Saisonvorschau 2022/23: EHC Biel - Weniger profitiert auf dem Transfermarkt als andere

In weniger als einer Woche startet die neue National League-Saison. Die letzten Testspiele stehen vor der Tür. Werfen wir einen Blick auf die Teams. Heute im Fokus: EHC Biel.

Mit dem Einzug in die neue Eishalle im Jahr 2015 waren auch die Erwartungen beim EHC Biel gestiegen. Die Bieler konnten mit zwei Halbfinal-Einzügen diesen auch grösstenteils gerecht werden. Danach stellte sich jährlich die Frage, ob es nun auch mal ganz nach vorne reichen würde. Die letzten zwei Spielzeiten waren eher mager und man schied bereits in den Pre-Playoffs bzw. im Playoff-Viertelfinal aus. Können die Bieler wieder einen Gang hochschalten und im Kampf um den Meistertitel wieder mitreden?

 Eine Fantasy-Aufstellung des EHC Biel aufgrund der vergangenen Saison, Testspielen der Saison 2022/23 und Spekulation.

Alternde Kristalle in der Offensive

Dies wird nicht einfach zu bewerkstelligen sein. In den letzten Jahren konnten die Bieler dank höheren Einnahmen in der neuen Eishalle immer wieder grosse Namen im Schweizer Eishockey verpflichten. Mit Damien Brunner, Luca Cunti und Gaetan Haas haben sie Spieler in ihren Reihen, die zeitweise zu den besten der Liga zählen und an einem guten Abend den Unterschied ausmachen können. Das Problem: Brunner ist schon 36, Cunti 33 und Haas 30 Jahre alt. Letzterer ist zwar in einem guten Hockey-Alter, in der vergangenen Saison konnte Haas nach seiner Rückkehr aus der NHL aber nicht vollends überzeugen. Möglicherweise hat ihm das Verpassen der WM geholfen, wieder seine Bestform zu finden, um zu beweisen, dass er sein üppiges Gehalt auch wert ist. 

Drei Routiniers und eine potentielle Überraschung

Auch in der Defensive haben die Bieler alternde Spieler in ihren Reihen. Beat Forster (39), Robin Grossmann (35) und Noah Schneeberger (34) haben jahrelang zum Kreise der Nationalmannschaft gezählt und allesamt WM-Erfahrung gesammelt. Das Trio befindet sich jedoch im Herbst ihrer Karriere und es stellt sich jedes Jahr die Frage von Neuem, ob genau jetzt das Jahr zu viel ansteht. Um die Routiniers möglicherweise etwas zu entlasten, wurde Luca Christen verpflichtet. Der 23-jährige Verteidiger war in Langenthal einer der besten Offensivverteidiger der Swiss League, er muss sich in der höchsten Liga erst noch beweisen.

Eine wichtige Stütze in der Abwehr ist Yannick Rathgeb. Der Offensivverteidiger verknüpft  mit seinen 26 Jahren die Generationen der Altstars und der aufstrebenden Jungen um Christen, Yanick Stämpfli und Noah Delémont. Rathgeb zählt jede Saison zu den besten Schweizer Punktesammler seiner Position, hat seit zwei Jahren aber kein Aufgebot für die Nationalmannschaft mehr erhalten. Kann er sich nochmals in den Fokus von Patrick Fischer spielen?

Kann Yannick Rathgeb endlich den Sprung zum absoluten Superstar in der National League machen und somit in die Nationalmannschaft spielen oder bleibt er einfach ein guter Schweizer Offensivverteidiger? (JustPictures)

Talentschmiede in den eigenen Reihen

Der EHC Biel verfügt seit einigen Jahren über eine der besten Nachwuchsorganisationen der Schweiz. Mit Janis Moser, Lian Bichsel und Valentin Nussbaumer stammen drei der letzten fünf NHL-Drafts unter anderem aus dem Bieler Nachwuchs. Trotz der vielen Routiniers gibt es auch Platz für junge Talente. Mit Elvis Schläpfer und Jérémie Bärtschi stehen zwei vielversprechende Talente in den eigenen Reihen, denen der Durchbruch in der kommenden Saison zugetraut wird. Der 21-jährige Schläpfer verbrachte bereits die komplette letzte Saison in der ersten Mannschaft, der ein Jahr jüngere Bärtschi kam hauptsächlich in der Swiss League zum Einsatz. Für eine erfolgreiche Saison der Bieler braucht es das eine oder andere Tor von den Youngsters. Denn der Sturm ist nicht allzu breit aufgestellt und auf dem Papier gehört zumindest einer der beiden bereits zu den ersten vier Linien.

Weniger vom Ausländermarkt profitiert

In diesem Sinne macht sich das Fehlen eines vierten ausländischen Stürmers bemerkbar. Diese Lizenz müssen sie aufgrund des Ausfalls von Joren van Pottelberghe vorerst für einen ausländischen Torhüter einsetzen. Diesen haben sie mit Harri Säteri gefunden. Der 32-jährige Finne war die Nummer 1 beim Olympia-Goldmedaillen-Gewinn im letzten Frühjahr und einer der besten KHL-Torhüter der letzten Jahre. 

Es scheint, dass die Bieler im Vergleich zu den anderen Teams weniger von der Erhöhung der Ausländerzahl sowie dem mit KHL-Spielern überfluteten Transfermarkt profitiert haben. Einerseits, da sie alle fünf ausländischen Feldspieler bereits vor Ende der Saison unter Vertrag hatten, und andererseits, da Janis Moser letzten Sommer in die NHL abgesprungen ist, konnten sie bereits fünf Ausländer einsetzen. 

Dass die unter Vertrag stehenden Ausländer trotzdem viel Qualität haben und in Biel eine wichtige Rolle spielen, ist unbestritten. Das grösste Fragezeichen ist Jesper Olofsson, der seine überragende Saison in Langnau beweisen und wiederholen muss. Wenn er das kann, wird er Toni Rajala - in drei der letzten vier Spielzeiten Topskorer der Bieler - Konkurrenz um das Postfinance-Topskorer-Trikot machen. 

Natürlich kann es auch ein Vorteil sein, wenn man nicht allzu viele Neuverpflichtungen hat. Die beiden Verteidiger Viktor Lööv und Alexander Yakovenko sind bereits im Team integriert und man weiss, was man von ihnen erwarten kann. Der 29-jährige Schwede und der 24-jährige Russe haben beide das Potential, die für einen Verteidiger hoch gesetzte Marke von 30 Skorerpunkten zu knacken.

HockeyInfos Prognose

Biel ist auf dem Papier die älteste Mannschaften der Liga, wenn man die vielen U20 Spieler weglässt, die in der Vorbereitung zum Einsatz gekommen sind. Einige davon werden aber sicherlich ihre Spielzeit in der National League bekommen, denn zum einen ist das Kader nicht allzu breit aufgestellt und zum anderen hat Biel tendenziell vermehrt einige verletzte Spieler. Dies hängt unter anderem mit dem Alter zusammen, aber auch die noch nicht zum ganz alten Eisen gehörenden Luca Hischier oder Fabio Hofer haben in der Vergangenheit oftmals einige Spiele aufgrund Verletzungen verpasst.

Wenn plötzlich eine ganze Linie mit Leistungsträgern verletzungsbedingt fehlt, dann kann der eigene Nachwuchs noch so gut sein. In einer kompetitiven Liga wie der National League kann es dann schnell in eine unerwünschte Richtung gehen. Die Gefahr ist also vorhanden, das Potential aber ebenso. 

HockeyInfo sagt deshalb: Qualifikation für die Pre-Playoffs