Ist der Witolinsch-Effekt in Davos bereits verblasst?

Seit dem 20. Dezember 2018 steht Harijs Witolinsch offiziell an der Bande des HC Davos. Daraufhin gewannen die Davoser in der National League beide Spiele vor der Weihnachtspause. Auch am Spengler Cup lieferte die Mannschaft gute Leistungen ab. Im neuen Jahr sieht es bisher aber nicht so rosig aus.

Der Start ins neue Jahr hätte für den HC Davos kaum schlechter verlaufen können. Zuhause verloren die Bündner zweimal knapp mit 3:4 gegen Lugano und Genf und auswärts musste man zwei 5:3 Niederlagen gegen Zug und Lausanne einstecken. Die Bilanz im neuen Jahr ist keineswegs befriedigend: 4 Spiele, Null Punkte und der Strich oder der rettende zehnte Platz ist noch mehr in weite Ferne gerückt. Und das, obwohl nicht mehr Arno Del Curto an der Bande steht, sondern Harijs Witolinsch.

Vor dem Kalenderwechsel stand der lettische Trainer noch in zwei Meisterschaftsspielen an der Bande. Zweimal konnte Davos einen Sieg einfahren. Als die Mannschaft am Spengler Cup überraschend bis ins Halbfinal gestürmt und dort nur knapp an dem späteren Sieger Kalpa Kuopio gescheitert war, dachten die Fans zu recht an eine Besserung im neuen Jahr.

Endlich wieder jubeln! Die Davoser durften sich in den Altjahreswochen über einige Siege freuen. (TOPpictures/Andy Buettiker)

Die Spieler des HCD dürften sich an Silvester also sicherlich gefreut haben, das verkorkste Jahr zu beenden und mit frischem Wind in die zweite Saisonhälfte zu starten. Die Saison war zum Zeitpunkt des Neujahrstags noch keineswegs verloren. Denn 24 Spiele waren dazumal im Frühjahr 2019 noch zu spielen. Der Rückstand auf das zehntplatzierte Lugano betrug «nur» 15 Punkte. Weshalb also die kleine Siegesserie vor Weihnachten nicht fortsetzen und den Abstand verkürzen?

Nun, der Rest ist ebenfalls bekannt. Das erste Spiel 2019 endete gleich mit grosser Ernüchterung. Das für die Psyche extrem wichtige Duell gegen Lugano ging verloren. Auch in den weiteren Spielen wartete man vergeblich auf den ersten Punktgewinn im neuen Jahr. Mit vier Niederlagen in Serie wäre vor einigen Jahren bei manch einem Klub schon Panik aufgekommen und der Trainer in Frage gestellt worden. In Davos ist dies nicht der Fall. Trotzdem stellt sich Frage, ob der Effekt des Trainerwechsels schon wieder verflogen ist.

Was Verstärkungsspieler und ein Trainerwechsel vorübergehend ausmachen können

Am Spengler Cup durfte Davos auf drei Verstärkungsspieler setzen. Während Linus Klasen in Lugano nur wegen den Ausfällen von Taylor Chorney und Henrik Haapala zum Zuge kommt, hat Bobby Sanguinetti mittlerweile einen Arbeitgeber in der AHL bei den Charlotte Checkers gefunden. Dario Simion hat nach drei Punkten in vier Spielen mit Davos in Zug wieder seine Hinterbänklerrolle eingenommen. Hatten diese Spieler so einen grossen Einfluss auf die Performance des HCD? Es scheint so (Bericht vor zwei Wochen).

Andererseits sind kurze Leistunsanstiege bei einem Trainerwechsel nichts Neues. Die Spieler müssen sich beim neuen Trainer erst wieder beweisen. Nach einigen Spielen flacht die Leistungskurve aber oftmals wieder ab. Bei Davos könnte dies ebenfalls der Fall sein. Möglicherweise ist der Spengler Cup also zur falschen Zeit gekommen und die Davoser haben ihren Leistungsschub zum falschen Zeitpunkt verbraucht.

Harijs Witolinsch hat der Mannschaft (kurzfristig?) neuen Schub gegeben. (bild: hcd.ch)

Natürlich können aus den Resultaten im 2019 auch positive Schlüsse gezogen werden. So war Davos in jedem Spiel knapp dran und hat in vier Niederlagen nur eine Tordifferenz von -6. Dabei konnten in allen Spielen jeweils drei Tore erzielt werden. Dass die Mannschaft dann aber doch jedes Mal ohne Punkte dasteht, spricht nicht wirklich für die (unter Arno Del Curto teilweise katastrophale) Defensive. Sie ist symbolisch für die Leistung der Davoser. Vor der Weihnachtspause hat man jeweils nur zwei Gegentreffer zugelassen - und mit drei erzielten Toren gewonnen.

Allerdings darf nicht vergessen werden, dass die Davoser mit Verletzungspech zu kämpfen haben. Zwar ist Enzo Corvi wieder fit, mit Magnus Nygren, Luca Hischier, Dino Wieser und Lukas Stopp fallen gleich vier Stammspieler länger aus. Zudem war Marc Wieser das letzte Spiel gesperrt und wird dies noch zwei weitere Spiele bleiben.

Die Davoser müssen trotzdem versuchen, nicht in dieselbe Negativspirale zu geraten wie unter Del Curto. Im heutigen Heimspiel gegen den Leader aus Bern wird dies allerdings keine einfache Aufgabe. Und mit fünf Niederlagen zum Jahresstart wird es für Witolinsch schwierig, eine positive Stimmung in der Mannschaft zu behalten. Kevin Schläpfer kann ein Lied davon singen.