Für die ZSC Lions gibt es eine längerfristige Lösung, als den Trainer zu entlassen oder einen Mentaltrainer zu engagieren

Vieles scheint darauf hinzudeuten, dass es in Zürich zum ersten unfreiwilligen Trainerwechsel kommt. Doch ist dies wirklich eine langfristige Lösung?

Beinahe hätte sich der Chronist schuldig fühlen müssen. Nach einer kritischen Einschätzung von HockeyInfo haben sich die ZSC Lions noch am selben Abend revanchiert und gegen Fribourg-Gottéron mit 1:3 gewonnen. Am Freitag hätte die Bestätigung folgen können. Gegen das Überraschungsteam Langnau gerieten sie aber nach dem ersten Drittel mit 2:0 in Rückstand. Doch die Zürcher gaben nicht auf und durften sich auf einen starken Niklas Schlegel im Tor verlassen, der so seinen Wert im ausgetrockneten Torhütermarkt unter Beweis gestellt hatte. Am Ende resultierte ein eher glücklicher 3:4 Sieg nach Penaltyschiessen.

Wer dachte, die Lions würden nun zu einer Siegesserie ansetzen, lag falsch. Nach einem harmlosen Auftritt am Samstag verlor der Meister vor eigenem Publikum mit 0:2. Zwar schienen sie stets bemüht zu sein, doch selbst beim Meister fallen die Tore nicht vom Himmel.

 

Die Zürcher befinden sich in einer stetig schwankender Formkurve. Der Sieg vom Dienstag gegen Fribourg zeigte, dass mit ihnen immer noch zu rechnen ist und das Wort Krise noch nicht in den Mund genommen werden darf. Gegen Langnau gewann schlussendlich das Potential und das Talent, das in dieser Mannschaft steckt. Für einmal schossen nicht die «Arbeiter» die Tore, sondern die Künstler Denis Hollenstein und Fredrik Pettersson, so wie der von den GCK Lions in die erste Mannschaft beförderte Victor Backman. Dieser will sich natürlich auf höchstem Niveau beweisen.

Und am Samstag? Da zeigte der Meister wieder ein anderes Gesicht: Bemüht, aber irgendwie will es halt nicht. In dieser Mannschaft weiss wohl jeder, dass die aktuelle Tabellenlage nicht den Erwartungen entspricht.

Immer wieder müssen die Zürcher unten durch (hier Niklas Schlegel, der eine ordentliche Saison abliefert. (TOPpictures/Sergio Brunetti)

Nun sollen die Lions auf der Suche nach einem Mentalcoach sein. Doch würde es dieser schaffen, das Luxuskader anzusprechen und zurück zum Siegen zu bringen? Liegt es wirklich am Selbstvertrauen? Der Unterschied zwischen dem HC Davos und den ZSC Lions ist klar. Davos hat in den letzten Jahren sichtlich an Substanz und Potential verloren und liegt dadurch womöglich verdientermassen unter dem Strich. Doch in Zürich ist das Gegenteil der Fall: Sie haben sich in den letzten Jahren stets verstärkt. Bei ihnen weiss man, dass sie viel Talent haben.

Die Spieler der Zürcher sind sich bewusst, dass man in der Regular Season noch kein «Playoff-Hockey» zeigen muss. Zu viele von ihnen haben selbst erfahren, dass man ohne überzeugende Regular Season Meister werden kann. Was sie aber nicht wissen - oder nicht wissen wollen - , ist, dass die Konkurrenz nicht schläft und das fehlende Talent mit Kampfgeist, Leidenschaft und Siegeswillen kompensiert werden kann.

Serge Aubin hat auch in der nächsten Saison noch einen Vertrag bei den Zürchern. (TOPpictures/Sergio Brunetti)

Durch die schlechte Platzierung in der Tabelle ist in den vergangenen Tagen auch schon der Trainerposten zum Gesprächsthema geworden. Will man wirklich den zweiten Trainer innerhalb eines Jahres entlassen? Liegt es dann nicht eher an der Mannschaft? Niemand weiss, ob die Mannschaft mit einem neuen Trainer plötzlich besser auftreten wird. Dasselbe wie in der vergangenen Saison scheint sogar für ein Märchen zu fantasievoll zu sein.

Eine einfachere und längerfristige Lösung als den Trainer zu entlassen, die gibt es wahrhaftig. Sie heisst Playouts und könnte der Schlüssel zu alter Stärke sein. Als Meister den Gang in die Playouts antreten, lässt wohl keine Mannschaft auf sich sitzen. Und schon gar nicht die ZSC Lions, die seit über zehn Jahren die Playoffs nicht mehr verpasst haben.