Welcher Schweizer Spieler war die Überraschung der WM?

Die Schweizer Nationalmannschaft scheidet an der WM nach einer Shakespeare-reifen Tragödie im Viertelfinal aus. Trotzdem hat die Schweiz die Erwartungen spielerisch übertroffen. Welche Spieler sind die Überraschung der WM?

Dass Roman Josi, Nico Hischier und Nino Niederreiter auf weltbestem Niveau mithalten können, ist uns seit langem klar. Sie alle spielen eine prägende Rolle in der NHL und tragen sich dort regelmässig in die Skorerliste ein. Gemessen an ihrem Curriculum Vitae waren die starken Leistungen von Josi und Co. zu erwarten gewesen.

Welche Schweizer Nationalspieler, die nicht in der NHL beschäftigt sind, haben an diesem Turnier aber über ihren Erwartungen gespielt und diese sogar übertroffen? Eigentlich kann man nach den starken Vorstellungen viele Namen aufzählen. Andres Ambühl, der mit 35 Jahren immer noch an vorderster Front kämpft und keineswegs altersmüde ist, Simon Moser, seit Jahren ebenfalls ein sicherer Wert in der Nationalmannschaft und mit seiner physischen Präsenz einzigartig, Lukas Frick und Michael Fora, die ihre letztjährige starke WM bestätigt haben und in Zukunft wichtige Rollen in der Nati einnehmen werden.

Die Entscheidung ist sicherlich nicht einfach. Trotzdem hat HockeyInfo drei Namen herausgepickt, von denen man solch starke Leistungen zwar erhofft, aber nicht erwartet hätte.

Tristan Scherwey: 8 Spiele, 2 Tore, 2 Assists

Bereits an der vergangenen Weltmeisterschaft hat Tristan Scherwey gezeigt, dass er viel Energie ins Schweizer Spiel bringen kann und im Vergleich mit den weltbesten nicht abfällt. Der Powerflügel setzt die Verteidiger unter Druck und macht sowohl in der Offensive als auch in der Defensive jeden Check fertig. Manch ein Gegenspieler wird sich auch in ein paar Wochen noch an die harte Spielweise der Nummer 60 erinnern, die im Boxplay eine wichtige Rolle gespielt hat.

Als grosser Skorer ist der 28-Jährige nicht bekannt. Trotzdem schiesst er immer wieder seine Tore, vor allem dann, wenn es wichtig ist, wie zum Beispiel sein Doppelpack gegen die Tschechen. Mit zwei Toren und zwei Assists hat Scherwey seine Erwartungen übertroffen. Nur zwei Strafminuten sprechen ebenfalls für den einstigen Lausbuben, der in den nächsten Jahren ein sicherer Wert in der Nationalmannschaft sein wird.

Tristan Scherwey wurde gegen Tschechien zum besten Schweizer Spieler ausgezeichnet. (Andre Ringuette/HHOF-IIHF Images)

Lino Martschini: 8 Spiele, 1 Tor, 6 Assists

Der leichteste Spieler und kleinste Spieler der Weltmeisterschaft hat an seinem zweiten Turnier gezeigt, dass auch er mit den grossen Brocken auf internationalem Niveau mithalten kann. Lino Martschini flog seinen Gegenspielern mit seinem Tempo um die Ohren und tanzte sie mit seiner Stocktechnik aus. Seine Spielübersicht kann ihm niemand nehmen und seine Vorlagen, wie auch das 1:0 gegen Tschechien, waren genial. Zwar merkte man ihm die fehlende Wasserverdrängung vor dem gegnerischen Tor an, für das sind jedoch auch andere zuständig.

Martschini behauptete sich sogar im Powerplay und spielte in einer Formation mit Hischier, Niederreiter und Josi. Mit insgesamt sieben Skorerpunkten war er der drittbeste Skorer des Teams. Werden nur die vier «Big Games» betrachtet, war der 26-Jährige mit vier Assists gar bester Skorer. Wäre Martschini zehn Jahre später auf die Welt gekommen, würde er einst in der NHL spielen, die sich langsam aber sicher immer mehr von Grösse und Gewicht zu Geschwindigkeit und Technik entwickelt.

Christoph Bertschy: 8 Spiele, 2 Assists

Der Stürmer des Lausanne HC war einer derjenigen Spieler, die in der WM-Vorbereitung stark um den Platz im Kader kämpfen und zittern mussten. Im Nachhinein zeigte sich seine Nomination als goldrichtig. Im Klub spielte Christoph Bertschy die ganze Saison auf dem Flügel. Im Nationalteam wurde er in den ersten Spielen ebenfalls als Flügel eingesetzt, spätestens im dritten Spiel gegen Österreich war er aber als Center der vierten Linie gesetzt und verdrängte dort Noah Rod.

Bertschy steigerte sich während des ganzen Turniers hindurch und war läuferisch wohl einer der besten Schweizer Spieler. Obwohl er als Center der vierten Linie mehrheitlich fürs Verteidigen zuständig war, flog er teilweise mit einer unfassbaren Leichtigkeit in das gegnerische Drittel und startete so immer wieder gefährliche Angriffe. Am Bully verbesserte er sich praktisch von Spiel zu Spiel und gewann man ein wichtiges Bully in der eigenen Zone.

Christoph Bertschy war gegen Kanada nahe an seinem ersten WM-Treffer. (Matt Zambonin/HHOF-IIHF Images)

Im Boxplay war Bertschy extrem wichtig und wurde regelmässig eingesetzt. Dank seiner Schnelligkeit und seiner Stocktechnik holte er immer wieder wertvolle Sekunden heraus. Für HockeyInfo ist der 25-jährige WM-Neuling die grösste Schweizer Überraschung, vor allem was seine defensiven Qualitäten angeht.