Saisonanalyse 2018/19 - Den Coup nur knapp verpasst, Genf darf stolz sein

Nach dem längsten Spiel der Schweizer Eishockeygeschichte haben sich die Spieler des HC Genf-Servette die Ferien redlich verdient. HockeyInfo macht eine kurze Saisonanalyse zu jedem Team.

Best Player - HC Genf-Servette

In seiner zweiten Saison seit der Rückkehr aus der NHL hat Tanner Richard eine noch wichtigere Rolle bei Genf-Servette eingenommen. Richard absolvierte 49 der 50 Quali-Partien und war Topskorer seines Teams. Er bestritt am meisten Bullys der gesamten Liga (895) und gewann davon über 60 %. In den Viertelfinal-Playoffs war Richard mit acht Vorlagen der Topskorer aller Teams. Als wichtigster Einzelspieler der Grenats strahlte er unglaublich viel Präsenz aus und war Sinnbild für den Genfer Kampfgeist. Der 25-Jährige wäre eine valable Option für Patrick Fischer im Hinblick auf die kommende Weltmeisterschaft in der Slowakei.

Die Überraschung

Genf ist in dieser Saison das Team, das wohl am meisten mit Verletzungen zu kämpfen hatte. Dadurch mussten sich die «Hinterbänkler» umso mehr beweisen. Einer davon ist John Fritsche. Der 27-jährige Flügelspieler erhielt im vergangenen Sommer nach fünf Jahren in Fribourg keinen Vertrag mehr und wurde kurz vor Saisonbeginn von Genf aufgenommen. Dort erkämpfte er sich von Anfang an einen Platz in der Mannschaft und verstand sich mit Eliot Berthon und Tim Bozon in einer Linie ausgezeichnet. Fritsche übertraf mit acht Toren seinen Karriere-Bestwert und steuerte zusätzlich zwei Assists bei. Mit Toren zu wichtigen Zeitpunkten trug er viel zur Playoff-Qualifikation des von Verletzungen geplagten Genfs in letzter Minute bei.

John Fritsche erzielte zwei Game Winnig Goals und war Teil eines kampfstarken Genfer Kollektivs. (TOPpictures/Andy Buettiker)

Die Enttäuschung

Einer der Spieler, die in dieser Saison mehrmals mit Verletzungen zu kämpfen hatten, ist Juraj Simek. Doch auch wenn der 31-Jährige einsatzbereit gewesen war, kam er nicht immer zum Einsatz. So bestritt er nur 26 Spiele in der Regular Season. Er erzielte dabei nur zwei Tore und sammelte einen Assist, nachdem er in der vergangenen Saison mit 26 Punkten der viertbeste Skorer des Teams gewesen war. Kein Wunder kam zwischenzeitlich das Gerücht auf, die SCL Tigers hätten Interesse am ehemaligen Nationalspieler.

Die Saisonausbeute

Chris McSorley und sein Genf-Servette hätten im siebten Playoff-Duell gegen den SC Bern den ersten Sieg wohl durchaus verdient. Trotz vielen Verletzungen und einer nominell unterlegenen Mannschaft machten sie den Bernern das Leben schwer und kämpften bis zur letzten Sekunde. Die gestrige Aufholjagd eine Minute vor Schluss ist das beste Beispiel dafür.

So nahe am Scheitern Berns bzw. am Coup war Genf noch kaum. In vier von sechs Spielen musste die Verlängerung entscheiden, nur das erste Spiel wurde mit mehr als einem Tor Differenz entschieden. Auch wenn es am Ende nicht gereicht hat, kann Genf stolz auf die Leistung sein. Zu Saisonbeginn wurde der Mannschaft nicht viel Kredit gegeben, doch nun haben sie die Playoffs erreicht und die Berner Hockeymaschine nahe an ihre Grenzen gebracht. Schlussendlich machte die individuelle Qualität den Unterschied aus und Bern kam verdient weiter.

Die Zukunft

Bei Genf-Servette wird es in den kommenden Jahren langsam einen Umbruch geben. Langjährige Leistungsträger wie Goran Bezina (39), Jonathan Mercier (33), Daniel Vukovic (33), Arnaud Jacquemet (30), Daniel Rubin (33) und Kevin Romy (34) werden nicht mehr jünger. Deshalb wurden bereits in dieser Saison mehrere Eigengewächse an die erste Mannschaft herangeführt. Dazu wurden einige vielversprechende Nachwuchsspieler verpflichtet: Roger Karrer (22) und Marco Miranda (20) wechseln von Zürich nach Genf, Simon Le Coultre (19) wurde von Kanada zurück in die Schweiz gelockt und Marco Maurer (31) bringt etwas jüngere Erfahrung ins Team.

Offiziell den Klub verlassen wird nur Mauro Dufner (Rapperswil). Der Wechsel von Cody Almond zu Lausanne ist weiterhin nicht bestätigt. Dabei scheint es sich aber um ein offenes Geheimnis zu handeln, das vielleicht gar nicht mehr bestätigt wird. Ob Goran Bezina eine weitere Saison anhängen wird, ist offen. Die älteren Herren Vukovic und Rubin besitzen ebenfalls keine Verträge wie die Arbeiter Fritsche, Timothy Kast und Eliot Berthon. Die Verträge der jungen Yoan Massimino (22), Neil Kyparissis (20) und Arnaud Riat (19) laufen genauso aus. Die Vertragsverlängerungen scheinen aber nur eine Frage der Zeit zu sein.

Die Ausländer Johan Fransson, Eric Martinsson, Jack Skille und Lance Bouma werden die Schweiz wohl wieder verlassen. Die Option im Vertrag von Tommy Wingels wird hingegen vermutlich gezogen.

Zuzüge:

  • Roger Karrer (D)
  • Simon Le Coultre (D)
  • Marco Maurer (D)
  • Marco Miranda (F)

Abgänge:

  • Mauro Dufner (D)
  • Eric Martinsson (D, neu)
  • Johan Fransson (D, neu)
  • Daniel Vukovic (D, neu)
  • Cody Almond (F, neu)

Ausländer:

  • Henrik Tömmernes (D)
  • Daniel Winnik (F)
  • Tommy Wingels (F, neu)

Die Analyse des letzten Feriengängers: