HockeyInfo Saison-Vorschau 2021/22: Der EHC Biel zwischen Stuhl und Bank

Nachdem der EHC Biel zweimal hintereinander den Playoff-Halbfinal erreicht hatte, stiegen die Erwartungen drastisch. Doch in der letzten Saison verpassten sie gar die Playoffs. Wohin geht es mit den Bielern?

Die Frage mit den Goalies

Im letzten Sommer trat Jonas Hiller zurück, der vier Jahre lang ein sicherer Rückhalt für die Bieler gewesen war. Sein Nachfolger hiess Joren van Pottelberghe. Der 24-jährige Schlussmann ist mit viel Talent gesegnet, konnte dieses aber zuvor in der National League beim HC Davos noch nicht hundertprozentig abrufen. In Biel war er nun erstmals die klare Nummer 1 in der höchsten Schweizer Liga. Seine Fangquote von 91.4 Prozent in 40 Einsätzen war ein Durchschnittswert in der National League. Damit machte er seine Sache durchaus gut, ob er schon auf dem Niveau eines Jonas Hillers hexte, darf aber bezweifelt werden. Die Nummer 2, Elien Paupe, konnte nicht beweisen, dass sie für regelmässige Einsätze in der National League geeignet ist und hatte mit 88.9 Prozent die drittschlechteste Fangquote aller Torhüter mit mindestens zehn Einsätzen. Dementsprechend war das Goalie-Duo eher unterdurchschnittlich in der letzten Saison. 

In den Pre-Playoffs liess Joren van Pottelberghe zwar nur vier Gegentreffer zu und steigerte seine Fangquote um etwa ein Prozent, trotzdem konnte er sein Team nicht vor dem Aus bewahren. (JustPictures)

Grosse Umstellung in der Defensive

Im Sommer hatten die Bieler doch einige Abgänge in der Defensive. Samuel Kreis (27), Stefan Ulmer (30) und Riccardo Sartori (26) verlassen alle den Verein. Keineswegs überraschend hat sich Janis Moser vor wenigen Wochen ebenfalls in diese Liste eingefügt. Der 21-jährige Verteidiger unterschrieb nach seinem NHL-Draft einen Entry Level-Vertrag bei den Arizona Coyotes. Der Abgang des eigenen Juniores tut besonders weh, da er in der letzten Saison mit 30 Skorerpunkten in 50 Partien einer der besten Skorer des Teams gewesen war. Die Abgänge werden mit den Routiniers Robin Grossmann (34) und Noah Schneeberger (33) kompensiert. Beides sind ehemalige Weltmeisterschaftsteilnehmer, befinden sich aber mittlerweile im Herbst ihrer Karriere. 

Heimkehr eines Juniors

Während Moser seine Karriere in Nordamerika lanciert, kehrt mit Gaëtan Haas einer aus dem eigenen Nachwuchs nach zwei Jahren in Bern und zwei in der NHL zurück zu seinem Jugendklub. Der 29-jährige Nationalspieler ist einer der komplettesten Schweizer Center und wird der Mittelachse definitiv Stabilität verleihen. Allerdings haben die Bieler auch den Abgang von Jason Fuchs (25) zu beklagen, der jeweils für über 20 Skorerpunkte gut war. Der Abgang von Anton Gustafsson wird mit Etienne Froidevaux praktisch Eins-zu-Eins ersetzt.

Zwei oder gar drei ausländische Verteidiger

Die Bieler haben frühzeitig auf den Abgang von Moser reagiert und gleich zwei neue ausländische Verteidiger verpflichtet. Einerseits spielt neu Viktor Lööv für die Seeländer. Der 28-jährige Schwede spielte die letzten drei Jahre in der KHL für Jokerit und entwickelte sich dabei zum schwedischen Nationalspieler. Der zweite ausländische Verteidiger heisst Alexander Yakovenko. Der 23-jährige Russe spielte bereits in der Saison 2019/20 drei Partien für die Bieler. Die letzten zwei Jahre war er einer der punktbesten Verteidiger der finnischen Liga. Ebenfalls aus der finnischen Liga kommt Jere Sallinen. Der 30-jährige Stürmer ist weniger für seine Torproduktion bekannt, sondern für sein energiegeladenes Spiel. Bei der finnischen Goldmedaille 2019 war er ein Teil des Teams, genauso wie Toni Rajala. Der 30-jährige Stürmer hat seinen Vertrag vorzeitig bis 2024 verlängert und will nach einer eher unterdurchschnittlichen Saison wieder zu alter Form finden. Die Bieler sind aufgrund des Abgangs von Moser auf der Suche nach einem fünften Ausländer, der möglicherweise ein weiterer Verteidiger sein kann.

Zuzüge:

  • Robin Grossmann (Lausanne, V)
  • Noah Schneeberger (Lausanne, V)
  • Alexander Yakovenko (Liiga, V)
  • Viktor Lööv (KHL, V)
  • Etienne Froidevaux (Lausanne, S)
  • Gaetan Haas (NHL, S)
  • Jere Sallinen (Liiga, S)

Abgänge:

  • Samuel Kreis (Zug, V)
  • Stefan Ulmer (La Chaux-de-Fonds, V)
  • Riccardo Sartori (Rücktritt, V)
  • Janis Moser (NHL, V)
  • Petteri Lindbohm (KHL, V)
  • Jason Fuchs (Lausanne, S)
  • Anton Gustafsson (3. schwedische Liga)
  • Konstantin Komarek (SHL, S)
  • Marc-Antoine Pouliot (Genf, S)

Ausländer:

  • Alexander Yakovenko (V)
  • Viktor Lööv (V)
  • Toni Rajala (S)
  • Jere Sallinen (S)

Schwierige Saison für Biel

Der EHC Biel zeigte mit dem siebten Rang nach der Regular Season die schlechteste Platzierung seit vier Jahren. Das Aus in den Pre-Playoffs gegen die Rapperswil-Jona Lakers kam zwar eher überraschend, war aber schliesslich nicht unverdient. 

Die Ausländerpositionen scheinen in der kommenden Saison auf dem Papier nur durchschnittlich besetzt zu sein. Zwar haben sie mit Lööv und Sallinen zwei aktuelle WM-Teilnehmer verpflichtet. Ersterem ist jedoch nicht der gleiche Einfluss aufs Spiel zuzutrauen, wie zum Beispiel seinen Landsmännern Henrik Tömmernes oder Magnus Nygren, die ebenfalls an der WM im Einsatz standen. Toni Rajala kann zwar zu den besten Ausländern der Liga gehören, muss dies in der kommenden Saison aber erst wieder beweisen. 

Das Schweizer Kader ist eher dünn besetzt. Viele Stürmer - Damien Brunner, Luca Hischier oder Michael Hügli - zeigten sich in der Vergangenheit extrem verletzungsanfällig. Fallen einige davon gleichzeitig aus, wirkt sich das auf die Qualität des Kaders aus. 

Eigentlich haben die Bieler genügend Talent, um nicht ins gleiche Boot geworfen zu werden wie Ajoie, Ambri oder Langnau. Allerdings fehlt auch etwas, um ein Kandidat für die ersten sechs Plätze zu sein. Die Bieler stehen also irgendwo zwischen Stuhl und Bank. Für HockeyInfo werden die Bieler deshalb erneut nur die Pre-Playoffs erreichen. Ob sie diese in dieser Saison dann überstehen können, wird sich zeigen.

Platz 10

HockeyInfo Saisonprognose:

1. EV Zug

2. ZSC Lions

3. HC Lugano

4. Lausanne HC

5. HC Genf-Servette

6. HC Davos

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7. HC Fribourg-Gottéron

8. SC Rapperswil-Jona Lakers

9. SC Bern

10. EHC Biel

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11. HC Ambri-Piotta

12. SCL Tigers

13. HC Ajoie