die Chance, Beat Forster vergessen zu machen. Und dies gelang ohne Zweifel, wenn man einen Blick auf die momentane Tabelle wirft. Moser hat alle 10 Spiele seines Teams bestritten und zu zwei Toren die Vorlage gegeben. Mit Plus-9 hat er zurzeit sogar die beste Plus-Minus-Bilanz der gesamten Liga (gemeinsam mit Lino Martschini). Er hat sich in der starken Bieler Abwehr gegen den letztjährigen Abwehrchef der Lakers Rajan Sataric und Dominik Egli, einen der besten Klotener in der Abstiegssaison, durchgesetzt und spielt seit Saisonstart unbestritten in der dritten Abwehrformation neben dem Routinier Marco Maurer. Für einen Elite A Junior, der während des Sommertrainings erst seinen 18. Geburtstag feierte, ist das keine schlechte Leistung.

Moser teilt auch in der National League schon fleissig Checks aus. (TOPpictures/Andy Buettiker)

Die Entwicklung Mosers spricht auf jeden Fall für eine grosse Zukunft. Der Verteidiger spielt seit 2015 regelmässig in den Junioren-Nationalmannschaften und war im letzten Jahr sogar vorübergehend Captain der U18. An jener WM im letzten Jahr konnte er in sechs Spielen zwar keine Punkte sammeln, aber damals dachte auch noch niemand an einen Einsatz in der National League. Sobald Forster in die Mannschaft zurückkehrt, wird sich zeigen, ob Moser schon einen definitiven Platz im Kader gefunden hat.

Stefan Rüegsegger (SCL Tigers)

In der letzten Saison ist Stefan Rüegsegger ein wenig im Schatten von Rookie Valentin Nussbaumer, der mittlerweile in den amerikanischen Juniorenliga OHL regelmässig Punkte sammelt, untergegangen. Im Sommer hat Rüegsegger dann trotzdem den Sprung in die erste Mannschaft der Tigers geschafft. Da die routinierten Emanuel Peter und Thomas Nüssli vor dem Saisonstart für unbestimmte Zeit ausgefallen waren, fand er gleich im ersten Spiel einen Platz im Kader und behauptet diesen seither.

Rüegsegger hat seinen Platz im ausgeglichenen Kader der Tigers gefunden und pendelt in dieser Saison zwischen dritter und vierter Linie hin und her. In zehn Spielen konnte er ein Tor selber erzielen und bereitete zwei weitere vor. Gegen die ZSC Lions tänzelte der 20-Jährige die ganze Hintermannschaft des Meisters alleine aus und legte wunderschön - obwohl es wahrscheinlich ungewollt war - auf Nils Berger quer, der ohne Probleme den Führungstreffer erzielte.

 

Der Stürmer erhielt letztes Jahr nach zwei Jahren Pause erstmals wieder Aufgebote für die Junioren-Nationalmannschaft. Sein grosser Vorteil in der Juniorenzeit war vor allem sein extrem weit fortgeschrittener Körperbau. Wenn Rüegsegger in Zukunft lernt, noch besser mit seinen 188 cm umzugehen, steht auch für ihn eine grosse Karriere vor der Tür.

Beat Gerber vom SC Bern sieht klein aus im Vergleich zu Rüegsegger. (TOPpictures/Alexander Raemy)