Saisonrückblick 2020/21 - Der HC Lugano in den Playoffs nicht auf der Höhe

Der HC Lugano beendete die Qualifikation auf dem sehr starken zweiten Platz. Das letzte Mal, als die Tessiner eine so gute Ausgangslage hatten, waren sie zum Schweizer Meister gekürt worden. Eine solche Wiederholung gab es jedoch nicht. Ganz im Gegenteil, es erinnerte mit dem Ausscheiden im Viertelfinal gegen die Rapperswil-Jona Lakers eher an die erfolglosen Spielzeiten danach.

Best Player

Wie bereits in Bern gehört Mark Arcobello auch beim HC Lugano zu den besten Ausländern der Liga. Bereits nach wenigen Spielen für den neuen Arbeitgeber trug der 32-jährige Stürmer das Trikot des Topskorers und beendete die Saison auch damit. In 52 Partien erzielte er zwar nur 13 Tore und damit am wenigsten seit er in der Schweiz spielt, dafür sammelte er ausgezeichnete 35 Assists. Die Tessiner waren extrem auf den Einfluss des Amerikaners angewiesen. Nur in sieben von insgesamt 33 Siegen hatte Arcobello bei keinem Treffer seinen Stock im Spiel, genauso wie bei sieben Niederlagen. Er skorte also regelmässig und war ein wichtiger Grund dafür, dass Lugano die Regular Season auf dem zweiten Platz beendete.

Die gegnerischen Verteidiger nahmen Mark Arcobello oftmals speziell ins Visier. Trotzdem konnte der Kanadier ihnen ein ums andere Mal entwischen. (JustPictures)

Die Überraschung

Beim SC Bern war Niklas Schlegel vor einem Jahr als Nummer 1 gescheitert. Er hatte das Vertrauen nicht mehr erhalten und wechselte vorzeitig zum HC Lugano, wo er mit Sandro Zurkirchen in der vergangenen Saison ein ausgeglichenes Torhüter-Duo gebildet hatte. Doch Zurkirchen fehlte die erste Saisonhälfte verletzt und Schlegel war dementsprechend erneut auf sich alleine gestellt. Doch dies machte ihm überhaupt keine Probleme. Er startete gleich mit zwei Shutouts in die Saison und zeigte vor allem eine besonders starke erste Saisonhälfte, obwohl sich die Verteidigung der Tessiner auf dem Papier nicht allzu gut gelesen hatte und etwas das Sorgenkind vor der Saison gewesen war. Nach dem unglücklichen Abenteuer in Bern hat sich der 26-Jährige, der sich trotz seiner bereits reichhaltigen Erfahrungen immer noch in einem relativ jungen Goalie-Alter befindet, endgültig wieder gefangen und hat weiterhin das Potential, um mittelfristig einer der besten Goalies der National League zu werden.

Die Enttäuschung

Vor vier Jahren schaffte Sandro Zangger mit 23 Skorerpunkten in 48 Partien beim EV Zug den endgültigen Durchbruch in der National League. Es zog ihn weiter nach Lausanne, wo er im ersten Jahr durchaus ordentlich performte, in der zweiten Saison jedoch nicht mehr so treffsicher war. Es ging weiter nach Lugano. Auch dort spielte er eine solide erste Saison, allerdings nicht mehr auf dem Niveau, also er noch in Zug unter Vertrag gestanden war. Im vergangenen Sommer folgte dann der Paukenschlag: Der 26-jährige Stürmer musste die Saison mit den Ticino Rockets in der Swiss League starten und fand lange keinen Platz mehr im Team der Bianconeri. Erst gegen Ende Januar stand er erstmals im Aufgebot von Lugano. Zwar bestritt er inklusive Playoffs immerhin 28 Spiele in der National League, sammelte allerdings nur 5 Skorerpunkte und erhielt nur vier Mal mehr wie zehn Minuten Eiszeit. Seine Zelte in Lugano wird er abbrechen und zurück zu seinem Jugendverein Rapperswil wechseln, wo er vorerst aber nur einen Tryout-Vertrag unterschrieben hat.

Ausblick in die Zukunft

Ähnlich wie beim HC Fribourg-Gottéron legte der HC Lugano eine sehr gute Qualifikation hingelegt und beendete diese auf dem zweiten Platz. Mit dieser Ausgangslage hatte zu Beginn der Saison wohl niemand gerechnet. Doch womöglich wurde genau das zum Verhängnis. Denn als bekannt wurde, dass der Gegner im Viertelfinal die nach der Regular Season auf dem zehnten Platz gestandenen Rapperswil-Jona Lakers hiess, sah sich der eine oder andere Spieler wohl schon im Halbfinal. Das erste Spiel konnte Lugano zwar noch für sich entscheiden, doch danach drehte sich die Angelegenheit. Es war nicht so, dass Lugano schlechter war, sie schossen einfach keine Tore mehr. Und so mussten sie sich bereits früh aus dem Meisterrennen verabschieden. 

Dass es jetzt nur wegen des Ausscheidens einen grossen Umbruch gibt, dem ist nicht so. Denn bereits während der Saison waren zwei Abgänge bekannt: Reto Suri geht zurück nach Zug und Thomas Wellinger wechselt zu seinem Jugendverein Davos. Dass Sandro Zangger und Dominic Lammer den Verein ebenfalls verlassen, kommt nicht überraschend, denn beide spielten nur eine untergeordnete Rolle. Sie wechseln beide nach Rapperswil. Wohl am wenigsten rechnen konnte man mit dem Abgang von Dario Bürgler zum Kantonsrivalen Ambri. Auch Sandro Zurkirchen und Matteo Romanenghi verlassen den Klub.

Dafür hat Lugano in der Defensive aufgerüstet. Mit Santeri Alatalo kommt ein frisch gebackener Schweizer Meister ins Tessin, der in den letzten Jahren zu den besten Verteidigern der Liga gehörte. Mit der Verpflichtung von Samuel Guerra stösst ein weiterer gestandener Verteidiger zur Mannschaft. 

Den Angriff verstärkt Calvin Thürkauf. Der 23-jährige wechselt mit NHL-Erfahrung zu Lugano, nachdem er in seiner Debüt-Saison in der National League beim EV Zug nicht über die Rolle eines Ergänzungsspielers hingeauskommen war. Mit seiner Statur von 188 cm und 93 kg hat er jedoch das Potential, ein dominanter Spieler in der Schweizer Liga zu werden. Zuerst muss er sich allerdings noch von seinem Unterschenkelbruch erholen.

Nur zwei Ausländer dieser Saison werden auch in der nächsten Saison das Trikot von Lugano tragen: Mark Arcobello und Mikkel Boedker. Tim Heed wird den Klub in Richtung KHL verlassen. Jani Lajunen erhält keinen neuen Vertrag mehr. Man darf gespannt sein, wen Sportchef Hnat Domenichelli in diesem Jahr an Bord zieht, nachdem er nun zwei Sommer hintereinander einen Spieler aus der NHL geholt hatte, die dort einen sehr guten Lohn hatten. Auch auf dem Schweizer Markt dürfte noch etwas gehen, da vor allem der Angriff mit nur elf Stürmern ziemlich dünn besetzt ist.

Zuzüge

  • Santeri Alatalo (V, Zug)
  • Samuel Guerra (V, Davos)
  • Calvin Thürkauf (S, Zug)

Abgänge

  • Sandro Zurkirchen (G, ?)
  • Thomas Wellinger (V, Davos)
  • Tim Heed (V, Spartak Moskau)
  • Eliot Antonietti (V, ?)
  • Reto Suri (S, Zug)
  • Dario Bürgler (S, Ambri)
  • Matteo Romanenghi (S, ?)
  • Jani Lajunen (S, ?)
  • Dominic Lammer (S, Rapperswil)
  • Sandro Zangger (S, Rapperswil)

Ausländer

  • Mark Arcobello (S)
  • Mikkel Boedker (S)