Saisonvorschau 2022/23: HC Rapperswil-Jona Lakers - Eine Saison der Bestätigung

Bald geht's wieder los: Die Eishockey-Saison 2022/23 startet bereits in weniger als zwei Wochen. Die meisten Transfers sind getätigt, die Mannschaften trainieren wieder auf Eis und die ersten Ernstkämpfe in der Champions Hockey League sind Geschichte. Werfen wir einen Blick auf die Teams. Heute im Blickpunkt: SC Rapperswil-Jona Lakers

Mittlerweile ist der SC Rapperswil-Jona Lakers wieder ein fester Bestandteil der National League. Nach zwei Saison als Schlusslicht haben sich die Lakers in ihrem dritten Jahr nach dem Wiederaufstieg via Pre-Playoffs in den Playoff-Halbfinal gespielt. In der letzten Spielzeit reichte es mit Rang vier gar zur direkten Playoff-Qualifikation. Jetzt aber sind die St. Galler nicht mehr in der Position des Jägers, sondern zum Gejagten geworden. Ob sie diesem Druck beziehungsweise dieser Erwartungshaltung standhalten können, wird in der kommenden Saison interessant zu sehen sein.

Der Leistungsträger

Eine grosse Rolle beim Aufstieg der Lakers von einem Klub am Tabellenende zu einem Klub im Mittelfeld spielt Melvin Nyffeler. Der 27-jährige Schlussmann hat seinen Vertrag bis 2025/26 verlängert, obwohl er wahrscheinlich auch zu einem grösseren Klub hätte wechseln können. Schon immer als riesiges Talent wahrgenommen und auch zwei Weltmeisterschaften mit der U20-Nationalmannschaft bestritten, hat er sich in den letzten drei Jahren zu einem A-Nationalmannschaftstorhüter entwickelt. Mit 27 Jahren ist er verhältnismässig noch jung für einen Goalie und hat dementsprechend weiterhin Luft nach oben. 

Nyffeler wird - wenn er gesund bleibt - vermutlich an die 50 Partien als Startergoalie bestreiten. Denn eine grosse Schwäche der Lakers ist, dass sie hinter ihrer Nummer 1 mit Robin Meyer einen 21-jährigen Rookie haben, der zuvor hauptsächlich bei der EVZ Academy zum Einsatz gekommen ist und bisher nur zwei Einsätze in der National League auf seinem Konto hat. Selbst wenn Meyer bei seinen wenigen Einsätzen alle überrascht, einen Nyffeler wird er so schnell nicht vergessen machen können.

Eine Fantasy-Aufstellung des SC Rapperswil-Jona Lakers aufgrund der vergangenen Saison, Testspielen der Saison 2022/23 und Spekulation.

Junge, dynamische Offensivkräfte

Rapperswil hat in den letzten Jahren ihren Standortvorteil genutzt und junge Talente angelockt, welche sich in Zürich, Zug oder Davos nicht in der ersten Mannschaft festsetzen konnten. Aus dem Bündnerland ist an Nando Eggenberger und Gian-Marco Wetter zu denken. Eggenberger galt schon immer als riesiges Talent, wechselte mit grossen Hoffnung im Hinblick auf den NHL Draft nach Nordamerika in die OHL, wurde aber enttäuschenderweise nie gedraftet. Seit seinem Wechsel zu Rappi hat er zwei Spielzeiten mit über 20 Punkten und erste Einsätze in der A-Nati hinter sich.

Mit den Zuzügen von Dominic Lammer, Sandro Zangger und Yannick-Lennart Albrecht machten die Lakers im vergangenen Sommer alles richtig. Lammer und Zangger wurden in Lugano zuvor praktisch aussortiert und kehrten in die Nähe ihrer Heimat zurück. Dort erhielten sie die Chance in den Top Six und nutzten diese aus. Lammer stellte mit 13 Toren einen neuen persönlichen Rekord auf und Zangger sammelte so viele Punkte (27) wie noch nie in seiner Karriere. Albrecht gab dem Team als grossgewachsener Center die nötige Qualität auf der Mittelachse. Alle drei haben sich eine Rolle in den vorderen Reihen erkämpft und werden - gemäss Testspielen und der ersten Champions Hockey League-Partie - diesen Platz auch behaupten. Dementsprechend darf von allen wieder eine ähnliche Punkteausbeute erwartet werden.

Der MVP der Liga

Natürlich wären all die vielen Punkte nicht möglich gewesen ohne Roman Cervenka. Der Tscheche ist der Einzelspieler, der jedes Team in der National League besser machen kann. Überragende 64 Punkte sammelte er in der vergangenen Saison und war somit Topskorer der Liga. Sein Spielverständnis ist eine Klasse für sich und die Übersicht eigentlich zu gut für die National League. Cervenka ist der Motor der Mannschaft und wurde deshalb auch neulich zum Captain auserkoren. 

Roman Cervenka: Der Motor und Antreiber dieser Mannschaft. (JustPictures)

Diese Rolle übernahm er vom Amerikaner Andrew Rowe, der zwar nicht der absolute Leistungsträger ist, aber eine wichtige Führungspersönlichkeit auf dem Eis. Er skort nicht Unmengen an Punkten, doch er macht seine meist jungen Flügelspieler - beispielsweise Eggenberger, Wetter oder Yannick Brüschweiler - besser und kann eine Sturmreihe anführen.

Jordan Schroeder und Nicklas Jensen komplettieren die ausländischen Angreifer. Sie haben die letzten zwei Jahre in der KHL für Jokerit gespielt und zählten jeweils zu den besten drei Angreifern. Der kleingewachsene Schroeder ist als Center eher für die Vorlagen zuständig, während Jensen als kräftiger Flügelstürmer mit fast 100 kg den Puck in der Kiste versenkt. Können sie ihre Torproduktion auch auf Schweizer Eis fortsetzen, dann müssen sich die Gegner von dem Duo fürchten. 

Unauffällig, aber wertvoll

Nicht zu vernachlässigen ist die nominell vierte Linie der Lakers. Nico Dünner entwickelte sich in den letzten Jahren zu einem verlässlichen Center in der National League und hatte die beste Plus-Minus-Bilanz aller Angreifer des Teams. Neben ihm läuft mit Jeremy Wick ein routinierter Flügel auf, der viel Härte ins Spiel bringen kann. Das Duo stand bereits letztes Jahr vielfach gemeinsam auf dem Eis und schaffte es, die Toplinien der Gegner in Schach zu halten. Das kann enorm wertvoll sein, denn dadurch können sich andere Linien vermehrt um den Angriff kümmern. Aber nicht nur defensiv sind die beiden stark: Sie sammelten auch fleissig wichtige Punkte, was das Team über vier Linien gefährlich macht. Ergänzt wird das Team durch den erst kürzlich vermeldeten Transfer von Tyler Moy. Der Amerikaner mit Schweizer Wurzeln ist ein weiterer Spieler, der im erweiterten Kreise der Nationalmannschaft ist und gibt dem Team weitere Kadertiefe.

Talente und Routiniers in der Defensive

Auch Rapperswil wird wie so viele andere Klubs mit zwei ausländischen Verteidigern in die Saison starten. Der Neue ist kein Unbekannter: Maxim Noreau findet nach Ambri, Bern und Zürich bereits seine vierte Destination in der Schweiz. Er gehört jährlich zu den punktbesten Verteidigern der Liga und will auch in Rapperswil die Rolle des Topverteidigers übernehmen. Um diese Rolle kämpft auch Emil Djuse, der ein erfolgreiches erstes Jahr in der Schweiz hinter sich hat. Wohl einen Schritt zurück in der Hierarchie fällt Leonardo Profico. Der 32-Jährige sammelte in der letzten Saison unglaubliche 30 Skorerpunkte und war damit der viertbeste Schweizer Verteidiger in der Skorerliste. Mit der ausländischen Konkurrenz muss er aber um seinen Platz im Powerplay kämpfen.

Im Rampenlicht stehen auch die drei jungen ehemaligen U20-Nationalspieler David Aebischer, Nathan Vouardoux und Inaki Baragano. Wer kann seine Rookiesaison bestätigen? Wer macht einen weiteren Schritt nach vorne? Oder wer macht einen Schritt zurück in der zweiten Spielzeit, was bei jungen Talenten durchaus vorkommen kann?

Prognose HockeyInfo:

Abschliessend kann man mit gutem Gewissen sagen: So viel Talent steckte in der Vergangenheit selten in der Mannschaft von Rappi. Sie sind breit aufgestellt und haben Qualität über vier Linien. Trotzdem gibt es zwei Spieler, die mit ihrer individuellen Qualität über allen anderen stehen und von denen sehr viel abhängt: Melvin Nyffeler und Roman Cervenka. Die beiden Motoren des Teams werden für Siege und Niederlagen verantwortlich sein und müssen unbedingt verletzungsfrei bleiben, damit sich die St. Galler mit den Besten auf Augenhöhe duellieren können. 

Bestätigen ist am Ende des Tages meist schwieriger als Überraschen. Viele Spieler hatten die beste Saison ihrer Karriere und diese zu wiederholen wird die grosse Herkulesaufgabe sein. 

HockeyInfo sagt deshalb: Qualifikation für die Pre-Playoffs