Ein Neustart für die ZSC Lions - mit oder ohne Del Curto?

Trotz des Verpassens der Playoffs geht die Welt für die ZSC Lions nicht unter. Es ist nach zwei verkorksten Jahren eine Chance zum Neustart. Dafür sollte ziemlich bald die Trainerfrage geregelt werden.

Die ZSC Lions haben es tatsächlich geschafft. Sie verlieren das kapitale Spiel gegen Genf-Servette und finden sich nach 50 Runden unter dem Strich wieder. Nach 2014 und dem SC Bern wird die Ausspielung um den Titel also erneut ohne den amtierenden Schweizer Meister stattfinden.

Es ist eine weitere verkorkste Saison für die Zürcher, die im Vergleich zur vergangenen Spielzeit ohne Happy End endet. Sie dürfen nun noch sechs Spiele in der Playout-Runde bestreiten, in der es absolut um nichts mehr geht. Einzig und alleine kann noch etwas für den eigenen Stolz und die Fans getan werden.

Nur mit den Playouts kann sich die Mentalität ändern

Das Verpassen der Playoffs wird den ZSC Lions zwar sicherlich weh tun. Ob man nun im Viertelfinal ausgeschieden wäre oder die Playoffs gar nicht erreicht, spielt eigentlich keine grosse Rolle. Eine Hockeyfabrik wie sie die Zürcher sind erwartet eigentlich nur ein Ziel: und zwar den Meistertitel. Abgesehen von etwas Spott und Schadenfreude ausserhalb der Stadt Zürich wird sich die Hockeylandkarte nicht gross verändern.

 

Bereits im Dezember hat HockeyInfo eine bessere Lösung vorgeschlagen, als den Trainer zu wechseln oder einen Mentaltrainer zu engagieren. Diese «Lösung» ist nun nicht ganz freiwillig eingetroffen. Der Gang in die Playouts wird die Zürcher zwar kurzfristig ärgern, langfristig gesehen wird er ihnen aber helfen. Denn was hätte sich geändert, wenn die Zürcher erneut knapp die Playoffs erreicht hätten? Nichts, alle würden erneut mit dem Gedanken in die Saison starten, es werde schon irgendwie klappen.

Tut es eben nicht. Genau deshalb wird sich in den Köpfen dieser unglaublich talentierten Mannschaft hoffentlich etwas ändern. Es wird wieder ein härteres Sommertraining durchgeführt, intensivere Eistrainings absolviert und wieder mehr der Stimme des Trainers gehorcht werden. Nach zwei verkorksten Jahren mit insgesamt vier Trainern und an die hundert Spielen, in denen die Zürcher oftmals nicht ihr volles Potential abgeliefert haben, kann nun ein Neubeginn gestartet werden.

Fredrik Pettersson blieb in dieser Saison deutlich unter seinem Wert. (JustPictures/Alexander Raemy)

Die im vergangenen Sommer neu dazugestossenen Simon Bodenmann und Denis Hollenstein werden ebenfalls einen grösseren Einfluss nehmen. Beide sind ohne Zweifel begnadete Eishockeyspieler. Doch wie hätten sie ein Team verstärken sollen, das gerade einen Meistertitel gefeiert hat? Aus Sicht der Zürcher «sind wir ja schon die besten. Wir wissen ja wie’s geht. Weshalb soll ich dann zwei WM-Silberhelden zuhören?» Wir wollen den Lions auf keinen Fall unterstellen, dass sie sich im Sommer weniger professionell vorbereitet haben als die anderen Teams. Sehr naheliegend wäre es trotzdem.

Wenn Del Curto das Sommertraining leiten wird, dann...

Ein Neubeginn mit einem Versager als Trainer? In vielen Fällen ist dies unvorstellbar. Doch genauso wie André Rötheli den EHC Kloten nicht vom Abstieg bewahren konnte, schaffte es Arno Del Curto nicht die Lions in die Playoffs zu führen. In beiden Fällen kam der Trainerwechsel zu spät. Del Curtos System lässt sich nicht innerhalb einer Woche oder eines Monats aufbauen. Wenn das Selbstvertrauen fehlt, dauert es umso länger.

Und schliesslich beginnt die Saison eben schon im Sommer, und nicht erst im Winter. Durch die harte Arbeit im Sommer stärken sich die Teams nicht nur konditionell, sondern auch mental. Dann trainiert man sich das Selbstvertrauen für die ganze Saison an. Dies hat den Lions offensichtlich gefehlt. Es kommt zur Verunsicherung und individuellen Fehlern.

Von Del Curto hätte man bei seiner Verpflichtung doch etwas mehr erwartet, ihm die Schuld in die Schuhe zu schieben wäre aber etwas hart. (JustPictures/Alexander Raemy)

Wenn Del Curto im Amt bleibt, wird auf jeden Fall ein anderer Wind wehen. Weniger chillen und relaxen am Ufer des Zürichsees und weniger shoppen mit der Frau an der Bahnhofstrasse. Die Saisonvorbereitung würde auf jeden Fall anders ablaufen. Schwitzen bis zum Umfallen, hiesse das Motto. Genau deshalb wäre eine Vertragsverlängerung mit Del Curto gar keine schlechte Entscheidung. Wenn er das überhaupt will.