HockeyInfo Saison-Vorschau: Luganos Erneuerung der sportlichen Führung

Erstmals seit drei Jahren schied der HC Lugano wieder in der ersten Playoff-Runde aus und hat somit eine insgesamt mehr als enttäuschende Saison hinter sich. Zwischenzeitlich lagen die Tessiner lange unter dem Strich und qualifizierten sich erst kurz vor Schluss für die Playoffs. Deshalb findet in Lugano nun ein Umdenken statt. Ein neuer Sportchef und ein neuer Trainer sollen den Verein wieder zu alten Erfolgen führen.

Lange Ungewissheit auf der Torhüterposition

Bereits seit Jahren ist klar, dass Elvis Merzlikins irgendwann den Sprung nach Übersee wagen wird. Der 25-jährige Lette mit Schweizer Lizenz wurde 2014 von den Columbus Blue Jackets gedraftet und von denselben immer wieder beobachtet worden. Im März unterschrieb Merzlikins dann endgültig seinen ersten NHL-Vertrag. 

Durch den ausgetrockneten Markt (speziell für Schweizer Torhüter) war es für Lugano schwierig, sofort einen Ersatz zu finden. Während der damalige Sportchef Roland Habisreutinger bestätigte, einen ausländischen Schlussmann verpflichten zu wollen, war bei einigen die Hoffnung gross, dass Lausanne einen ihrer drei Torhüter freigeben wird. Schliesslich kam es dann doch zur schweizerischen Lösung und Lugano nahm Sandro Zurkirchen unter Vertrag. Obwohl der 29-Jährige einige Kritiker hat, die seine Fähigkeiten als Spitzentorhüter hinterfragen, stellte er in der vergangenen Saison mit 92.7 % immerhin die zweitbeste Fangquote der Qualifikation.

Keine Verbesserung der schwachen Defensive

In der vergangenen Saison hatte Lugano zwar die beste Offensive der Qualifikation, gleichzeitig aber auch am viertmeisten Gegentore erhalten. Und wie heisst es so schön: Der Angriff gewinnt Spiele, die Verteidigung gewinnt Meisterschaften. Lugano wäre deshalb zu raten gewesen, die Verteidigung zu verstärken. Ausser dem Abgang von Stefan Ulmer zu Biel gibt es jedoch keine Veränderungen. 

Die Defensive hat mit Captain Alessandro Chiesa und Routinier Julien Vauclair vor allem viel Erfahrung und besitzt mit Elia Riva ein grosses Talent in den eigenen Reihen. Allerdings fehlt es allgemein an defensiver Sicherheit. Romain Loeffel ist zwar für mindestens 30 Punkte pro Saison gut, er überragt aber nicht mit seinen defensiven Fähigkeiten. Seit dem Abgang von Philippe Furrer im letzten Sommer fehlt ein wahrer Verteidigungsminister.

Mit Atte Ohtamaa haben die Tessiner neben Taylor Chorney kürzlich einen zweiten ausländischen Verteidiger verpflichtet. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sie nun auf ein 2+2 umstellen werden. Der 31-jährige finnische Weltmeister bringt nämlich Physis, Sicherheit und gleichzeitig auch noch etwas Offensivpotential mit.

Julien Vauclair wird seine letzte Saison als Spieler bestreiten, bevor er den Job als «Head of Scouting» für Lugano übernehmen wird. (Wikipedia)

Abgang des Topskorers und der 4-Millionen-Mann aus der NHL

Mit Gregory Hofmann verliert Lugano einen der besten Schweizer Spieler der Liga an den Konkurrenten Zug. Der 26-jährige Stürmer knackte in der vergangenen Regular Season die unglaubliche Marke von 30 Toren. Der Scharfschütze wird nicht eins zu eins zu ersetzen sein. Mit Reto Suri haben die Tessiner aber eine starke Persönlichkeit verpflichtet, die ebenfalls weiss, wie man Tore schiesst.

Im Juli machte sich der neue Sportchef Hnat Domenichelli erstmals bemerkbar: Er hat den kanadischen Center Ryan Spooner für ein Jahr unter Vertrag genommen. In der vergangenen Saison verdiente der 27-Jährige noch vier Millionen, nun geht er nach einer katastrophalen NHL-Saison in der Schweiz auf Torejagd und will sich damit natürlich wieder in der besten Liga der Welt empfehlen. Mit seiner Übersicht und Spielweise hat Sponner definitiv das Potential, einer der besten Spieler der Liga zu sein.

Zuzüge

  • Sandro Zurkirchen (G)
  • Atte Ohtamaa (D)
  • Reto Suri (F)
  • Dominic Lammer (F)
  • Sandro Zangger (F)
  • Ryan Spooner (F)

Abgänge

  • Elvis Merzlikins (G)
  • Stefan Ulmer (D)
  • Gregory Hofmann (F)
  • Luca Cunti (F)
  • Maxim Lapierre (F)
  • Henrik Haapala (F)

Ausländer

  • Taylor Chorney (D)
  • Atte Ohtamaa (D)
  • Jani Lajunen (F)
  • Linus Klasen (F)
  • Ryan Spooner (F)

Ein Neuanfang in Lugano

Dass Greg Ireland bis zum Saisonende an der Bande der Tessiner stand, war nicht unbedingt zu erwarten. Deshalb war es nicht erstaunlich, dass der Vertrag mit Ireland nicht verlängert wurde. Mit Sami Kapanen hat Lugano einen grossen Namen verpflichtet. Der ehemaligen NHL-Spieler, dessen Sohn Kasperi momentan in der NHL auf Torejagd geht, ist Besitzer des finnischen Spitzenteam Kalpa Kuopio und in seiner Heimat überall bekannt.

Kapanen steht für ein attraktives Eishockey mit einem schnellen Forechecking. Gelingt es ihm damit, die individuell hochklassigen Spieler wie Linus Klasen, Luca Fazzini und Dario Bürgler wieder an ihre Leistungsgrenze zu bringen? Und kann er gleichzeitig die verwundbare Defensive stabilisieren?

In Lugano sind durch den (kleinen) Umbruch viele Fragen offen. HockeyInfo ist trotzdem der Meinung, dass Lugano eine bessere Spielzeit absolvieren wird. Offensiv wird die Mannschaft eine der besten der Liga sein. Allerdings offenbaren sich wie bereits in der letzten Saison immer wieder defensive Schwächen, was einige Punkte kosten wird.

Lugano: Platz 6

HockeyInfos Prognose: 

1. 

2. EHC Biel

3. SC Bern

4. Lausanne HC

5.

6. HC Lugano