Saisonanalyse 2018/19 - Horror-Saison für den HC Davos

Der HC Davos hat die schlechteste Saison seit Jahrzehnten hinter sich. HockeyInfo verabschiedet die Davoser mit etwas Verspätung in die Ferien und macht eine kurze Analyse.

Best Player - HC Davos

Wen würdest Du als Best Player des HC Davos auszeichnen? Ganz ehrlich, die Redaktion hat keinen Namen herauspicken können. Den Torhüter auszeichnen, wie es sonst so üblich ist, wenn kein Feldspieler heraussticht, ist beim HCD wohl kaum möglich. Deshalb gehen alle Spieler der Bündner leer aus.

Die Überraschung

Wie auch unter Arno Del Curto erhielten viele Nachwuchsspieler das Vertrauen von Haris Witolinsch. Er setzte gleich fünf Spieler mit Jahrgang 2000 in der National League regelmässig ein. Einer davon ist Benjamin Baumgartner. Der Österreicher mit Schweizer Lizenz hatte die Saison mit den Elite A Junioren begonnen und dort über einen Punkt pro Spiel gesammelt. Danach wurde er in die erste Mannschaft berufen und absolvierte 20 Spiele in der National League. Dort skorte er schon vier Mal. In der Platzierungsrunde und dem Playout-Final wurde er teilweise in der ersten Linie neben Andres Ambühl und Anton Rödin eingesetzt, wobei er sein Talent aufblitzen liess. In elf Partien gelangen ihm fünf Tore und drei Assists. Das Niveau in der irrelevanten Platzierungsrunde darf natürlich nicht überschätzt werden. Für seine 18 Jahre ist diese Ausbeute aber doch bemerkenswert.

Die Enttäuschung

So einige Spieler blieben in dieser Saison unter ihrem Wert. Der langjährige Kern der Mannschaft um Andres Ambühl, Marc und Dino Wieser, Enzo Corvi, Felicien Du Bois usw. legte wohl den schlechtesten Saisonstart ihrer Karriere hin. Marc Wieser, der in den letzten vier Qualifikationen immer mindestens über 33 Punkte erzielt hatte, wartete eine gefühlte Ewigkeit auf das erste Saisontor und wies zudem mit Minus-21 die schlechteste Bilanz des Teams auf. Corvi war beim WM-Silbermedaillengewinn einer der Schlüsselspieler, in dieser Saison aber überhaupt kein Leader und skorte nicht einmal einen halben Punkt pro Spiel. Ambühl und Du Bois konnten mit ihrer Erfahrung das Team auch nicht stabilisieren und die Saison retten.

Andres Ambühl war zwar stets bemüht, viel Energie aufs Eis zu bringen, der 35-Jährige wird aber auch nicht mehr jünger. (Just Pictures)

Gegen Saisonende und vor allem im Playout-Final waren es doch noch die vermeintlichen Leistungsträger, die den Unterschied ausgemacht und Davos souverän gerettet hatten. Trotzdem war der Davoser Kern, ehemals die verlängerten Arme von Del Curto, die grössten Enttäuschungen.

Die Saisonausbeute

Es war eine turbulente Saison für den HC Davos. Sinnbildlich dafür war die Besetzung und die Dramen der Ausländerpositionen: Der Finne Sami Sandell verletzte sich noch vor Saisonstart und bestritt kein einziges Spiel. Dann wurde Hals über Kopf der schwedische Torhüter Anders Lindbäck verpflichtet und Gilles Senn vor die Nase gesetzt. Der fast ein Jahr lang verletzte Perttu Lindgren brauchte Spielpraxis, war zu Saisonbeginn für eine Ausländerlizenz aber doch fast zu schlecht. Nach 16 unbefriedigenden Spielen wollte der aus der NHL in die Schweiz gelockte Shane Prince plötzlich den Vertrag auflösen. Dafür wurde Anton Rödin, der im Sommer seine NHL-Ausstiegsklausel genutzt und Davos verlassen hatte, sich aber nicht durchsetzen konnte, zurückgeholt. Und zu guter Letzt verletzte sich Verteidigungsminister Magnus Nygren mehrere Wochen.

Dies alles ist eigentlich nur eine kleine Nebensache: Denn Arno Del Curto hatte nach 22 Jahren kurz vor dem Spengler Cup den Bettel hingeschmissen und zog sich zurück. Haris Witolinsch ersetzte ihn und der Weg zur Besserung schien gekommen zu sein. Doch es täuschte. Davos musste zum ersten Mal seit über 22 Jahren den Gang in die Playouts antreten und rettete sich schliesslich im Playout-Final relativ souverän. Die Saison für den Rekordmeister ist kurz und knapp zusammengefasst eine pure Enttäuschung und soll so schnell wie möglich vergessen werden.

Erstmals seit 22 Jahren wird Arno Del Curto nicht mehr das Sommertraining des HCD leiten. Sein Nachfolger ist noch nicht bekannt. (TOPpictures/Andy Buettiker)

Die Zukunft

Davos hat während der Saison wichtige Vertragsverlängerungen bekannt gegeben. Andres Ambühl bleibt mindestens zwei weitere Jahre, die Gebrüder Wieser haben gar um vier Jahre verlängert und der viel umworbene Enzo Corvi hat für die nächsten drei Jahre unterschrieben. Nur einen Abgang haben die Davoser bisher zu beklagen: Inti Pestoni zieht es nach seiner Wiederauferstehung in Davos zum SC Bern.

Das junge Team verstärken Stürmer Fabrice Herzog und Verteidiger Samuel Guerra. Der 24-jährige Herzog will in Davos endlich sein komplettes Talent ausschöpfen. Guerra, 25-jährig, kehrt nach zwei Jahren beim ZSC und einem Jahr in Ambri zu Davos zurück, wo er bereits sechs Jahre verbracht hat. Zusätzlich werden einige Nachwuchsspieler wie Baumgartner und Oliver Heinen definitiv in die erste Mannschaft aufgenommen.

Das grösste Fragezeichen gibt es noch auf der Torhüterposition. Die Verträge der jungen Joren van Pottelberghe, der die halbe Saison an Kloten ausgeliehen war, und Gilles Senn laufen aus. Beide werden Davos verlassen, Senn vermutlich in Richtung Amerika. Mit Sandro Aeschlimann hat man die eigentliche Nummer 2 des EV Zug verpflichtet, der aber möglicherweise sogar das Potential zur Nummer 1 hat. Es stellt sich deshalb die Frage, ob Davos auf Aeschlimann setzt, erneut mit einem ausländischen Schlussmann in die Saison startet oder ein weiterer Schweizer Torhüter verpflichtet (z. B. Sandro Zurkirchen).

Zwei Ausländerlizenzen hat Davos schon vergeben: Magnus Nygren und Perttu Lindgren haben jeweils noch einen zweijährigen Vertrag. Der während der Saison verpflichtete Tomas Kundratek hat sich nicht wirklich für eine Vertragsverlängerung aufgedrängt, während Anton Rödin erst im Playout-Final aufgeblüht ist. Deshalb werden in der nächsten Saison vermutlich zwei neue Gesichter im Bündnerland zu sehen sein.

Zuzüge:

  • Sandro Aeschlimann (G)
  • Samuel Guerra (D)
  • Fabrice Herzog (F)
  • Florian Niedermaier (F, neu)

Abgänge:

  • Gilles Senn (G, neu)
  • Fabian Heldner (D, neu)
  • Inti Pestoni (F)
  • Anton Rödin (F, neu)

Ausländer:

  • Magnus Nygren (D)
  • Perttu Lindgren (F)

Die Analyse des letzten Feriengängers: