Saisonvorschau 2022/23: SC Bern - Austausch der halben Mannschaft

Die Saison 2022/23 ist bereits mit dem Eröffnungsspiel am Mittwochabend lanciert worden. Doch heute geht es erst richtig los mit der ersten Vollrunde. HockeyInfo wirft einen Blick auf die letzte der 14 Mannschaften der National League. Im Fokus: SC Bern

Die erfolgreichen Jahre waren vorerst vorbei: In drei Spielzeiten schaffte es der SC Bern nicht unter die besten Acht nach der Regular Season. In der letzten Spielzeit wurde mit dem Verpassen der Pre-Playoffs gar ein neuer Tiefpunkt erreicht. Der Transfersommer bietet aber Grund zur Hoffnung. 15 Spieler haben den Klub verlassen, elf externe sowie einige Nachwuchsspieler verstärken die erste Mannschaft. 

Trotz den vielen Transfers blieb das Goalieduo bestehen. Philip Wüthrich startet als Nummer 1 in die Saison und wird voraussichtlich einen Grossteil der Partien bestreiten. Der 24-jährige Schlussmann konnte in der letzten Saison beweisen, dass er in der National League bestehen kann und hatte eine gute Fangquote von über 92 Prozent. Wüthrich profitiert sicherlich von der reichlich vorhandenen Erfahrungen des Backups Daniel Manzato. Der bald 39-jährige Goalie war schon bei etlichen Mannschaften unter Vertrag und stets ein Teamplayer. Wenn er zum Einsatz kommt, dann liefert er meist ordentliche Leistungen.

Totalrevision im Angriff

Den Angriff haben die Berner hingegen fast komplett erneuert. Nur Thierry Bader, Joshua Fahrni, Dominik Kahun, Simon Moser und Tristan Scherwey spielten in der letzten Saison eine Rolle in der ersten Mannschaft. Moser und Scherwey sind die einzigen, die noch länger dabei sind. Allerdings ist Joël Vermin auch kein Unbekannter. Der 30-jährige Nationalstürmer stammt aus dem Berner Nachwuchs und hatte mehrere Jahre in der ersten Mannschaft gespielt, bevor er sein Abenteuer in Nordamerika in Angriff nahm. Die letzten fünf Jahre verbrachte er in Genf und Lausanne. Nun kehrt er zurück zu seinem Jugendklub und soll den Bernern helfen, die tristen Jahre hinter sich zu bringen.

Ein weiterer ursprünglicher Berner, jedoch noch ohne Einsatz in der National League, ist Sven Bärtschi. Der 29-jährige Stürmer spielte die letzten zwölf Jahre in Nordamerika. Im Sommer 2011 in der ersten Runde gedraftet, absolvierte er knapp 300 Partien in der besten Liga der Welt für die Calgary Flames, Vancouver Canucks und Vegas Golden Knights. In den letzten drei Jahren hat er jedoch seinen Platz in der NHL verloren und lief grösstenteils in der AHL auf. Es wird interessant zu sehen sein, wie sich Bärtschi auf dem grösseren Eisfeld schlägt und ob er die für seinen Lebenslauf hohen Erwartungen erfüllen kann. 

Benjamin Baumgartner ist ein Name, der in der National League sehr gut bekannt ist. Nach seinem Wechsel zum Lausanne HC konnte der 22-jährige Österreicher mit Schweizer Lizenz nicht überzeugen und wechselte trotz gültigem, mehrjährigen Vertrag in die Hauptstadt. Dort stellt sich die Frage, ob er an seine Leistungen aus Davos anknüpfen kann. Falls ja, dann zählt der NHL-Draft von 2020 zu den grössten Talenten der Liga. 

Auch auf den Ausländerpositionen gibt es einige Veränderungen. Dominik Kahun ist der einzige Stürmer, der in der letzten Saison überzeugt hat. Seine 44 Skorerpunkte in 42 Partien sprechen für sich. Mit den enttäuschenden Cory Conacher und Kaspars Daugavins wurde der Vertrag aufgelöst. Dafür wurden mit Chris DiDomenico und Oscar Lindberg zwei bekannte Namen verpflichtet. DiDomenico soll beim SCB der neue Leitwolf werden und die Mannschaft ans Limit treiben. Der 33-jährige war in der vergangenen Saison der viertbeste Skorer sowohl in der Regular Season als auch in den Playoffs. Lindberg ist aus seiner Zeit beim EV Zug bekannt, als er in 46 Partien 30 Skorerpunkte gesammelt hatte. Der dritte Neuzugang kommt aus Nordamerika: Colton Sceviour ist 33 Jahre alt und hat über 500 NHL-Partien auf dem Buckel. Er ist für seine kämpferische Spielart bekannt, sitzt aber im Gegensatz zu DiDomenico deutlich weniger auf der Strafbank. 

Dominik Kahun war in der letzten Saison Berns einziger verlässlicher Skorer. Trotzdem gefällt es dem deutschen Nationalspieler in Bern, was er mit der Vertragsverlängerung bis 2027 unterstrichen hat. (JustPictures)

Ebenfalls zwei ausländische Verteidiger

Das Ausländersextett komplettieren die Verteidiger Eric Gélinas und Cody Goloubef. Die Vertragsverlängerung von Goloubef ist etwas überraschend, zumal der zum Ende der letzten Saison verpflichtete 32-jährige Kanadier mit vier Assists in zehn Spielen nicht allzu überzeugen vermochte. Gelinas hingegen könnte eine echte Verstärkung sein. Der 31-jährige Verteidiger mit einer Grösse von 193 cm hat zwar eine eher enttäuschende Saison hinter sich, in der Spielzeit 2020/21 war er mit 41 Skorerpunkten in 60 Spielen einer der besten Verteidiger der schwedischen Liga. Welchen Gelinas, der zum Saisonstart verletzungsbedingt ausfällt, werden wir in der National League sehen?

Neben den beiden Ausländern verstärken Romain Loeffel und Jesse Zgraggen die Abwehr. Der 31-jährige Loeffel ist langjähriger Nationalspieler und kann den Abgang von Calle Andersson kompensieren. Mit 21 Punkten in 33 Partien hatte Loeffel in der letzten Spielzeit den fünftbesten Punkteschnitt aller Schweizer Verteidiger. Andererseits ist Zgraggen weniger für offensive Gefahr zuständig. Der 29-jährige Defensivspieler, 2021 Meister mit dem EVZ, sorgt mit krachenden Checks für Furore auf dem Eis. 

HockeyInfos Prognose

Während sich andere Mannschaften nur punktuell verstärkt haben, hat der SC Bern praktisch seine ganze Mannschaft ausgewechselt. Die Anzahl Feldspieler, welche letztes Jahr über zehn Partien bestritten haben, lassen sich an zwei Händen abzählen. Dass die vielen Neuzugänge mehr Qualität mitbringen als die Abgänge, ist augenscheinlich. Dementsprechend liegt viel Druck auf den Schultern von Trainer Johan Lundskog und Sportchef Andrew Ebbett. Denn jetzt gibt es keine Ausreden mehr, dass das Team noch aus Altlasten besteht. 

HockeyInfo sagt deshalb: Qualifikation für die Pre-Playoffs